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Röteln

Röteln sind eine Viruskrankheit. 

Epidemiologie 

In nicht geimpften Populationen kommt es wegen der Infektiosität des Virus alle Jahre zu Endemien, wobei hauptsächlich Kinder im Alter von 6-10 Jahren erkranken. Zusätzlich treten zirka alle 7 Jahre größere Epidemien auf, weil etwa 10% bis 20% junger Erwachsener ohne Impfung ungeschützt sind.

Infektionsquelle und Übertragung Kontakt- oder Tröpfcheninfektion durch die Schleimhaut der Atemwege von erkrankten Personen.

Inkubationszeit: 18 (14 - 21) Ta

Krankheitsbild; Diagnose, Therapie 

Röteln sind eine ansteckende Viruserkrankung mit mildem Verlauf, feinfleckigem Ausschlag und Lymphknotenschwellungen. Bei Erwachsenen, besonders bei jungen Frauen, kann gelegentlich eine Entzündung der Knie- und Fingergelenke auftreten. Seltene Komplikationen sind Thrombozytopenie (1/3.000) oder Enzephalitis. Bei etwa einem Drittel der Infizierten verläuft die Krankheit klinisch stumm! Schwerwiegende Folgen hat die Röteln-Erkrankung in der Frühschwangerschaft wegen der Infektion des Ungeborenen (Röteln-Embryopathie) mit u.a. Blindheit, Taubheit und Herzfehler, geistiger Behinderung, Autismus des Kindes. Die Erkrankung hinterlässt eine lebenslange stabile Immunität. Da die Röteln häufig atypisch verlaufen oder andere Viruserkrankungen ein rötelnähnliches Bild verursachen können, muss die Diagnose durch serologische Untersuchung gesichert werden. Es gibt keine spezifische Therapie; eine Behandlung ist wegen der geringen Symptome meist nicht erforderlic

Impfstoffe in Österreich, Impfschema 

(Kombinationsmöglichkeiten) Lebendimpfstoff aus abgeschwächten Viren wird als Injektion subkutan (unter die Haut) - meist als Kombinationsimpfstoff mit Masern und Mumps - verabreicht. (s.a. Impfen)

Die einfache Rötelnimpfung wurde früher zur Impfung der Mädchen im 13. Lebensjahr empfohlen. Seit der Empfehlung der zweimaligen Masern-Mumps-Röteln-Impfung aller Kinder im 2. Lebensjahr ist dies nicht mehr notwendig. Bei Fehlen der 2. MMR-Impfung sollte diese spätestens im 13. Lebensjahr nachgeholt werden. Frauen im gebärfähigen Alter ohne Rötelnimmunität sollten mit einfacher Rötelnimpfung oder dem Dreifachimpfstoff gegen Masern-Mumps-Röteln immunisiert werde

Immunogenität und Effektivität 

Die Impfung bewirkt bei 95 bis 100% der Geimpften die Bildung von Antikörpern innerhalb von 21 bis 28 Tagen. Effektivitätsstudien ergaben eine Schutzrate von 95-97

Nebenwirkungen und Gegenanzeigen

Vorübergehende Gelenksschmerzen wurden vor allem beim Impfstamm HPV-77 beobachtet und können bei erwachsenen Frauen auch beim Stamm RA27/3 bei 13 bis 15% vorkommen. Eine vorübergehend Verminderung der Blutplättchen mit Hautblutungen kann nach Röteln und Masern vorkommen. Nach der MMR-Impfung wurde eine Häufigkeit von 0,6 bis 3 auf 100.000 beschrieben.

Als Gegenanzeigen sind angegebe

  • Schwangerschaft; bei Frauen im gebärfähigen Alter sollte eine Schwangerschaft drei Monate nach der Impfung vermieden werden.
  • bekannte Überempfindlichkeit gegen Impfstoffbestandteile (Neomycin, Eier). Personen mit nicht-anaphylaktischen Allergien gegen Eiereiweiß sind nicht gefährdet.
  • akute fieberhafte Erkrankungen und aktive unbehandelte Tuberkulose.
  • Patienten mit angeborenen oder erworbenen Immunmangelzuständen.
  • nach Gabe von Plasma, Immunglobulinen oder immunsuppressiv wirkenden Medikamenten kann frühestens 3 Monate nach dem Absetzen dieser Therapie gegen Röteln (und Masern) geimpft werden.
  • Kinder mit HIV-Infektion ohne AIDS-Symptomatik können geimpft werden. 

Spezielle Fragestellungen

Seit Langem ist eine Röteln-Schutzimpfung für Mädchen im 13. Lebensjahr empfohlen. Diese erübrigt sich, sofern zwei MMR-Impfungen verabreicht worden sind, bzw. sollte in diesem Alter statt der Röteln-Impfung die 2. MMR-Impfung appliziert werden. In den Jahren 1979 bis 1995 sind in Österreich vom Institut für Virologie der Universität Wien 26 Fälle von Rötelnembryopathie diagnostiziert worden; seit 1996 ist kein Kind mehr mit dieser Erkrankung bekannt geworden. In all diesen Jahren war aber jeweils eine viel größere Zahl von Rötelninfektionen in der Schwangerschaft (bis zu 90 pro Jahr) Anlass zu einem Schwangerschaftabbruch. Auch in dieser Hinsicht ist die lückenlose Durchführung der MMR-Impfung im Rahmen des Kinder-Impfplans von eminenter Wichtigkeit. Geimpfte Personen sind nicht ansteckend, daher stellt die Impfung eines Kindes, dessen Mutter gerade schwanger ist, keine Gefahr für die Schwangere dar. 10 bis 20% der Frauen im gebärfähigen Alter sind seronegativ, also vor Röteln nicht geschützt! Schutz gewährt Titer von 1:32 (oder höher); eine Titerbestimmung bei allen Frauen vor Eintritt in das Gebäralter - und nicht erst im Rahmen der ersten Mutter-Kind-Pass-Untersuchung in der Schwangerschaft - wäre wünschenswert.