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Schalfblattern (s.a. Windpocken)

Der siebenjährige Sohn meiner Freundin erkrankte kürzlich an „Schafblattern". Ist diese Erkrankung ansteckend und kann man sie öfter bekommen? 

Bei den „Schafblattern" handelt es sich um eine hochinfektiöse, ansteckende Viruserkrankung, die durch die Luft (oder durch den Wind, daher auch „Windpocken") übertragen wird. Selbst wenn der Abstand zum erkrankten Kind einige Meter beträgt, kann man sich noch anstecken. Allerdings zeigen sich die ersten Krankheitszeichen erst nach 14 bis 21 Tagen.

Typisch für den Krankheitsverlauf ist das Auftreten eines stark juckenden Ausschlages, der sich über den ganzen Körper, sogar in der Mundhöhle und am behaarten Kopf, verteilt. Aus den zunächst roten Flecken entwickeln sich Knötchen, die schließlich zu Bläschen mit wasserhellem Inhalt werden. Erst wenn das letzte Bläschen verkrustet ist, ist das Kind nicht mehr ansteckend.

Im Normalfall verläuft die Krankheit ohne Komplikationen. Gegen den juckenden Hautausschlag empfehle ich eine lokale Behandlung mit einer Juckreiz-stillenden Tinktur. In seltenen Fällen befällt das Schafblattern-Virus jedoch die Nervenzellen, und es kann auch das Gehirn mit betroffen sein. Das Kind leidet dann unter Sprach- oder Gleichgewichtsstörungen und Sie sollten sofort den Kinderarzt aufsuchen.

Wird die Krankheit rechtzeitig erkannt, besteht die Möglichkeit, sie mit einem sogenannten „Virustatikum" am Ausbruch zu hindern oder ihren Verlauf abzuschwächen. Für gefährdete (immungeschwächte) Personen empfehle ich eine Impfung. 

„Schafblattern" kann man im Prinzip nur einmal bekommen. Das Virus verbleibt jedoch in den Nervenzellen des Körpers. Kommt es im Erwachsenenalter zur Störung des Immunsystems, kann das Virus reaktiviert werden und verursacht dann die ebenfalls (wenn auch geringer) ansteckende „Gürtelrose".

Dieser Artikel wurde bereits als Pressetext in der Kategorie "Die Ganze Woche - Österreichs Kinder- und JugendärztInnen beantworten Leserfragen", Artikel aus dem Jahr 2004, publiziert.

Prim. Univ.-Prof. Dr. Ingomar Mutz
Leiter der Abteilung Kinder- und Jugendheilkunde, LKH Leoben
Mitglied der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde