Kinderaerzte-im-Netz.at

Ihre Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Bergtouren

Wir wollen unserem achtjährigen Sohn die Seenlandschaft der Klafferkessel in den Schladminger Tauern zeigen und dabei auch zum Hochgolling (2862m) aufsteigen. Was müssen wir beachten?

Das Wichtigste ist, dass Sie Ihren Sohn nicht überfordern, denn bedenken Sie: Kinder sind keine kleinen Erwachsenen und damit auch nicht so belastbar. Sie werden rascher überfordert und gelangen schneller an ihre Leistungsgrenze, da sie über weniger Reserven verfügen.

Oft ist es die zu große Erwartungshaltung der Eltern, die sich von ihren Kindern Leistungen wünschen, die sie aufgrund ihres Alters noch nicht erfüllen können (und sollen!).

So benötigen Kinder im Vergleich zum Erwachsenen eine höhere Energiezufuhr und können nicht aus unbegrenzten Reserven schöpfen. Die Empfindlichkeit gegenüber Kälte ist deutlicher ausgeprägt, d.h., dass sie beim Bergsteigen und Schifahren schneller unterkühlen als Erwachsene. Bei Hitze reagiert der kindliche Organismus aufgrund der erhöhten Wärmeproduktion und der verminderten Schweißsekretion sensibler. Bei zu großer körperlicher Anstrengung, ohne genügend Flüssigkeitszufuhr kann es zu einem Leistungsabfall und einem Kollaps kommen. Um dies zu vermeiden, sind genügend Pausen mit ausreichender Flüssigkeitszufuhr und sinnvollen Snacks wie Müsliriegel sehr wichtig. Sollten Höhen über 2500 m überschritten werden, so muss man – vor allem wenn auch in diesen Höhen übernachtet wird – mit Reaktionen des Körpers auf die Höhe rechnen. Es können wie beim Erwachsenen auch bei Kindern Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit, Atmungs- und Schlafprobleme auftreten.

Aus gesundheitlicher Sicht ist die alpinsportliche Betätigung für Kinder nicht stark genug zu würdigen. Gilt es doch, Bewegungsmangel, Übergewicht und seelischer Verarmung rechtzeitig vorzubeugen. Der Grundsatz heißt aber auch hier: Schulkinder wollen gefordert, dürfen aber nie überfordert werden. Dann steht einem schönen Bergerlebnis nichts mehr im Wege.

Dieser Artikel wurde bereits als Pressetext in der Kategorie "Die Ganze Woche - Österreichs Kinder- und JugendärztInnen beantworten Leserfragen" publiziert.

Prim. Dr. Karl Pallasmann
Vorstand der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde, LKH Villach
Mitglied der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde