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Sexualität

© Knut Wiarda - Fotolia.com
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Jeder kennt es, jeder tut es. Oder?

"Ich habe noch nie Sex gehabt." Wer gibt das schon zu? Jeder Teenager möchte erfahren sein, jeder glaubt, der oder die andere "hat schon". Und da möchte man nicht zurückstehen. Dabei ist der häufigste "Sex", den Jugendliche zwischen 12 und 15 Jahren haben, die Selbstbefriedigung. Also, wenn du wieder einmal in einer "wissenschaftlichen Studie" liest, wie viele 14-Jährige schon Sex gehabt haben, frag dich mal, woher die Studienleiter das wissen wollen. Mehr als fragen können sie ja auch nicht.

Das erste Mal

"Es" zu tun, weil es "Zeit ist", weil es "die anderen" getan haben, ist kein guter Grund. Wichtiger ist: mit wem? Und: Schön soll es sein. Sicher willst du, dass es so ist. Deshalb tun es die meisten mit einer Partnerin oder einem Partner, in den sie verliebt sind. Sie haben einander nicht dazu gedrängt oder gar erpresst ("sonst ist es aus"). Sie haben sich dem "ersten Mal" schrittweise beim Petting angenähert. Sie freuen sich auf das schöne Gefühl. Sie wollen "es" gemeinsam genießen. Sie wissen, dass ihnen voreinander nichts peinlich sein muss. Sie haben es nicht genau geplant, aber sie haben an die Verhütung gedacht. Lass dir Zeit, lass dich nicht drängen und hab den Mut, "nein" oder "ja" zu sagen - so wie es für dich richtig ist.

Einfach nur Sex?

Manche Burschen glauben, wenn Mädchen "nein" sagen, meinen sie trotzdem ja. Aber Mädchen haben keinen Sprachfehler. "Ja" ist "ja", und "nein" ist "nein". Manche Mädchen glauben, wenn sie "nein" sagen, verlieren sie den Freund. Aber einer, der dir so kommt, ist kein Freund. Lass ihn gehen!

 

Homosexualität

Woher kommt sie? Welche Theorien gibt es?

Verliebt in den besten Freund oder in die beste Freundin? Warum ist jemand homosexuell? Das weiß die Wissenschaft noch nicht genau. Es gibt Theorien: Manche behaupten, schon mit drei Jahren sei klar, ob ein Bursch oder ein Mädchen schwul oder lesbisch wird. Andere sagen, es hängt von den Leuten ab, mit denen man in der Pubertät zusammen ist. Die Wahrheit liegt vielleicht in der Mitte.

Veranlagung

Forscher sagen, das viele Menschen die Veranlagung haben, sich für beide Geschlechter zu interessieren (bisexuell). Die meisten entscheiden sich für eine der beiden Seiten, manche bleiben ihr Leben lang unentschlossen. Tatsache ist, dass Homosexualität keine abartige und auch keine mindere Form der Sexualität ist. Homosexuelle und bisexuelle Menschen haben die gleichen Gefühle wie heterosexuelle. Sie lieben und möchten geliebt werden. 

Vorurteile

Sieht man Homosexuellen ihre Veranlagung an? haben sie andere Gesichtszüge? Nein! Haben homosexuelle Männer eine Vorliebe für kleine Buben? Nein! Homosexuelle Männer interessieren sich genauso wenig für Knaben wie heterosexuelle für kleine Mädchen. Perverse Ausnahmen gibt es in beiden Gruppen, aber das ist eine andere - kriminelle - Geschichte. 

Verhüten: Auf der sicheren Seite

Für Burschen ist Verhüten ganz einfach. Mit einem Kondom.

Es gibt nur zwei Gründe für Sex ohne Verhütung. Sie müssen beide zutreffen. Grund 1: Wir wollen ein Baby. Grund 2: Wir sind supersicher, dass wir keine ansteckenden Krankheiten (und da gibt es nicht nur Aids) haben.

Kondom

Dieses Verhütungsmittel greift am wenigsten in den Körper ein. Es ist mit etwas Übung einfach anzuwenden und schützt nicht nur vor einer ungeplanten Schwangerschaft, sondern auch vor Aids und anderen (nicht allen) sexuell übertragbaren Krankheiten. Keine Nebenwirkungen. Die Behauptung, man "spüre" zu wenig, ist ein Märchen. 

Verhüten ohne Chemie

Mädchen haben die Wahl. Burschen müssen Bescheid wissen.

Obwohl das Kondom sehr empfehlenswert ist, nehmen viele Mädchen die Verhütung selbst in die Hand. Sie wollen beim Sex nicht an Verhütung denken, oder ihre Partner wollen kein Kondom überziehen. Welcher Grund ist wohl der häufigere? 

Chemie

Chemische Mittel wie Creme, Gel, Schaum und Sprays müssen bei jedem Geschlechtsverkehr angewandt werden. Sie wirken erst nach zehn Minuten und nur eine Stunde lang. Sie schützen nicht vor Krankheiten und auch nicht sicher vor Schwangerschaft. 

Pille

Sie wirkt praktisch zu 100%. Sie muss täglich eingenommen werden und enthält Hormone. Sie bewirken, dass dein Körper "glaubt", er sei schwanger, und es dadurch nicht mehr werden kann. Die Pille wirkt supersicher gegen Schwangerschaft, nicht aber gegen ansteckende Krankheiten. Für Teenager gibt es spezielle Pillen (Minipillen). Achtung: Die Pille wird nur von der Frauenärztin und vom Frauenarzt verschrieben (und auf keinen Fall von der Freundin geborgt). Nicht ganz geklärt sind die Nebenwirkungen der Pille. Sicher ist aber, dass sich Pille und Zigaretten überhaupt nicht vertragen! Wenn schon, dann nur eins von beiden! Regelmäßige Einnahme und Untersuchungen sind wichtig. Die Pille muss nicht sein, wenn ihr ein Kondom verwendet. 

Temperaturmethode

Du bestimmst deine fruchtbaren und unfruchtbaren Tage durch Temperaturmessen und Rechnen. Sex ist nur an unfruchtbaren Tagen erlaubt. Die Methode ist nicht sicher, bei jungen Mädchen schon gar nicht, da sich der Zyklus erst einspielen muss. Kein Schutz vor ansteckenden Krankheiten. 

Pille danach

Es ist passiert, und ihr habt nicht verhütet. Oder das Kondom ist gerissen. Für diesen Notfall gibt es die Pille danach. Sie muss möglichst bald, am besten in den ersten zwölf Stunden, jedoch bis längstens 72 Stunden danach eingenommen werden. Dann wirkt sie recht sicher. Die "Pille danach" ist keine Abtreibungspille, denn sie verhindert, dass es zum Beginn der Schwangerschaft durch Einnisten des befruchteten Eies kommt. Nebenwirkungen können Übelkeit, Erbrechen und Schmerzen im Unterleib sein. Die "Pille danach" ist also ein ziemlicher Hammer. Daher kommt sie auch nur infrage, wenn sie deine Ärztin/dein Arzt verschrieben hat. Sie darf nicht zu häufig eingenommen werden und ist wirklich nur für den Notfall gedacht. Die Belastung für den Körper ist höher als durch die Pille.

"Aufpassen"

Keine Verhütungsmethode, wird aber sehr oft angewandt, vor allem beim "ersten Mal". Die "Technik": Eine Sekunde bevor es am schönsten wird, zieht der Junge das Glied heraus. Das ist extrem unsicher. Außerdem kann schon vorher unbemerkt Samenflüssigkeit austreten .....

Schutz vor ansteckenden Krankheiten: keine! Nebenwirkungen: Babys (auch beim ersten Mal)!

Infos:

Kinder- und Jugendtelefon: 0800 111 03 33

Österreichisches Institut für Sexualpädagogik

Internetberatung "herzklopfen", sexualpädagogische Angebote für Schulen, Exkursion in eine gynäkologische Praxis, Fortbildung für Lehrer/innen, Gynäkologen/innen und Schulärzte/innen:

01/328 66 30, E-Mail: herzklopfen@noSpam.netway.at

Österreichisches Institut für Familienforschung

Love-Talks: präventives sexualpädagogisches Modell unter Einbeziehung der Eltern: 01/535 14 54 10

Österreichische Gesellschaft für Familienplanung

First Love, First Love Mobil, Telefonberatung: 01/478 52 42

Anonyme Geburt und Babyklappe: 0800 83 83 83

Sicher sein: Wie riskant ist Sex?

Warum muss man bei einer so schönen Sache nur so viel bedenken? Leider steigen in Österreich die sexuell übertragbaren Krankheiten stark an, und auch die HIV-Neuinfektionen nehmen zu. Mit einem Kondom schließt du für dich jedes Risiko aus. Es verhindert, dass du dich mit dem HI-Virus ansteckst, und es schützt dich vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten. 

Hepatitis

Gegen Hepatitis B gibt es eine Impfung, gegen Hepatitis C nicht. Beide sind viel ansteckender als Aids und können dein Leben deutlich verkürzen. Die Krankheit ist in beiden Fällen kaum heilbar.

Ansteckung

Ungeschützter Geschlechtsverkehr, Blutaustausch (Blutsbrüderschaft), Nadel (Drogen), Piercing, Tattoos (wenn die Hygienerichtlinien nicht eingehalten werden).

Heilbar

Unangenehm, aber heilbar sind Pilzerkrankungen, Chlamydien (bei Mädchen droht Unfruchtbarkeit), Tripper, Syphilis, Herpes. 

Erkennen

Genaue Beschreibungen findest du im Link. Folgende Symptome sollten dich auf jeden Fall zum Arzt führen:

Mädchen:

Schmerzen beim Wasserlassen, grau-gelber oder eitriger Ausfluss, Jucken, Brennen, Unterleibsschmerzen, Zwischenblutungen, Schmerzen beim Sex, schmerzlose Knoten an Scheide und After (auch wenn sie wieder vergehen). 

Burschen: 

Ständige Rötung der Eichel, Schmerzen beim Wasserlassen, trüber Ausfluss, schmerzlose Knoten an Penis und After (auch wenn sie wieder vergehen).

Schutz vor Aids: Was du über HIV wissen musst

Aids - ein Begriff, der Angst macht. Aber wenn du dich sicher verhältst, wirst du dich nicht mit dem HI-Virus anstecken. Und wenn doch: Aids ist heute kein sofortiges Todesurteil mehr. Außer du steckst den Kopf in den Sand. 

Verlauf

Es beginnt mit der Ansteckung mit dem HI-Virus (am häufigsten durch Blut und Sperma). Dieses greift das Immunsystem an. Aids bricht erst Jahre später aus - in Form von Krankheiten wie Lungenentzündung, gegen die der geschwächte Körper nicht mehr ankommt.

Alt werden mit Aids?

Inzwischen gibt es wirksame Medikamente. Sie bringen nicht die Heilung, aber können das Leben um Jahrzehnte verlängern. Ganz wichtig: Wird die HIV-Infektion möglicht bald erkannt, steigen die Chancen der Therapie - und die Lebenserwartung. Aids ist heute eine chronische, immer tödlich verlaufende Krankheit. Aber ein Leben mit Aids gibt es (in den Industriestaaten). Du bist damit aber schwer krank und brauchst viele Medikamente.

Ansteckend

Ungeschützter Geschlechtsverkehr, Blutaustausch (Blutsbrüderschaft), Nadeln (Drogen), Piercing und Tattoos (die nicht hygienisch erstellt werden). Der einzige Schutz vor Aids beim Geschlechtsverkehr ist das Kondom.

Nicht ansteckend

Händeschütteln, Umarmen, Küssen, Kuscheln, Liebhaben. Extrem unwahrscheinlich: Übertragung durch Blutkonserven (werden sehr gut kontrolliert). 

Link: www.kija.at

Entnommen mit freundlicher Genehmigung (Mag. Hörhan) aus dem Ratgeber für gesundes Leben "Feel Good" (Beilage zum Gesundheitspass für Jugendliche) des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen.