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Ihre Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

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Legasthenie/LRS/Dyskalkulie

© photophonie - Fotolia.com
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Ihr aufgewecktes intelligentes Kind hat in der Schule völlig unerwartet Schwierigkeiten beim Erlernen des Schreibens, Lesens oder Rechnens?

Obwohl Sie zu Hause fleißig mit ihm üben, macht es bei der Ansage, beim Lesen oder beim Rechnen immer wieder übermäßig viele Fehler?

Wenn Sie sich von diesen Zeilen angesprochen fühlen, sollten Sie den folgenden Überblick über Legasthenie/LRS/Dyskalkulie lesen:

Legasthenie - was bedeutet das eigentlich?

Ein legasthenischer Mensch, bei guter oder durchschnittlicher Intelligenz, nimmt seine Umwelt differenziert anders wahr, seine Aufmerksamkeit lässt, wenn er auf Symbole wie Buchstaben oder Zahlen trifft, nach, da er sie durch seine differenzierten Teilleistungen anders empfindet als nicht legasthene Menschen. Dadurch ergeben sich Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens, Schreibens und Rechnens. (Pädagogische Definition von Dr. Astrid Kopp-Duller 1995).
Legasthenie ist eine spezifische Problematik normal intelligenter Kinder beim Lesen und/oder Schreiben, ohne dass dafür eine äußere Ursache erkennbar ist (z.B. physische Seh- oder Hörschwäche, psychische Belastung, Versäumnisse in der Schule etc.).
Legasthenie ist die Folge von differenten Sinneswahrnehmungen, mit biologischen Ursachen. "Die Einschränkungen werden lange vor der Geburt im Entwicklungsgeschehen angelegt (genetisch bedingte familiäre Legasthenie) oder sie entstehen im zeitlichen Umkreis der Geburt durch eine Schädigung, etwa durch Sauerstoffmangel. (vgl. www.duden.de)
Eltern trifft keine Schuld an der Legasthenie ihres Kindes!

Was versteht man unter LRS?

Darunter versteht man die so genannte erworbene Lese-Rechtsschreibschwäche, die durch bestimmte Ereignisse im Leben eines Kindes hervorgerufen werden kann. Es handelt sich im Gegensatz zur Legasthenie um ein "erklärliches" Versagen beim lesen- und/oder Schreibenlernen, hervorgerufen durch besondere Lebensumstände oder Belastungen (Schulwechsel, Krankheit, Scheidung der Eltern, etc.). Entspannt sich die Situation für das Kind wieder, verschwindet dieses Lernproblem, bei gleichzeitigem vermehrten Üben, allmählich. Man spricht daher auch von einer "vorübergehenden Lese-Rechtsschreibschwäche".

Was ist Dyskalkulie?

Als Dyskalkulie bezeichnet man Schwierigkeiten der Kinder im Umgang mit Zahlen, Zahlenräumen und Grundrechenarten, welche vermutlich auch auf differenten Sinneswahrnehmungen beruhen.

Auffälligkeiten im Vorschulalter, die Anzeichen für Legasthenie sein können:

  • schlechte Körperkoordination, häufiges Stolpern,
  •  keine oder verkürzte Krabbelphase
  •  Probleme beim Sprechen lernen und Reimen
  •  Ungeschicklichkeit beim Umgang mit Besteck, beim Binden der Schuhe etc.

Auffälligkeiten im Verlauf der Schulzeit:

  • leicht ablenkbar bei der Arbeit mit Symbolen (Buchstaben, Zahlen)
  • unleserliches Schriftbild
  • Probleme mit fremden Sprachen
  • Schwierigkeiten beim Erlernen der Uhrzeit
  • scheinbare Seh- und Hörprobleme
  • braucht für Schreibarbeiten sehr lange etc.

Mögliche - oft versteckte - Stärken

  • schnelle Auffassungsgabe
  • hohe Kreativität
  • einfühlsames Wesen
  • gute Phantasie
  • großes technisches Verständnis
  • umfassende Sichtweisen etc.

Ich vermute, dass mein Kind legasthen ist. Was soll ich nun tun?

Ihr erster Ansprechpartern sollte die Lehrkraft Ihres Kindes sein. In einem ausführlichen Gespräch sollten Sie Ihre Vermutung mitteilen und gemeinsam die weitere Vorgehensweise festlegen. Ein(e) verständnisvolle(r) LehrerIn kann durch ihr/sein Verhalten legasthenen Kindern den Schulalltag maßgeblich erleichtern. Sie/Er kan dafür sorgen, dass die Motivation und vor allem das Selbstwertgefühl des Kindes erhalten bleiben, indem sie/er ihm z.B. ermöglicht, seine Leistung so oft wie möglich mündlich zu erbringen. Die Lehrkraft sollte auch darauf achten, dass die Mitschüler des Kindes seine Problematik verstehen.

Bei Fehlerbeurteilung von schriftlichen Arbeiten sollte der § 16(1) der Leistungsbeurteilung, des in ganz Österreich gültigen Bundesgesetzes herangezoben werden. Dieser setzt die Schreibrichtigkeit erst an vierte und letzte Stelle, nach Inhalt, Ausdruck und Sprachrichtigkeit. Der Lehrer hat anhand von bestehenden Gesetzen die Möglichkeit, legasthene Kinder, bei denen eine Legasthenie von einem Spezialisten diagnostiziert wurde, wohlwollend zu beurteilen. Dies setzt aber voraus, dass er über ein Wissen um die Problematik verfügen muss, aus der das Verständnis resultiert.

Welche außerschulischen Hilfen gibt es für mein Kind?

Sinnvoll ist es, sich an eine(n) diplomierte(n) LegasthenietrainerIn zu wenden, die(der) speziell dafür geschult ist, mit legasthenen/LRS/dyskalkulen Kindern zu arbeiten. Sie(er) wird nach einem ausführlichen Gespräch und einem Test, einen speziell auf die Schwierigkeiten Ihres Kindes abgestimmten Trainingsplan erstellen. Sie werden auch Anleitungen bekommen, wie Sie mit Ihrem Kind zu Hause üben sollen und welche Fördermaterialien dafür geeignet sind. Es genügt nicht, nur an den Symptomen (Rechtsschreib-, Rechenfehlern) zu arbeiten, sondern Ihr Kind braucht auch ein Training in den Bereichen "Aufmerksamkeit" und "Wahrnehmung".
Jede Legasthenie/LRS/Dyskalkulie ist individuell verschieden. Ihr Kind braucht daher auch eine individuelle Förderung.
Deutschnachhilfe, nur Rechtsschreib-, Lese- oder Rechenübungen alleine, sind nicht zielführend!

Was kann ich als Mutter/Vater tun?

  • Geben Sie Ihrem Kind bedingungslosen Rückhalt und haben Sie Verständnis für die Schwierigkeiten, mit denen Ihr Kind zu kämpfen hat.
  • Stellen Sie klar, dass niemand um das Schreiben/Lesen/Rechnen herumkommt.
  • Haben Sie Geduld, wenn die Fortschritte nicht so schnell vonstatten gehen.
  • Loben Sie es für seine Anstrengungen und nicht für das Resultat.
  • Geben Sie ihm Zeit und geben Sie ihm vor allem viel Verständnis und Liebe!

Karin Sebald
E-Mail:karin.sebald@chello.at
Diplomierte Legasthenietrainerin Wien
EÖDL - Erster Österreichischer Dachverband Legasthenie

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