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Unfallverhütung 10. bis 14. Monat

Kindersitz 1

Fakten

Kinder, die nun in die nächsthöhere Sitzklasse wechseln, sollen bereits alleine sitzen können. Trotzdem ist eine Stütze des schweren Kopfes sinnvoll, damit er nicht bei jeder Kurve hin und her purzelt.

In dieser ECE-Gruppe gibt es vier Systemarten (welche wirklich zum Kind und zum Auto passt, muss vor Ort beim Geschäft unter fachkundiger Beratung ausgeprobiert werden):

  • Rückwärts gerichtete Systeme haben eine große Schutzwirkung bei einem Frontalaufprall, der Einbau an sich und vor allem in kleinen Fahrzeugen kann schwierig sein.
  • Fangkörpersysteme weisen beim Frontalaufprall eine hohe Schutzwirkung auf. Sie sind leicht zu handhaben, beim Seitenaufprall haben sie jedoch eine erhöhte Gefahr für den Kopf.
  • Hosenträgersysteme sind sehr komfortable Sitze, die auch über eine Liegeverstellung verfügen. Die Montage erfolgt mit dem fahrzeugeigenen Drei- oder Zweipunktgurt, das Kind wird mit einem eigenen Gurtsystem gesichert. Bei Kleinwägen wird es in der zweiten Sitzreihe mitunter eng, der Abstand zur Lehne des Vordersitzes ist oft schon sehr gering.
  • Dreipunktgurtsysteme sind relativ leicht zu montieren. Da jedoch das Kind mit dem fahrzeugeigenen Gurt gesichert wird, ist ein zu früher Einsatz bei kleinen Kindern nicht empfehlenswert.
© alisseja - Fotolia.com
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Tipps

  • Mit Kind und Auto zum Händler fahren, damit der richtige, sprich passende Sitz ausgesucht und ausprobiert werden kann.
  • Gurte und Fangkörper müssen möglichst straff angezogen sein und knapp am Körper anliegen.
  • Eine Mitnahme am Beifahrersitz ist zwar möglich, dennoch gilt, dass ein Airbag einem jüngeren Kind mehr schaden als nützen kann. Bevorzugen Sie deshalb die zweite Sitzreihe.
  • Der beste Schutz ist bei einer weitgehend aufrechten Sitzposition gegeben.
  • Dicke Jacken im Winter sollen ausgezogen werden.
  • Ein Abstand zur Lehne des Vordersitzes ist wichtig. Auch diese Lehne sollte weitgehend aufrecht eingestellt sein.
  • Kontrollieren Sie immer wieder, ob das Kind sich nicht losgeschnallt hat.

Weitere Informationen: www.autokindersitz.at

Sturz: Stiege, Fenster, Balkon

Fakten

Beginnt das Kleinkind zu laufen, so ist der Gang am Anfang unsicher und unkontrolliert, und Kollisionen mit Einrichtungsgegenständen sind die Folge. Vor allem Tischkanten, Heizkörper, scharfe Möbelecken und Glastüren können zu Rissquetschwunden und Schnittverletzungen führen. Ein großes Sortiment von Schutzeinrichtungen, wie z.B. Eckenschützer, Abdeckungen, Sicherheitsglas und Splitterfolien sind im Handel erhältlich. Hat das Kleinkind erlernt, selbständig zu laufen, so erlernt es rasch auf Gegenstände, wie Sessel, Tisch, Stockbett und andere Möbel, hinaufzusteigen. Als Folge davon kann es zu Abstürzen aus jeder Höhe kommen. Besonders gefährlich ist es, wenn Sessel oder Tische neben Fenstern, Stiegenabgängen, oder auf Balkonen und Terrassen stehen. Besonders zu erwähnen ist, dass Kleinkinder auch gerne auf Möbel, wie Bücherregale oder Fernsehtische steigen, um Gegenstände ihres Interesses zu erreichen. Da es sich hierbei oft um instabile Möbel handelt, können diese Gegenstände umstürzen und auf das Kind fallen.

Es sollte auch unbedingt darauf geachtet werden, dass Balkon- und Terrassengitter keine Querstäbe haben und der Abstand der Längsstäbe unter 10 cm beträgt. Gerade in Wohnungen kommt es vor, dass Kinder aus Interesse, wer denn schon unten im Hof spielt, sich zu weit aus dem Fenster lehnen und abstürzen.

Tipps

  • Sicherheitsglas bzw. Splitterschutzfolien verwenden.
  • Stiegengitter anbringen.
  • Stiegengitter und Balkongitter sollen keine Querstäbe haben (- Leiter zum Hinaufklettern) und der Abstand zwischen den Längsstäben soll maximal 10 cm betragen.
  • Achtung bei Gartenmöbeln am Balkon: Kinder nehmen sie als Kletterhilfe.
  • Möbel/Regale mit der Wand verschrauben.
  • Fenstersicherung vor allem im Kinderzimmer anbringen.

Vergiftungen/Verätzungen

Fakten

Kästchen und Laden werden schon leicht von krabbelnden Kleinkindern geöffnet und ihr Inhalt mit Interesse untersucht. Vielfach gelangen sie dadurch an Medikamente, die für Kleinkinder wie Zuckerln aussehen und gegessen werden. Die überwiegende Zahl dieser Vergiftungen (82%) führen nicht zu Symptomen, weitere 17% zeigen nur geringe (überwiegend gastrointestinale) Symptome. Das verbleibende 1% der kindlichen Vergiftungen sind jedoch schwere Vergiftungen. Sie passieren hauptsächlich  durch Medikamente (vor allem in Pulverform), Zigaretten und Haushaltschemie (Waschmittel, Abwaschmittel etc.)

Besonders gefährlich sind auch die meist unter der Küchenspüle aufbewahrten Wasch- und Putzmittel. Da die meisten Wasch- und Putzmittel Säuren und Laugen sind, erleiden Kleinkinder Verätzungen der Mundhöhle und Speiseröhre oder Vergiftungen. Besonders schwerwiegend sind Verätzungen mit hochkonzentrierten Reinigungsmittel, die manchmal unsachgemäß in Getränkeflaschen aufbewahrt werden.

Die akzidentelle Ingestion von Duftpetroleum stellt in den letzten Jahren eine zunehmende Gefahr dar. Durch den Zusatz von Duft- und Farbstoffen sind diese Produkte für Kleinkinder ein verlockendes Ziel. Dabei werden die Probleme nicht durch die resorptive Toxizität, sondern durch das hohe Aspirationsrisiko dieser Produkte verursachte. Durch die chemische Zusammensetzung können diese Produkte in tiefe Lungenabschnitte eindringen und bereits geringe Mengen in der Lunge können zu einer chemischen Pneumonie, hämorrhagischen Bronchopneumonie bzw. zum Lungenödem führen.

Im Garten stellen vor allem bunte Blüten und Beeren eine Gefahr für Kleinkinder dar. Viele der Ziersträucher mit ihren bunten Blüten und Früchten sind giftig, wobei das objektive Gefahrenpotenzial hierbei nicht sehr groß ist.

Der überwiegende Teil von Vergiftungen findet in der eigenen Wohnung statt (80 %), in fremden Wohnungen etwa 11 %, der Rest außerhalb von Wohnräumlichkeiten wie Garage, Werkstätte etc.

Tipps

  • Putzmittel, ätzende Substanzen und Medikamente immer in versperrten Schränken aufbewahren.
  • Medikamente sollten außerhalb der Reichweite von Kindern gelagert werden. Aufbewahrungsorte sind versperrte Schränke.
  • Gefährliche Chemikalien, Säuren und Laugen sollten in Haushalten mit Kleinkindern nicht verwendet werden.
  • Duftöle und Duftlampen nach Gebrauch außer Reichweite von Kleinkindern aufbewahren.
  • Es ist strengstens verboten, Giftsubstanzen von deren Originalbehältern in Flaschen umzufüllen, aus denen Kindern vielleicht trinken könnten (z.B. Natronlauge in Coca Cola-Flasche). Als erste Maßnahme ist es sinnvoll, all diese Produkte zumindest in den oberen Schrank- und Kastenregionen zu deponieren. Man sollte aber ja nicht vergessen, dass Kinder kreativ sind, um mit diversen Aufstiegshilfen diese erreichen zu können. Eine Schranksicherung verhindert das Öffnen von Schrank- und Kastentüren.
    Telefonnummer der Vergiftungszentrale: 01/406 43 43

 

 

Garten: Pflanzen, Gartengeräte, Gartentürl

Fakten

Kleinkinder und junge Schulkinder haben das Bedürfnis, Tätigkeiten der Eltern im Haushalt und Garten zu imitieren oder dabei zu helfen. Doch meist sind sie mit dem Umgang des verwendeten Werkzeuges und der Geräte überfordert.

Bei der Mitarbeit und beim Spielen im Garten können verschiedenartigste Verletzungen passieren, von einfachen Schnittverletzungen durch scharfe Gartengeräte (Sense, Sichel, herumliegende Glasscherben) bis hin zu komplexen Hand- und Fußverletzungen durch Hacken und Rasenmäher. Wenn Kinder einen Rasenmäher schieben oder ziehen, können sie ausrutschen und mit dem Fuß unter den Rasenmäher in die rotierenden Messer geraten - Amputationen von Zehen oder Fuß sind die Folge.

Auch das Gartentürl mit dem Schlüssel, der daneben hängt, ist nun kein Hindernis mehr, um auf die Straße zu gelangen. Den richtigen Schlüssel findet das Kind bald und es dauert nicht lange, bis es auch die Kraft hat, den Schlüssel umzudrehen und somit aufzusperren.

Tipps

  • Absperren der Gartentür, Schlüssel entfernen.
  • Mithelfen nur unter Aufsicht und bei Tätigkeiten, die dem Können und der körperlichen Konstitution entsprechen. Passende Kleidung ist zu tragen.
  • Die Werkstätte absperren, die Werkzeuge sind ausgesteckt bzw. stromlos (zentraler Stromschalter mit Sperrfunktion).
  • Elektrische Garten-/Garagentore sollen eine Schließkantensicherung haben.

Ertrinken

Fakten

Wasser ist für Kinder ein sehr anziehendes und neugiererweckendes Element, es kann aber auch ein tödliches Element sein.

Nach dem Verkehrsunfall ist das Ertrinken in Österreich die zweithäufigste tödliche Unfallursache; bei Kleinkindern bis zum 5. Lebensjahr sogar die häufigste.

Auf jeden tödlichen Ertrinkungsunfall kommen rund 4 Unfälle, die einer stationären Behandlung bedürfen und die zumeist mit (schweren) geistigen Behinderungen einhergehen.

Bereits wenige Zentimeter Wasser reichen aus, dass ein Säugling ertrinken kann. In diesen ersten Lebensmonaten wird nämlich der Diving Reflex durch diesen Wasserkontakt ausgelöst und bewirkt, dass der Kehlkopfdeckel geschlossen wird und die Herzschläge verringert werden, was wiederum bis zum Herzstillstand führen kann.

Bereits der Griff zu einem trockenen Handtuch (20 Sekunden) und das damit verbundene Auslassen eines Säuglings kann zu einem Wegrutschen oder Vorn-Über-Kippen in der Duschtasse oder Badewanne führen und der Ertrinkungsunfall ist bereits passiert.

Regentonnen, Swimmingpools und Kleingewässer (Biotope) stellen besonders für Kinder von 1 bis 4 Jahren eine tödliche Gefahr dar. Tödliche Ertrinkungsunfälle passieren sehr leise und von Erwachsenen gänzlich unbemerkt. Das Kleinkind war gerade noch im Raum und im nächsten Moment läuft es bereits unbeobachtet in den Garten. Die Abwesenheit fällt jedoch erst nach mehreren Minuten auf, was für Kleinkinder eine tödliche Zeitspanne sein kann.

Kinder spielen gerne mit Wasser oder helfen bei der Gartenarbeit durch Blumengießen mit. Dabei holen sie sich ihr Wasser aus der Regentonne, dem Pool oder Biotop. Hierbei besteht die Gefahr, dass sie in die Regentonne oder den Pool hineinstürzen, da sie sich vorbeugen müssen und leicht ihr Gleichgewicht verlieren, oder in das Biotop hineinrutschen, weil der Uferbereich sowohl rutschig als auch im Erdreich nachgebend ist.

Schon eine Wassertiefe von nur 5 cm ist eine Bedrohung für die Kleinkinder. Die Lungen des Kindes füllen sich innerhalb kürzester Zeit mit Wasser.

Risikogruppen:

  • Ca. 2 Jahre alte Kinder: sie haben keine natürliche Scheu vor dem Wasser
  • Ca. 5 Jahre alte Kinder: sie können bereits schwimmen, wobei diese Kenntnisse sowohl von den Eltern (brauche nicht mehr aufpassen) als auch von den Kindern selbst (ich schwimme quer durch das Becken) überschätzt werden.
    Das Kind kann sich maximal 20 Sekunden über Wasser halten, wobei es nicht nach Hilfe schreien kann. Ist es erst einmal untergetaucht, wird dies sehr oft als bewusstes Tauchen interpretiert, was die Rettung noch weiter verzögert.

Außerhalb der Badesaison erweisen sich leere Swimmingpools bei einer nicht entsprechenden Absicherung als große Unfallgefahr für Kinder, die oft schwere Verletzungen nach sich zieht. Kinder stürzen beim Spielen aus einer Höhe von 160 bis 200 cm auf den Betonboden des leeren Pools. Aber auch auf den Planen der abgedeckten Pools sammelt sich Wasser, dass zur tödlichen Falle werden kann.

Beim Biotop besteht im Winter die zusätzliche Gefahr, beim Betreten der Eisfläche einzubrechen.

Fließgewässer in der Nähe des Wohnumfeldes sind natürlich ein beliebter Spielplatz für Kinder. Auch hier besteht die große Gefahr des Hineinstürzens beim Spielen und des Hineinrutschens durch lockeres Ufermaterial. Eine Begleitung durch Erwachsene ist hier die einzige Präventionsmaßnahme.

Tipps

  • Säuglinge beim Baden nie auslassen, allenfalls zu zweit das Baby baden.
  • Kleinkinder nie unbeaufsichtigt am Wasser lassen.
  • Bei mehreren Erwachsenen rund ums Wasser eine Aufsichtsperson für die Kinder festlegen.
  • Schwimmhilfen oder Luftmatratzen gehören nicht ins tiefe Wasser.
  • Mit Schwimmkenntnissen darf bei Kleinkindern in Notsituationen nicht gerechnet werden.
  • Private Swimmingpools und Biotope bei Kleinkindern absichern (Zäune) und Kinder nie allein lassen. Es gibt auch batteriebetriebene, schwimmende Alarme, die durch ein hineinstürzendes Kind ausgelöst werden. Diese ersetzen jedoch nicht die uneingeschränkte Aufmerksamkeit der Erwachsenen.
  • Abdecken von nicht benutzten Swimmingpools.
  • Regentonne abdecken.

Weitere Informationen: www.grosse-schuetzen-kleine.at

(Erstellt am 5.9.2004 | Zuletzt bearbeitet am 3.11.2004)