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Bereits bei Kindern hängen Blutdruck und Augengesundheit zusammen

Laut einer aktuellen Studie, die in der Fachzeitschrift der American Heart Association „Hypertension“ veröffentlicht wurde, entwickeln Kleinkinder mit verengten Netzhautarterien häufiger einen Bluthochdruck und Kinder mit höheren Blutdruckwerten entwickelten häufiger enge Gefäße in den Augen. Dies ist die erste Studie, die diesen Zusammenhang bei Kindern zeigt.

Hoher Blutdruck, der als Hauptrisikofaktor für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen gilt, kann sich bereits in der Kindheit zeigen. Die Häufigkeit von Bluthochdruck bei Kindern nimmt derzeit weiter zu. In früheren Studien hat sich die Analyse von Blutgefäßen in der Netzhaut als vielversprechender Prädiktor für das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Erwachsenen erwiesen. In der aktuellen Veröffentlichung mit dem Titel ”Retinal Vessel Diameters and Blood Pressure Progression in Children” („Durchmesser der Netzhautgefäße und Blutdruckverlauf bei Kindern“) untersuchten Forscher, ob die Entwicklung eines Bluthochdrucks (Hypertonie) bei Kindern im Verlauf von vier Jahren anhand des Durchmessers der Netzhautgefäße vorhersagbar ist.

"Hypertonie ist nach wie vor der Hauptrisikofaktor für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Sterblichkeit", erklärte Prof. Dr. Henner Hanssen von der Universität Basel in der Schweiz, Hauptautor der Studie. „Mithilfe von Vorsorgemaßnahmen, die sich auf die Gefäße der Netzhaut und auf den Blutdruck bei Kindern konzentrieren, könnten diejenigen identifiziert werden, bei denen ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Bluthochdruck besteht. Je früher wir eine Behandlung anbieten und Änderungen im Lebensstil vornehmen können, um den Bluthochdruck zu reduzieren, desto größer ist der Nutzen für diese Kinder.“

Die Forscher beobachteten 2014 262 Kinder im Alter von sechs bis acht Jahren aus 26 Schulen in Basel (Schweiz). Sie maßen den Blutdruck und untersuchten die Netzhautarterien. Dies wiederholten sie 2018. Die Blutdruckmessungen sowohl zu Studienbeginn als auch bei der Nachuntersuchung wurden nach mindestens fünf Minuten Pause in sitzender Position durchgeführt und anhand der Blutdruckrichtlinien der American Academy of Pediatrics kategorisiert.
Die Ergebnisse der Analyse zeigen:
 
•    Kinder mit engeren Netzhautgefäßdurchmessern zu Studienbeginn entwickelten bei der Nachuntersuchung einen höheren systolischen Blutdruck.
•    Der Durchmesser der Netzhautgefäße konnte 29 bis 31% der Veränderungen des systolischen Blutdruckverlaufs zwischen 2014 und 2018 voraussagen.
•    Kinder mit höheren Blutdruckwerten zu Studienbeginn entwickelten bei der Nachuntersuchung je nach Gewicht und kardiorespiratorischer Fitness signifikant engere Gefäßdurchmesser und
•    die anfänglichen Blutdruckmessungen konnten 66-69% der Veränderung des Durchmessers der Netzhautgefäße von Beginn der Studie bis zur Nachuntersuchung vorhersagen.
„Frühe Untersuchungen der mikrovaskulären Gesundheit der Netzhaut und des Blutdrucks könnten die Erkennung des kardiovaskulären Risikos verbessern. Rechtzeitige Primärpräventionsstrategien für Kinder, bei denen das Risiko besteht, an Bluthochdruck zu erkranken, könnten möglicherweise einem wachsenden Bevölkerungsanteil von Kindern und Erwachsenen mit Bluthochdruck entgegenwirken“, so Hanssen.
Die Forscher stellten fest, dass die Einschränkungen ihrer Studie darin bestehen, dass sie keine Blutdruckmessungen über einen Zeitraum von 24 Stunden nachweisen können, sodass sie den „Weißkittelbluthochdruck“ nicht ausschließen können. Dieser beschreibt, den Effekt, dass manche Patienten bei der Messung in einem medizinischen Umfeld hohe Blutdruckwerte aufweisen. In welchem Entwicklungsstadium sich die Kinder befanden, ob sie z.B. pubertierten, wurde in der Studie ebenso nicht berücksichtigt. Genetische Faktoren oder das Geburtsgewicht blieben unbeachtet – alles Faktoren, die die Entwicklung des Blutdrucks und die Gesundheit der Gefäße beeinflussen könnten. Darüber hinaus existieren derzeit keine Referenzwerte für optimale Netzhautgefäßdurchmesser bei Kindern. Daher sind künftige Studien erforderlich, um altersentsprechende Normwerte im Kindesalter zu bestimmen.

Quelle: AHA News, Hypertension