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Chronisch entzündliche Darmerkrankungen bei Kindern: Behandlung nicht eigenmächtig absetzen

Beschwerden einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung (CED), wie Bauchschmerzen und Durchfall, können i.d.R. mit entzündungshemmenden Medikamenten und Ernährungsumstellungen behandelt werden.

„Bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen schädigt die körpereigene Abwehr durch Entzündungsprozesse das Gewebe des Dünndarms bzw. des Dickdarms. Wegen COVID-19 oder aus anderen Gründen sollte die Behandlung auf keinen Fall eigenmächtig abgesetzt werden. Das Risiko der Verschlechterung der Grunderkrankung überwiegt dabei“, warnt Univ.-Prof.Mag.Dr. Thomas Müller, Direktor der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde Innsbruck. Aktuelle Daten zeigen, dass von acht in Europa gemeldeten minderjährigen Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, die sich mit dem Coronavirus infizierten, alle einen milden Verlauf hatten. Alle hatten Immunsuppressiva erhalten, d.h. Medikamente, die die körpereigene Abwehr dämpfen. Auch die in der Vergangenheit beobachteten Krankheitsverläufe von jungen CED-Patienten in Ländern mit hohen Infektionszahlen waren ähnlich leicht.

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen, wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, sind zwar seltene Erkrankungen, aber seit Langem steigt der Anteil der Betroffenen im Kindes- und Jugendalter. So hat sich die Zahl der heranwachsenden CED-Patienten im letzten Jahrzehnt im deutschsprachigen Raum verdreifacht. Genetische und Umweltfaktoren spielen u.a. eine Rolle. Die genauen Ursachen sind jedoch nicht geklärt. „Bauchschmerzen und  krämpfe, Appetitverlust, Durchfall und Verstopfung im Wechsel, Gewichtsverlust und Wachstumsstörungen können die Anzeichen sein. Bei diesen Beschwerden sollte Eltern mit ihrem Kind in jedem Fall einen Kinder- und Jugendarzt aufsuchen“, rät Univ.-Prof.Mag.Dr. Müller, der auch Mitglied der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) ist.
Kinder und Jugendliche mit entzündlichen Darmerkrankungen brauchen aufgrund der altersspezifischen Besonderheiten eine Betreuung durch einen pädiatrischen Gastroenterologen. Dieser muss nicht nur die Grunderkrankung und ihre Komplikationen behandeln, sondern auch darauf achten, dass das Wachstum, die Skelettentwicklung, die Pubertät und die psychische Gesundheit des Kindes nicht zu sehr beeinträchtigt sind. Da der Körper manche Nahrungsmittel aufgrund entzündlicher Veränderungen der Darmschleimhaut schlecht verwerten kann, haben CED-Kinder ein erhöhtes Risiko für Nährstoffmängel. Einige Kinder benötigen deshalb möglicherweise Nahrungsergänzungsmittel. Vor allem die Versorgung mit Eisen, Vitamin D, Kalzium, Folsäure, Vitamin B12, Zink und Selen kann gefährdet sein. „Eine Ernährungsberatung erleichtert die Auswahl der Speisen. Leicht verdauliche Nahrungsmittel wie Brühe, hautloses Geflügel, Fisch, Reis, Eier und Nudeln sind meist empfehlenswert. Frittierte Lebensmittel und Milchprodukte sollten kleine Patienten vermeiden, wenn die Krankheit aktiv ist. Fünf oder sechs kleine Mahlzeiten pro Tag sind günstiger als drei große Gerichte. Mittlerweile ist auch bekannt, dass Stress Krankheitsschübe auslösen kann. Eine psychotherapeutische, verhaltenstherapeutische Begleitung oder Schulung im Umgang mit der chronischen Krankheit kann deshalb den Alltag erleichtern“, ergänzt Univ.-Prof.Mag.Dr. Müller.

Quellen: GPGE, Monatsschr Kinderheilkd (1, 2, 3, 4), MMW Fortschr Med, Z Gastroenterol
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Dies ist eine Pressemeldung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.at. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des ÖGKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.