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Hat mein Kind die richtige Größe?

Ob die Größe eines Kindes im Normbereich liegt, hängt von vielen Faktoren ab, wie Herkunft, Umweltbedingungen und Ernährung. Darüber hinaus gibt es große individuelle Unterschiede, die im Rahmen des „Normalen“ liegen. Nordeuropäer sind im Vergleich zu Südeuropäern beispielsweise im Allgemeinen größer gewachsen. Kinder großer Eltern tendieren dazu, ebenso eine beachtliche Größe zu erreichen.

„Eine große oder kleine Körpergröße ist alleine keine Erkrankung. Ob eine abklärungsbedürftige und evtl. therapierbare Wachstumsstörung vorliegt, die durch eine gesteigerte oder verminderte Wachstumsgeschwindigkeit charakterisiert ist, kann der Kinder- und Jugendarzt mithilfe von Wachstumskurven beurteilen“, gibt OA Dr. Klaus Kapelari, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde sowie Leiter der Pädiatrischen Endokrinologie der Universitätsklinik in Innsbruck und Mitglied der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ), zu bedenken. Diese haben Experten auch speziell für Österreich ermittelt. „Die Mittellinie (Median) darauf, die sogenannte 50. Perzentile, weist darauf hin, dass Kinder, deren Wachstum sich auf dieser Kurve befindet, eine ‚durchschnittliche’ Größe haben bzw. 50% der Kinder größer und 50% kleiner als das gemessene Kind sind. Das Wachstum des Kindes sollte entlang der Perzentile innerhalb des familiären Zielbereichs verlaufen“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Elke Fröhlich-Reiterer, die die Arbeitsgruppe Endokrinologie und Diabetologie (APEDÖ) der ÖGKJ leitet.

Beispiel: Das Wachstum eines sechsjährigen österreichischen Mädchens, das etwa 116 cm groß ist, befindet sich auf der Mittellinie. Das heißt, es hat statistisch gesehen eine durchschnittliche Größe für Mädchen in Österreich. Verläuft die Wachstumskurve eines Kindes auf der 3. Perzentile, so bedeutet dies, dass es sehr klein ist und nur etwa 3% aller Kinder kleiner als das untersuchte Kind sind. Das würde für ein sechsjähriges Mädchen gelten, das ca. 107 cm erreicht. Die 97. Perzentile stellt den Grenzbereich zum Großwuchs dar, denn bei einem Wachstum auf dieser Linie sind etwa 97% der gleichaltrigen Kinder kleiner als das untersuchte Kind. Das Wachstum einer Sechsjährigen mit rund 126 cm Körpergröße würde sich beispielsweise auf der 97. Perzentile befinden.

„Gibt es keine Hinweise in der Familie für Angehörige mit einer besonders großen oder kleinen Körpergröße und ist das Kind außergewöhnlich groß und/oder ist die Wachstumsgeschwindigkeit nicht ausreichend oder sind die Körperproportionen stark verändert, kann sich dahinter eine Wachstumsstörung und behandlungsbedürftige Erkrankung, wie z.B. eine Hormonstörung bzw. Knochenstoffwechselstörung, verbergen,“ so Priv.-Doz. Dr. Elke Fröhlich-Reiterer von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde in Graz.

Sind Eltern unsicher, ob sich ihr Kind normal entwickelt, sollten sie ihren Kinder- und Jugendarzt ansprechen. Eine Orientierung bietet die neue Software wachstum.at. Mit der frei zugänglichen Software (www.wachstum.at) zur Beurteilung von Körpermessdaten bei Kindern können Eltern errechnen, ob ihr Kind im Vergleich zu anderen Kindern durchschnittlich, groß oder klein ist. Sie zeigt zur Verdeutlichung auch die Perzentilenkurven mit der derzeitigen Wachstumsposition des Kindes an und weist in einem ausführlichen Text für Eltern und Ärzte auf die Quellen und verwendeten Standards und Referenzen hin.

In die Software flossen die Ergebnisse der 2013 und 2015 publizierten APEDÖ-Studie (4-19 Jahre) und für das Alter 0-4 Jahre die WHO Daten ein. Das Projekt entstand in einer Kooperation der APEDÖ der ÖGKJ mit der Medizinischen Universität Wien unter der Federführung von Frau Prof. Dr. Gabriele Häusler, Leiterin der Pädiatrischen Endokrinologie der Universitätskinderklinik Wien, und Herrn Dipl.-Ing. Dr. Thomas Wrba, Leiter von IT4Science der MedUniWien.

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Dies ist eine Pressemeldung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.at. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des ÖGKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.


Quellen: J Klin Endokrinol, Medizinische Universität Wien