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Kontakt mit Herkulesstaude: Abwaschen und vor Sonne schützen

Kommen Kinder mit der Herkulesstaude bzw. dem Riesenbärenklaus (Heraculeum mantegazzianum) in Kontakt, sollten Eltern die betroffenen Hautstellen so schnell wie möglich gründlich mit Wasser abwaschen und etwa drei Tage vor Sonne schützen. Kinder sollten einige Zeit auch nicht schwimmen oder baden.

Herkulesstaude (© bennytrapp – stock.adobe.com )

Herkulesstaude (© bennytrapp – stock.adobe.com )

„Die Pflanze enthält Stoffe, sogenannte phototoxische Furocoumarine, die nach Kontakt der Pflanze mit der Haut und unter Sonneneinstrahlung innerhalb von 24 bis 48 Stunden ausgeprägte Hautentzündungen mit teils massiver Blasenbildung hervorrufen. Je länger die Substanz auf der Haut bleibt, desto empfindlicher kann die Haut auf Sonnenlicht reagieren. Besonders stark kann die Reaktion an empfindlichen Regionen sein wie im Gesicht, an den Händen, den Innenseiten der Arme und an den Beinen. Feuchtigkeit und Hitze verstärken die Reaktion. Die Heilung kann Wochen dauern und es können streifenförmige Hyperpigmentierungen zurückbleiben, die sich über 2 Wochen entwickeln und bis zu einem Jahr bestehen bleiben“, warnt Prim. Univ.-Prof. Dr. Beatrix Volc-Platzer, Leiterin der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Dermatologie der ÖGDV (Österreichische Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie). Das Einatmen von Saftpartikeln kann u.U. Atemprobleme verursachen. Kinder sind besonders gefährdet, beim Spazierengehen in der Natur die Pflanze zu streifen oder Teile von ihr zum Spielen zu verwenden, z.B. den Stiel als Blasrohr. Manche Textilien, wie Baumwolle und Leinen, können unter Umständen den Pflanzensaft aufsaugen oder von Pflanzenhaaren durchdrungen werden. Da der Kontakt mit der Pflanze schmerzfrei ist, können Kinder lange mit der Pflanze „herumhantieren“, ohne etwas zu bemerken. 

„Ist die Blasenbildung bzw. Entzündung auf der Haut großflächig oder/und fühlt sich das Kind unwohl, sollte es immer zum Kinder- und Jugendarzt. Das Tückische ist, dass die Reaktion verzögert auftritt und mit einer Allergie verwechselt werden kann. Deshalb ist es gut zu wissen, ob das Kind im Freien gespielt hat und mit einer Staude in Berührung gekommen sein kann“, gibt Univ.-Prof.Dr. Zsolt Szépfalusi, interimistischer Leiter der Arbeitsgruppe Dermatologie bei der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) und Facharzt für Kinder- u. Jugendheilkunde mit dem Spezialgebiet Pädiatrische Pulmologie und Allergologie an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde in Wien, zu bedenken.

Der Riesenbärenklau stammt aus dem Kaukasus und wurde im 19. Jahrhundert als Zierpflanze eingeführt. Er erreicht etwa 2,5 bis 5 Meter und ist in vielen Gebieten Österreichs zu finden, insbesondere entlang von Straßen, Gewässern, Waldrändern und in Wiesen – auch in Höhen bis zu 2300 Metern. Zwischen Juni und September entfalten sich am Kopf der Staude weiße oder gelb-grüne schirmförmige Blütendolden, die einem Durchmesser von bis zu 80 cm haben können. Das Gewächs ist aufgrund seiner Größe, seiner umfangreichen Samenproduktion und seines kräftigen Wachstums ein unerwünschter Eindringling.

Die Staude zu entfernen, erfordert Geduld und Kenntnisse. Oft ist schon Samen in den Boden gelangt, sodass im nächsten Jahr weitere Maßnahmen erforderlich sind. Für die Arbeit ist Schutzkleidung unerlässlich und ein bedeckter Himmel wünschenswert. Idealerweise sollte ein Fachmann den Riesenbärenklau vernichten. Obwohl der Reisebärenklau seit vielen Jahren im Fokus der Unkrautbekämpfung steht, hat er sich in zahlreichen europäischen Ländern etabliert, darunter in Österreich, Belgien, der Tschechischen Republik, Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, Holland, Ungarn, Island, Irland, Italien, Liechtenstein, Norwegen, Slowakei, Schweden, Schweiz und in Großbritannien.

Quellen: AGES, CABI, Land Steiermark, Giant Hogweed, MMW Fortschr Med, hautnah dermatologie
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Dies ist eine Pressemeldung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.at. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des ÖGKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.