Kinderaerzte-im-Netz.at

Ihre Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Plötzlicher Kindstod: Möglichst alle bekannten Risikofaktoren vermeiden

Obwohl in den meisten Industrienationen ein bedeutender Rückgang der Kindersterblichkeit im letzten Jahrhundert zu beobachten ist, verursacht der plötzliche Kindstod (Sudden Infant Death Syndrome: SIDS) immer noch vermeidbare Todesfälle bei Säuglingen in diesen Ländern - auch in Österreich.

„Die genauen Ursachen sind noch immer nicht vollständig erforscht. Kinder sterben aus scheinbar voller Gesundheit heraus im Schlaf. Studien weisen auf ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren hin – es gibt die Theorie des ‚dreifachen Risikos‘ (‚Triple-Risk‘-Modell): SIDS trifft Kinder mit einer bestimmten Gefährdung bzw. genetischen Veranlagung, wenn – während einer kritischen Phase ihrer Entwicklung - ein äußerer Einfluss hinzukommt, wie z.B. Behinderung der Atmung durch Schlafen auf dem Bauch oder Bettdecke usw. Vermeiden Eltern die bekannten Risikofaktoren in der Umgebung ihres Säuglings, lässt sich das Risiko für ihr Kind für SIDS auf nahezu Null verringern“, erklärt Dr. Werner Sauseng, Leiter der AG Schlafmedizin und Schlafforschung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ).

Hauptrisikofaktoren: Bauchlage, Passivrauchbelastung und Überwärmung

Zu den wichtigsten Maßnahmen zählt, dass das Baby in seinem eigenen Kinderbett, das sich im Schlafzimmer der Eltern befindet, auf den Rücken in einem passenden Kinderschlafsack zum Schlafen gelegt wird.

Die ideale Temperatur zum Schlafen beträgt etwa 18 bis 20 °C. Wärmere Temperaturen können zu einer Überhitzung des Kindes führen, was ebenso als Risikofaktor für den plötzlichen Kindstod gilt. Übermäßige Wärme beeinträchtigt anscheinend die natürlich Aufwachreaktion des Säuglings, wenn er unter Atemnot leidet bzw. wenn seine Atemwege durch etwas, wie z.B. eine Decke, bedeckt sind.
Bettzeug und Kissen u.Ä. müssen aus dem Kinderbett verschwinden, da sich das Kind darin leicht verheddern, sich nicht mehr selbstständig befreien und ersticken kann. Weiche Matratzen bergen die Gefahr, dass das Baby mit dem Gesicht darin versinkt und nicht mehr richtig atmen kann. „Verzichten Eltern auf das Rauchen, schließen sie einen weiteren Risikofaktor aus. Denn Babys, die im Mutterleib und/oder nach der Geburt Zigarettenrauch ausgesetzt waren, haben ein erhöhtes SIDS-Risiko. Auf der anderen Seite weisen Säuglinge, die gestillt werden, ein relativ geringes SIDS-Risiko auf“, ergänzt Dr. Sauseng, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde in Kumberg.

Zusammengefasst rät die ÖGKJ zu folgenden Vorsorgemaßnahmen:

  • Rückenlage im Schlaf.
  • Vermeidung jeglicher Nikotinbelastung.
  • Schlaf des Säuglings im Zimmer der Eltern, aber im eigenen Bett.
  • Feste gut luftdurchlässige Matratze, keine luftundurchlässigen Auflagen, kein Kopfpolster, keine sonstigen Gegenstände wie Stofftiere im Bett.
  • Vermeidung von Überwärmung. Raumtemperatur 18–20 °C.
  • Schlafsäcke (der Größe bzw. dem Alter des Kindes entsprechend, ohne Bänder).
  • Stillen – wenn möglich bis zum 6. Lebensmonat.
  • Evtl. Schnuller (wenn das Stillen bereits klappt), da er auch vorbeugend wirken kann.
  • Bei Erkältungen sollten Eltern besonders aufmerksam sein, da diese auch das Atmen erschweren.

In Hongkong, Neuseeland sowie in den USA machen Kampagnen auch auf die Bedeutung der Impfungen im Zusammenhang mit dem plötzlichen Kindstod aufmerksam, denn diese haben neueren Erkenntnissen zufolge ebenso eine mögliche Schutzwirkung gegen SIDS.

Letztes Jahr (2018) starben in Österreich immer noch 8 Säuglinge aufgrund des plötzlichen Kindstods (2017: 9 Todesfälle). Vor dreißig Jahren (1988) - vor Einführung der Kampagnen zur sicheren Schlafumgebung - waren es noch 149 Todesfälle.

Quellen:
Monatsschrift Kinderheilkunde, Journal of Community Health, Pediatrics, Archives of Disease in Childhood, Medizinischen Universität Graz [Diplomarbeit], STATISTIK AUSTRIA

_______________________
Dies ist eine Pressemeldung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.at. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des ÖGKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.