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Sollten Familienmitglieder von Zöliakie-Patienten ebenso auf die Krankheit untersucht werden?

Eine Studie der Mayo-Klinik legt nahe, dass ein Screening von Familienmitgliedern von Zöliakie-Patienten sinnvoll sein könnte.

Eltern, Geschwister und Kinder von Menschen mit Zöliakie haben laut einer Studie der Mayo-Klinik ein hohes Risiko, ebenfalls daran zu erkranken. Die Studie hält daher ein Screening aller Angehörigen ersten Grades von Zöliakie-Patienten für sinnvoll – und nicht nur derjenigen, die Symptome zeigen.
Die retrospektive Studie, die im September in den Mayo Clinic Proceedings veröffentlicht wurde, ergab, dass 44% der untersuchten Verwandten ersten Grades Zöliakie hatten. Von diesen Patienten hatten 94% Symptome, die nicht klassisch waren, oder zeigten überhaupt keine Symptome.

"Untersuchungen haben gezeigt, dass Familienmitglieder von Zöliakie-Patienten ein höheres Erkrankungsrisiko als andere Patienten haben. Unsere Daten aus der Mayo-Klinik demonstrieren, dass ein proaktives Screening bzw. standardmäßig durchgeführte Vorsorgeuntersuchungen von Verwandten ersten Grades, unabhängig davon, ob sie Symptome aufweisen, die Erkrankung bei Patienten entdeckte, bei denen sie sonst übersehen worden wäre", betont Dr. med. Imad Absah, pädiatrischer Gastroenterologe der Mayo-Klinik und Hauptautor der Studie.

Zöliakie ist eine Immunreaktion auf Gluten, einem Protein aus Weizen, Roggen und Gerste, wenn es verzehrt wird. Diese Reaktion kann mit der Zeit die Auskleidung des Dünndarms schädigen. Dies kann zu einer schlechten Aufnahme von Nährstoffen führen und Durchfall, Müdigkeit, Gewichtsverlust und andere Komplikationen verursachen. Es gibt keine Heilung für Zöliakie, aber Patienten können Symptome mit einer strengen glutenfreien Diät beherrschen.

Die Studie untersuchte eine retrospektive Stichprobe von 104 Patienten, bei denen zwischen 1983 und 2017 Zöliakie diagnostiziert worden war, basierend auf den Aufzeichnungen der Mayo-Klinik und den Zöliakie-Registrierungsdaten. Anschließend identifizierten die Forscher 477 Verwandte ersten Grades, von denen dann 360 auf Zöliakie hin untersucht wurden. Bei 160 Patienten unter diesen Verwandten konnte Zöliakie festgestellt werden. Von der Diagnose beim ersten Patienten bis zur Diagnose des Angehörigen verstrichen knapp sechs Monate.

Laut der Mayo-Klinik-Studie könnte ein verstärktes Screening auf Zöliakie bei Familienmitgliedern Langzeitkomplikationen wie Ernährungsdefizite, die Entwicklung neuer Autoimmunerkrankungen und maligne Erkrankungen des Dünndarms verhindern. Andere Studien haben ebenso ein häufigeres Vorkommen von Zöliakie bei Familienmitgliedern von Zöliakie-Patienten im Vergleich zu gesunden Bevölkerungsgruppen gezeigt.

"Gastroenterologen und Allgemeinmediziner sollten nach der Familiengeschichte von Zöliakie bei den Eltern, Geschwistern und Kindern ihrer Patienten fragen. Wenn sie während eines Klinikbesuchs anwesend sind, sollten sie Vorsorgeuntersuchungen anbieten", empfiehlt Dr. Absah. In Bezug auf das Screening erklärt Joseph Murray, M. D., ein Gastroenterologe und Co-Autor der Mayo Clinic, dass Patienten ihre Ernährung nicht ändern sollten, um Lebensmittel zu vermeiden, die Gluten enthalten, bevor sie getestet werden.

"Diese Studie zeigt, warum es für Kliniker und Patienten wichtig ist, bei Zöliakie wachsam zu sein, insbesondere bei Personen mit einer entsprechenden Familiengeschichte", so Dr. Murray.

Quellen: Newswise/Mayo Clinic, Mayo Clinic Proceedings