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Abstillen

Kann das frühe Abstillen des Babys ernsthafte Folgen für den Säugling haben?

Der Trend "Weg vom Stillen" muss, auch aus medizinischer Sicht, äußerst kritisch betrachtet werden. Man muss sich fragen, wer hat unsere Politiker beraten, als sie das Wochenbett auf 3, 4 Tage kürzten, um Spitalskosten auf Kosten unserer Kinder - einzusparen? Diese wenigen Aufenthaltstage im Krankenhaus sind nach einer Geburt ausgefüllt von der Sorge und der erhöhten Aufmerksamkeit um das Neugeborene sowie den vielen Besuchen. In der viel zu kurzen Zeit kann das Stillen oft nicht mehr richtig erlernt werden. Immer öfter stelle ich in meiner Praxis fest, dass junge Mütter daher das Stillen viel zu schnell aufgeben. Dabei ist das Stillen so gesund und fördert auch die Mutter-Kind-Beziehung sehr. Es ist nicht nur die beste Form der Ernährung, sondern auch der beste Schutz vor Infektionen. Doch in der heutigen Zeit scheint der wirtschaftliche und gesellschaftliche Druck auf junge Mütter oft so groß zu sein, dass dem Stillen nicht mehr der ihm zustehende Wert beigemessen wird. Die Voll-Berufstätigkeit der Mutter bringt das Kind oft zu früh in den Kindergarten oder gar im Säuglingsalter in eine Krippe. Trotz größter Bemühungen dieser "Ersatzeltern" kommt es da und dort zu (Beziehungs-)Defiziten. Eltern, die sich zuwenig Zeit für ihre Kinder nehmen, neigen oft dazu, ihr schlechtes Gewissen mit Geschenken zu beruhigen. Die verlorene Zeit kann aber kein Geschenk der Welt ersetzen. Ein Kind lernt am besten in einer familiären Atmosphäre, wo die Mütter bzw. Eltern sich um das anspruchsvolle "Spiel" der Liebe und der Grenzen des Gewährens und Verbietens bemühen. Die Kinder lernen so aus Liebe und Beziehung, Verbote zu ertragen und zu verstehen. Leicht haben es jungen Eltern heute nicht - die Kinder auch nicht. Da gibt es selten einfache Rezepte, sondern nur individuelle Ratschläge, die man den Jungeltern als Alternative anbieten kann.

Dr. Gerd Seyerl
Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde in St. Veit/Glan