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Grippeimpfung bei Kleinkindern

© Ermolaev Alexandr - Fotolia.com
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Anfrage: Mein Sohn Dario wird im Jänner 5 Jahre alt. Er besucht auch den Kindergarten. Ich bin mir unsicher, ob ich ihn Grippe impfen lassen soll oder nicht. Welche Nebenwirkungen können dabei auftreten? Voriges Jahr habe ich ihn impfen lassen. Und mir ist aufgefallen, dass er den ganzen Winter über nicht richtig krank, aber auch nicht richtig gesund war. Mir ist es fast so vorgekommen, wie wenn diese Impfung dies unterdrückt hätte. Es kann natürlich auch ein Zufall sein, oder ist das schon möglich?

Ich denke mir, er sollte doch eine gewisse Abwehr entwickeln. Aber wie ist es in meinem Fall?
Ich leide seit 2003 an Multipler Sklerose, sprich ich bin chronisch krank. Soll ich mich impfen lassen? Es heißt doch immer, dass eine Impfung einen Schub auslösen kann.

Antwort: Die "Grippe"-(= Influenza-)Impfung Ihres 5-jährigen Sohnes, der den Kindergarten besucht, also vielfältigen Kontakt mit Altersgenossen und überhaupt dadurch mit vielen Menschen hat, ist absolut zu empfehlen. Kinder erkranken im Allgemeinen nicht so lebensbedrohlich wie ältere Menschen, aber sie haben, eben durch ihre vielfältigen Kontakte eine viel größere Wahrscheinlichkeit, mit dem Virus in Kontakt zu kommen und sich zu infizieren als ältere, möglicherweise nicht mehr so mobile Personen. Seit das Influenzavirus rasch, sicher und relativ leicht bei einer fieberhaften Erkrankung nachweisbar ist, weiß man dass auch Kinder, ja sogar Säuglinge schwer an der echten "Virusgrippe" erkranken können. Es kommt "nur" auf die Kontaktmöglichkeit an. Und die hat ein Kindergartenkind reichlich.

Die Grippeimpfung schützt "nur" vor einer Erkrankung durch einem im Impfstoff enthaltenen Virusstamm, der jedes Jahr (bisher sehr erfolgreich) auf die zu erwartende Grippeepidemie abgestimmt wird. Sie ist gegenüber allen anderen "grippalen Infekten" völlig unwirksam, kann deren Verlauf also nicht beeinflussen, auch nicht unterdrücken.

Eine Impfung mit einem inaktivierten Impfstoff, der also keine vermehrungsfähigen Teile beinhaltet, wie unsere Influenzaimpfung, regt unser Immunsystem zur Bildung von Abwehrstoffen an, aktiviert und stimuliert also die Abwehrkräfte und behindert sie nicht. Der Höhepunkt der Antikörperproduktion = Bereitstellung von spezifischen (genau gegen einen bestimmten Erreger gerichteten Abwehrstoffen) ist nach wenigen Wochen abgeschlossen, die gebildeten Abwehrstoffe bleiben einige Monate bereit, um bei tatsächlich erfolgten Kontakt mit dem Erreger sehr rasch auf eine schützende Höhe aufgestockt zu werden. Eine Änderung der allgemeinen Befindlichkeit, andersartige Reaktionen auf andere Infekte werden nicht beobachtet. Auch der Verlauf von anderen Infekten wird durch die Grippeimpfung nicht beeinflusst.

Sie haben Recht, das Abwehrsystem Ihres Sohnes wird durch die Impfung angeregt, die Impfung nützt auch, wenn sie mangels Erregerkontaktmöglichkeit in der aktuellen Influenzasaison nicht zum Schutz vor der echten Grippe notwendig gewesen sein sollte. Nun zu Ihrer zweiten Frage, Impfung mit einem inaktivierten Impfstoff (wie den Influenzaimpfstoff) bei multipler Sklerose: Jede Erkrankung mit chronischem, intermittierend aber auch schubhaften Verlauf, wie die multiple Sklerose ist eine besondere Indikation für den Schutz vor der Influenza. Diese Personen sind durch die echte Grippe besonders gefährdet. Natürlich bestand bei einer Erkrankung wie die multiple Sklerose, mit so stark wechselndem Verlauf, sowohl beim einzelnen Betroffenen als auch zwischen verschiedenen Erkrankten, die große Sorge vor einer negativen Beeinflussung des Verlaufes durch so eine Impfung. Besonders wenn Auslöser und Ursache der Krankheit nicht völlig geklärt sind.

Ein solcher ursächlicher (nicht nur zeitlicher, also zufälliger) Zusammenhang wurde aber bisher bei den - gerade deshalb - sehr intensiven und gründlichen Nachbeobachtungen nicht gefunden. Dazu wurden zahlreiche Studien veröffentlicht. Auch Ihnen selbst und nicht nur für Ihren Sohn empfehle ich den Schutz vor der Influenza!

OA Dr. Diether Spork
Billrothgasse 23a
8010 Graz
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E-Mail: diether.spork@a1.net