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Varicellen-/Windpocken/Schafblattern-Impfung

Anfrage: Ich möchte gerne wissen, ob es sinnvoll ist, ein einjähriges Mädchen gegen Windpocken (Schafblattern) impfen zu lassen? Bei Ihren Berichten habe ich gelesen, dass es erst ab 9 Jahren sinnvoll ist, aber sonst wird es auch schon ab 9 Monaten gemacht. Kann ein Kind die Krankheit übertragen, wenn es z.B. schon infiziert ist und die Krankheit noch nicht ausgebrochen ist.

Antwort: Windpocken (wie schon der Name sagt, auch vom Wind übertragen) sind eine hochinfektiöse (hochansteckende) Infektionskrankheit, an der etwa 95% der Bevölkerung schon beim Erstkontakt erkranken. Der Rest bei den nächsten Malen, eine lebenslange natürliche Resistenz, ein lebenslanges Nichterkranken ist extrem selten, kommt praktisch nicht vor. Die Erkrankung verläuft nicht so schwer, wie z.B. die Masern, hat auch nicht so häufig und so schwere Komplikationen wie diese. Aber an der Grazer Kinderklinik müssen pro Jahr 30 bis 60 Kinder stationär behandelt werden, die so schwer erkrankt sind, dass eine Krankenhausbehandlung notwendig ist. Todesfälle sind glücklicherweise selten, aber immer wieder, vor allem bei Abwehrschwäche (Immunsuppression) möglich. Die Erkrankung ist, vor allem wegen des starken Juckreizes für den Betroffenen sehr unangenehm.

Wenn Sie das Ihrem Kind ersparen wollen, impfen Sie es ab dem 9. Lebensmonat. Es ist für zu Rate gezogene Ärzte beispielsweise ein häufig auftretendes Problem, dass die Ansteckung eines Kindes knapp vor einem geplanten Urlaub erfolgt und damit der Urlaub in Frage gestellt ist. Eine weitere Beobachtung ist die Tatsache, dass Windpocken umso unangenehmer und umso komplikationsträchtiger verlaufen, je älter der Erkrankte zum Zeitpunkt der Erkrankung ist. Ein besonderes Problem sind Windpocken in der Schwangerschaft.

Bis zur Verfügbarkeit eines wirksamen Impfstoffes sind die meisten Kinder schon in sehr jungen Jahren in Kontakt mit dem Erreger getreten und erkrankt. Mit zunehmender Durchimpfungsrate fallen immer mehr Kinder als Ansteckungsquelle aus und statt alle ein bis drei Jahre erfassen Erkrankungswellen in jetzt längeren Abständen dann schon als ältere Personen windpockenempfängliche Menschen. Solange es nicht gelingt, etwa 95% der Bevölkerung vor Windpocken zu schützen, wird das Erkrankungsalter immer mehr in ein komplikationsanfälligeres Alter verschoben.

Das ist der Grund, dass neben der allgemeinen Empfehlung, schon ab 9 Monaten gegen Windpocken zu impfen, betont wird, dass der Schutz vor Windpocken ab etwa 9 Jahren immer wichtiger wird. Das Verhindern der Infektion ist, weil Vermeiden von Krankheit immer sinnvoll ist, schon ab 9 Monaten für den Betroffenen ein Gewinn. Je später gehandelt wird, wenn nicht in der Zwischenzeit schon die Erkrankung erlitten werden musste, um so wichtiger wird, wie schon ausgeführt, die Impfung. Daher die Betonung des zweiten angegebenen Impftermins, sinnvoll aber ist die Impfung gegen Windpocken in jedem Alter.

Bei den Windpocken vergehen zwischen dem Zeitpunkt der Ansteckung und den ersten Krankheitszeichen (= sogenannte Inkubationszeit, Ansteckungszeit) in der Regel 14 Tage, selten, bei einem sogenannten 3-Wochenstamm 21 Tage. Ansteckend ist der bereits Infizierte, aber noch nicht Erkrankte erst in den letzen 2 Tagen vor Erkrankungsbeginn. Es besteht also in der ersten Woche nach der Ansteckung noch keine Gefahr, die Krankheit weiterzuverbreiten.

Diether Spork
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