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Bettnässen/Ursachen und Therapie

Was ist die Ursache für Bettnässen? Wie kann man das Problem behandeln?

Das Einnässen (lateinisch: Enuresis nocturna) – umgangssprachlich auch bezeichnet als Bettnässen – ist ein altbekanntes Problem. Es sind sehr viele Kinder betroffen. Früher wurde das Bettnässen oft unter falschen Voraussetzungen diagnostiziert: Jahrelang galt es als ein psychologisches Problem, wenn Kinder in der Nacht den Harn nicht kontrollieren konnten. Man machte Störungen in der Mutter-Kind-Beziehung als Gründe geltend, wodurch die Mütter ein schlechtes Gewissen bekamen und gleichzeitig die Kinder schwer belastet wurden. Heute gilt diese Ansicht als veraltet. Man weiß, dass über 80 Prozent der Bettnässer eine verminderte Ausscheidung des Hormons Adiuretin haben. Dieses Hormon wird in der Hirnanhangsdrüse gebildet. Es ist verantwortlich dafür, dass die Harnmenge auf ein - der Größe der Harnblase entsprechendes - Maß reduziert wird. Wird jedoch zu wenig Adiuretin produziert, bildet sich verstärkt Harn, der von den Kindern nicht gehalten werden kann. Sie erwachen erst, wenn es schon zu spät ist. Es wird in diesem Zusammenhang jedoch ganz deutlich, dass weder das Kind noch die Eltern bzw. die Familie Schuld am Einnässen haben.

Nach Ausschluss seltener organischer Ursachen ist die Behandlung von Bettnässen ganz einfach: Das fehlende Hormon wird mittels Nasenspray oder Tabletten zugeführt. Das Kind sprüht - meist für eine Dauer von drei Monaten - vor dem Schlafengehen das Hormon in die Nase und kann dann beruhigt schlafen. Besonders für die Stärkung des Selbstbewusstseins des Kindes ist dieses "wieder unbesorgt Ein- und Durchschlafen" enorm wichtig. So kann es auch ohne Bedenken einmal bei einem Freund übernachten. Sollte die Therapie nach den ersten drei Monaten keine Heilung bringen, wird die Verabreichung des Hormons um weitere drei Monate verlängert. Tritt dann noch immer keine Besserung ein, ist in manchen Fällen eine Psycho- oder Verhaltenstherapie in Betracht zu ziehen. Dies kommt jedoch nur in wirklich seltenen Fällen vor.

Dr. Florian Baumgartner
FA für Kinder und Jugendheilkunde in Tamsweg (Salzburg)