Wann und wie wird eine Endokarditisprophylaxe durchgeführt?
Fast alle angeborenen Herzfehler gehen mit einem erhöhten Risiko einher, eine Entzündung der Herzinnenhaut (= Endokarditis) zu erleiden. Die Herzinnenhaut überzieht die Herzklappen und kleidet die Herzhöhlen aus. Sie ist zart und glatt um ein reibungsloses Vorbeiströmen des Blutes zu gewährleisten. Dort, wo die Herzinnenhaut einer krankhaften Belastung durch einen Herzfehler ausgesetzt ist, wird sie dick und höckrig. Bei bakteriellen bzw. eitrigen Entzündungen im Körper, wie zum Beispiel einer Angina, bei der Bakterien auch in der Blutbahn kreisen, können sich diese an den veränderten Stellen der Herzinnenhaut festhaften und an diesem Ort eine schwere Entzündung auslösen. Meist sind bei diesen Entzündungen die Herzklappen sehr in Mitleidenschaft gezogen und verlieren ihre Funktion. Der betroffene Patient fühlt sich beträchtlich krank, leidet an Fieberschüben und Zeichen der Blutvergiftung. Die Behandlung der Endokarditis ist äußerst langwierig und besteht in einer vielwöchigen Infusionstherapie mit Antibiotika. Ein völliges Ausheilen ist nicht immer zu erzielen, und eine Rückfallgefahr besteht zeitlebens.
Eine vorbeugende Behandlung einer bakteriellen Entzündung mit einem entsprechend wirksamen Antibiotikum als Saft oder Tabletten ist daher bei einem Patienten mit angeborenem Herzfehler absolut unerlässlich!
Bei welchem Herzfehler diese Prophylaxe erforderlich ist, geht aus dem Herzpass hervor, den ein Patient mit Herzfehler bei sich haben sollte. Hier ist auch vermerkt, bei welchen chirurgischen oder zahnärztlichen Eingriffen, bei denen die Gefahr besteht, Bakterien in die Blutbahn einzuschwemmen, eine antibiotische Schutzbehandlung während des Eingriffes nötig ist.
Dürfen Kinder mit Herzfehlern geimpft werden und was ist dabei zu beachten?
Grundsätzlich gelten bei Kindern und Erwachsenen mit einem angeborenen Herzfehler dieselben Richtlinien für Schutzimpfungen wie bei herzgesunden Menschen. Besonders Menschen mit eingeschränkter Herzleistung, die beispielsweise der Belastung durch fieberhafte Erkrankungen nicht so gut gewachsen sind, möchte man durch eine entsprechend komplette Durchimpfung schützen. Zusätzlich zu den vorgesehenen Impfungen des Impfplanes empfiehlt sich bei allen Herzfehlern mit Blausucht oder deutlich eingeschränkter Herzfunktion auch die jährliche Grippeimpfung. Wie bei Herzgesunden sollte man zur Impfung an keinem fieberhaften Infekt leiden; ein vorangegangener operativer Eingriff muss bereits 4-6 Wochen zurückliegen.
Sind bei Herzoperationen Bluttransfusionen erforderlich? Besteht die Möglichkeit zur Eigenblutspende?
Bei allen Operationen am Herzen muss mit der Notwendigkeit von Bluttransfusionen gerechnet werden - entweder um Blutverluste während des Eingriffes zu ersetzen, oder bei Operationen von Säuglingen und Kleinkindern an der Herz-Lungen-Maschine, die ja für die Operation mit Spenderblut befüllt werden muss. Erst ab dem Schulalter kann versucht werden, ohne Bluttransfusion auszukommen.
Blutkonserven, die für Herzoperationen an Kindern herangezogen werden, stammen in unserm Herzzentrum aus einem speziellen Spenderkollektiv, das regelmäßig Screeninguntersuchungen auf Infektionskrankheiten unterzogen wird; das Spenderblut wird nach der Abnahme selbstverständlich wiederum getestet und einem Virusinaktivierungsverfahren unterworfen, anschließend mit Empfängerblut auf absolute Verträglichkeit untersucht und erst dann zur Verabreichung freigegeben.
Bei geplanten Eingriffen bei älteren Kindern besteht die Möglichkeit zur Eigenblutspende. Dies wird individuell entschieden und bei der Planung der Operation besprochen. Blutprodukte von verwandten Personen werden wegen schlechterer Verträglichkeit und der hohen Rate von Immunisierungsreaktionen nicht durchgeführt.
Darf ein Kind mit Herzfehler am Schulsport teilnehmen?
Bei allen leichtgradigen Herzfehlern, also kleineren Defekten in der Herzscheidewand und geringgradigen Herzklappenfehlern ist Schulsport ohne Einschränkungen möglich, genauso bei allen operierten Herzfehlern, bei denen eine normale Anatomie mit einer normalen Herzfunktion wiederhergestellt werden konnte. Auch vielen Kindern mit komplizierten angeborenen Herzfehlern mit beispielsweise nur einer Herzkammer ist nach einer erfolgreichen Behandlung das Schulturnen und normaler Freizeitsport möglich. Größte Vorsicht ist geboten bei höhergradigen Herzklappen- oder Gefäßverengungen (Aortenklappenstenosen oder Aortenisthmusstenosen), die heimtückischerweise jahrelang keinerlei Beschwerden verursachen und dennoch zu einem akuten Herzversagen bis zum Sekundenherztod führen können. Hier ist bis zur Operation auch bei normalem Befinden jegliche körperliche Belastung streng zu meiden. In jedem Fall ist die Frage - Sport ja oder nein - immer mit dem behandelnden Arzt oder dem behandelnden Zentrum zu klären.
Darf ich mein herzkrankes Kind auf eine Flugreise mitnehmen?
Flugreisen sollten immer mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden. Meistens bestehen hier keine Bedenken. Vor allem bei Kindern mit erniedrigter Sauerstoffsättigung können Flugreisen aufgrund des niedrigeren Sauerstoffgehalts in der Flugkabine ein Problem sein.
Was ist die Ursache von Herzfehlern?
Das Herz entwickelt sich im Mutterleib innerhalb einer Zeit von wenigen Tagen in einer Phase, wo die werdende Mutter zumeist von der Schwangerschaft noch gar nichts weiß. In dieser Periode sind die Grundsteine für die Anatomie des Herzens und der übrigen Organe gelegt und sind in der weiteren Schwangerschaft nicht mehr zu beeinflussen. Manche Herzfehler werden vererbt, manche sind Teil eines Krankheitssyndroms, wie zum Beispiel des Down-Syndroms; Infektionen (z.B. Röteln), Medikamenteneinnahme, mütterliche Erkrankungen (z.B. Diabetes) oder ionisierende Strahlen können zu Herzfehlern führen, aber die überwiegende Mehrzahl der angeborenen Herzfehler (ca 80%) entsteht quasi schicksalhaft und ohne eine fassbare Ursache.
Ich (wir) habe(n) bereits ein Kind mit Herzfehler: Besteht jetzt ein erhöhtes Risiko ein weiteres Kind mit Herzfehler zu bekommen?
Haben Eltern bereits ein Kind mit Herzfehler, so steigt das Risiko, ein weiteres Kind mit Herzfehler zu bekommen auf 2 bis 5% an, ist also immer noch sehr gering. Eine in der 18. – 22. Schwangerschaftswoche durchzuführende fetale Herzultraschalluntersuchung kann bereits gravierende Herzfehler ausschließen oder erkennen. Genetische Untersuchungen können manchmal gute Aufschlüsse darüber geben, ob in einer weiteren Schwangerschaft ein erhöhtes Wiederholungsrisiko besteht oder nicht.