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Knochenbrüche/elastische Marknagelung

Worum handelt es sich bei der Methode der elastisch stabilen Marknagelung? Kann sie einen Gips ersetzen? 

Unfälle im Kindes- und Jugendalter sind so häufig, dass sie sogar als zweithäufigste "Krankheitsursache" – nach den Infektionskrankheiten – angesehen werden können. Viele der kleinen Patienten erleiden dabei Knochenbrüche, die früher in der Regel einen längeren Krankenhausaufenthalt mit Gipsbehandlung nach sich zogen. Die Kinder versäumten oft mehrere Wochen Schule und mussten unter Umständen sogar ein Schuljahr wiederholen. In der Kinder- und Jugendchirurgie wurden deshalb operative Methoden entwickelt, die eine raschere Mobilisierung der Patienten nach einem Knochenbruch ermöglichen. Die elastisch stabile Marknagelung ist eine dieser Methoden. Sie wird hauptsächlich bei Ober- und Unterschenkelbrüchen angewendet. Mit einem kleinen Eingriff bringt der Arzt zwei starke, passend vorgebogene Drähte in den Markraum der langen Knochen ein und fixiert so die Bruchfragmente elastisch. Eine Gipsbehandlung ist dann nicht mehr erforderlich. Die Patienten können rasch mit Stützkrücken und unter Belastung des gebrochenen Beines wieder mobilisiert werden und die Schule besuchen. Für die Entfernung der Markdrähte ist ein zweiter kleiner Eingriff notwendig. Bei größeren Kindern kann dieser auch nur mit lokaler Betäubung durchgeführt werden. Es hat sich gezeigt, dass die elastisch stabile Marknagelung auch bei Unterarmbrüchen gut eingesetzt werden kann, weil diese mit einer Gipsbehandlung allein oft schlecht zu fixieren sind. Auch bei Oberarmbrüchen erspart die Marknagelung eine Gipsbehandlung und alle damit verbundenen Nachteile. Die elastisch stabile Marknagelung hat in der Kinderchirurgie in den letzten Jahren entscheidend zur Erleichterung der Behandlung von Knochenbrüchen bei Kindern und Jugendlichen beigetragen. Der größte Vorteil ergibt sich allerdings für die Patienten selbst: Krankenhausaufenthalte werden verkürzt, häusliche Pflege vereinfacht und der Schulbesuch nach einem Bruch bald wieder möglich. 

Univ.-Prof. Dr. Michael E. Höllwarth
FA für Kinderchirurgie