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Mandelentzündung

© dalaprod - Fotolia.com
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Meine achtjährige Tochter hatte schon mehrmals eine eitrige Mandelentzündung. Muss sie die Mandeln entfernen lassen?

Die Frage, ob die Mandeln entfernt werden sollen, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zunächst einmal muss man zwischen Gaumen- und Rachenmandeln unterscheidet. Die Gaumenmandeln werden auch „Tonsillen" genannt. Sie liegen zwischen den vorderen und hinteren Gaumenbögen und sind bei offenem Mund teilweise erkennbar.

Die Rachenmandeln werden auch „Adenoide" und „Polypen" genannt und liegen am Übergang von der Nasenhöhle zum Rachen. Sowohl Rachenmandeln als auch Gaumenmandeln sind für die Erreger- und Immunabwehr verantwortlich. Die Rachenmandeln können vor allem im Alter von etwa 4-5 Jahren vergrößert sein. Durch die damit verbundene Behinderung der Nasenatmung schnarchen  die Kinder häufig und atmen durch den Mund. Entscheidend für die Frage, ob eine Operation nötig ist, ist die Stärke der Beschwerden (nächtliches Schnarchen, Mundatmung, häufige Mittelohrentzündung, Hörstörung).

Im Fall Ihrer Tochter handelt es sich um eine Entzündung der Tonsillen. Das Für und Wider einer Entfernung muss sorgfältig abgewogen werden. Wichtig sind u. a. die Größe (Atemhindernis) und das Aussehen (Vernarbung, Oberflächenrelief) der Mandeln, aber auch die Häufigkeit antibiotikapflichtiger Entzündungen. Wenn Ihre Tochter 4- bis 6-mal pro Jahr eine penicillin-pflichtige Angina durchmacht oder sich ein Mandelabszess entwickelt hat, oder wenn die Gaumenmandeln aufgrund bestimmter Laborwerte als eitriger Herd angesehen werden müssen, der bereits entsprechende Beschwerden in den Nieren oder Gelenken verursacht, ist eine Entfernung der Tonsillen angezeigt.

Dieser Artikel wurde bereits als Pressetext in der Kategorie "Die Ganze Woche - Österreichs Kinder- und JugendärztInnen beantworten Leserfragen" publiziert. 

Dr. Peter Voitl
Mitglied der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde
FA für Kinder- und Jugendheilkunde, Wien