Die Ringelröteln sind eine weltweit vorkommende, seltene, wenig ansteckende Infektionskrankheit mit typischem Ausschlag. Einzelerkrankungen und lokale Epidemien treten bevorzugt im Frühling und hauptsächlich bei Kindern im Schulalter auf. Erst 1985 wurde ein (seit 1974 bekanntes) DNS-Virus namens Parvovirus B19 als Erreger erkannt. Die Übertragung erfolgt von Mensch zu Mensch durch Sekrettröpfchen aus den Atemwegen und ganz selten auch durch Transfusion von Blut oder Blutprodukten. Die Infektion hinterlässt eine lebenslange Immunität; als Zeichen einer durchgemachten Infektion finden sich bei 30 bis 60% aller Erwachsenen spezifische Antikörper.
Nach einer Inkubationszeit von 17 Tagen (1-4 Wochen) erscheint plötzlich, meist ohne Vorsymptome, eine leicht erhabene, eher scharf begrenzte, beidseitige Wangenrötung. Durch Aussparung von Mund und Nase kommt ein schmetterlingsförmiges Bild zustande. Am zweiten Tag tritt am Stamm und bevorzugt an den Streckseiten der Extremitäten ein juckender, fleckiger und teilweise leicht erhabener Ausschlag auf, der innerhalb von fünf Tagen ein charakteristisches ring- bis girlandenförmiges Aussehen annimmt. Besonders typisch ist ein periodisches Abblassen und neu entstehender Ausschlag. Die zeitweise Verstärkung des Ausschlags wird durch Sonnenbestrahlung, Kälte, Wärme und durch Druck auf die Haut begünstigt. Die Hauterscheinungen klingen meist nach 10 bis12 Tagen ab, können aber auch im Verlauf einiger Wochen mehrmals wiederkehren.
Die Diagnose sollte durch den Nachweis von Antikörpern (IgM und IgG) gegen das Parvovirus B19 im Blut oder durch Virusnachweis mittels PCR gesichert werden. Ohne eine solche Antikörperbestimmung können Verwechslungen mit anderen Infektionskrankheiten (z.B. Röteln) oder mit allergischem Ausschlag vorkommen. Im Blutbild findet sich gelegentlich eine Vermehrung der eosinophilen Granulozyten.
Komplikationen: Bei Erwachsenen können gelegentlich Gelenkschmerzen oder Gelenkschwellungen auftreten. Bei Patienten mit chronischen hämolytischen Anämien können aplastische Krisen auftreten und das Virus kann durch mehrere Wochen weiterverbreitet werden. Bei Infektion in der Schwangerschaft vor der 20. Woche kommt es bei 10% zu Blutarmut, Ödembildung (Hydrops) und intrauterinem Fruchttod.
Eine spezifische Behandlung ist nicht bekannt und meist ist auch überhaupt keine Behandlung notwendig; manchmal sind Medikamente gegen Juckreiz hilfreich. Die seltene Gelenkbeteiligung wird mit schmerzstillenden, entzündungshemmenden Medikamenten behandelt.
Da die Übertragung vor dem Auftreten der typischen Krankheitszeichen erfolgt, ist eine Isolierung ist nicht erforderlich. Patienten mit chronischem Verlauf bei Bluterkrankungen werden im Spital behandelt und wegen der länger dauernden Virusausscheidung isoliert; für die Betreuung dieser Patienten sollten Schwangere nicht eingesetzt werden. Eine vorbeugende Impfung gibt es nicht.
Prim.Univ.-Prof.Dr.Ingomar Mutz