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ADHS: Jugendalter ist besonders kritische Phase

Bei Heranwachsenden mit Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) ist das Jugendalter eine besonders kritische Phase, da mit der Pubertät die Bereitschaft sinkt, sich an den Therapieplan zu halten, und der schwierige Übergang bzw. die Transition in die Erwachsenenmedizin ansteht, darauf macht Univ.-Prof. Dr. Christian Popow in einer aktuellen Veröffentlichung in der Fachzeitschrift Pädiatrie & Pädologie aufmerksam. Hier besteht die Gefahr, dass junge Erwachsene mit weiterbestehenden Problemen ganz ohne Betreuung und Therapie bleiben.

© Patryssia - Fotolia.com

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„ADHS ist eine chronische Erkrankung, die unbehandelt die Leistungsfähigkeit und die Lebensqualität beeinträchtigt. Zwar nimmt die Hyperaktivität meist in der Pubertät ab, aber Betroffene können weiterhin mit Aufmerksamkeits- und Impulsivitätsproblemen zu kämpfen haben. Diese können die weitere Ausbildung und das Arbeitsleben erschweren“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Christian Popow von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Medizinischen Universität Wien.
Bei etwa zwei Drittel halten einzelne Symptome oder sogar das Vollbild der Erkrankung bis ins Erwachsenenalter an. Patienten mit ADHS leiden zudem häufiger als gesunde Gleichaltrige unter bestimmten Krankheiten, wie z.B. depressiven Störungen oder Tics, die der Behandlung bedürfen, und neigen dazu, Übergewicht und Diabetes Typ 2 zu entwickeln. Jugendliche mit ADHS haben beispielsweise ein bis zu 6-fach erhöhtes Risiko für depressive Störungen.

„Mehr Eigenverantwortung für seine Gesundheit zu übernehmen, ist ein Lernprozess. Eltern können Jugendliche beispielsweise dazu ermutigen, selbst in der Arztpraxis anzurufen und beim Praxisbesuch mit dem Arzt zu sprechen“, rät Univ.-Prof. Dr. Christian Popow, der Mitglieder der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) ist. Der betreuende Kinder- und Jugendarzt mit ADHS-Fachwissen, der Kinder- und Jugendpsychiater sowie Psychotherapeut können dabei behilflich sein, den Übergang in die Erwachsenenmedizin vorzubereiten.

Es ist sehr schwer, einem Kind mit ADHS Strukturen zu geben und Grenzen zu setzen. Doch das Verhalten eines Kindes mit ADHS ist nicht Folge eines Erziehungsversäumnisses. Denn das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) ist eine überwiegend genetisch bedingte Störung, die unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann. Typische Kennzeichen sind u.a. Aufmerksamkeitsstörung, Hyperaktivität, Impulsivität und Schwierigkeiten, Gefühle zu regulieren. Etwa 3 bis 6% der Schulkinder sind von ADHS betroffen. „Eine individuell abgestimmte Therapie, bei der mehrere Fachgruppen zusammenarbeiten, kann die Lebensqualität und Schulleistungen von Betroffenen deutlich verbessern. Psychoedukation – auch wichtig für die Eltern -, verhaltenstherapeutische Maßnahmen und bei Bedarf Medikamenteneinnahme können Bestandteile davon sein“, so Univ.-Prof. Dr. Popow.

Quellen: Paediatr. Paedolog. (1, 2), Pädiatrie, OE1-ORF
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Dies ist eine Pressemeldung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.at. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des ÖGKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.