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Alkohol kombiniert mit Tabak in der Schwangerschaft: Erhebliches Risiko für plötzlichen Kindstod

Kinder von Müttern, die über das erste Trimenon der Schwangerschaft hinaus getrunken und geraucht haben, haben ein 12-fach erhöhtes Risiko, einen plötzlichen Kindstod zu erleiden, im Vergleich zu jenen, deren Mütter nicht oder nur im ersten Trimenon der Schwangerschaft Nikotin- und Alkoholkonsum ausgesetzt waren. Dies geht aus einer aktuellen Studie des National Institutes of Health (NIH) hervor, einer Forschungsbehörde des US-amerikanischen Gesundheitsministeriums. An der wissenschaftlichen Arbeit waren Amerikaner, Südafrikaner und Australier beteiligt.

© Joshua Resnick - Fotolia.com

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Plötzlicher Kindstod oder Sudden Infant Death Syndrome (SIDS) beschreibt den plötzlichen, unerklärlichen Tod eines Kindes unter einem Jahr. Viele Studien haben gezeigt, dass das Risiko für SIDS durch mütterliches Rauchen während der Schwangerschaft erhöht wird. Einige Studien haben auch gezeigt, dass vorgeburtliche Alkoholexposition und insbesondere starker Alkoholkonsum während der Schwangerschaft das SIDS-Risiko ebenso erhöhen kann. Die NIH-finanzierte Safe-Passage-Studie gibt nun einen Überblick darüber, wie das SIDS-Risiko durch den Zeitpunkt und das Ausmaß der vorgeburtlichen Exposition gegenüber Tabak und Alkohol beeinflusst wird.

"Unsere Studie ist die erste groß angelegte prospektive Studie, die den Zusammenhang zwischen vorgeburtlichem Alkohol- sowie Tabakkonsum und dem Risiko von SIDS genau untersucht", kommentierte die Erstautorin Dr. Amy J. Elliott aus South Dakota. "Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Alkohol- und Tabakkonsum in der Schwangerschaft sich gegenseitig [in ihrer negativen Wirkung] verstärken, da eine Doppelexposition mit einem wesentlich höheren SIDS-Risiko einhergehen als jede Exposition für sich allein genommen."

Zur Durchführung der Studie gründete die Wissenschaftler ein Netzwerk für vorgeburtlichen Alkoholkonsum bei SIDS und Totgeburten (Prenatal Alcohol in SIDS and Stillbirth: PASS). Von 2007 bis 2015 verfolgten die PASS-Network-Forscher den Verlauf von fast 12.000 Schwangerschaften bei Frauen aus zwei Wohngebieten in Kapstadt, Südafrika, und fünf Standorten in den USA, darunter zwei Indianerreservaten in South Dakota und North Dakota. Die Studienorte wurden aufgrund ihrer hohen Rate an vorgeburtlichem Alkoholkonsum und SIDS ausgewählt und umfassten Bevölkerungsgruppen, bei denen noch immer unerforscht ist, welche Rolle die ethnischen und sozioökonomischen Unterschiede bei SIDS spielen.

Die Wissenschaftler beobachten etwa 94% der Schwangerschaften bis zum Ende und bis zu einem Jahr in der Folge. Sie fanden heraus, dass 66 Säuglinge in dieser Zeit starben, darunter 28 SIDS-Todesfälle und 38 Todesfälle aus bekannten Gründen. Zusätzlich zu dem fast 12-fach erhöhten SIDS-Risiko durch kombiniertes Rauchen und Trinken nach dem ersten Trimenon der Schwangerschaft stellten sie fest, dass das SIDS-Risiko bei Säuglingen, deren Mütter angaben, nach dem ersten Trimenon weiter zu rauchen, um das Fünffache erhöht war, und um das Vierfache bei Säuglingen, deren Mütter angaben, über das erste Trimester hinaus weiter getrunken zu haben. Diese Risiken standen im Vergleich zu Säuglingen, die während der Schwangerschaft weder Tabak noch Alkohol ausgesetzt waren oder deren Mütter bis zum Ende des ersten Trimesters mit dem Rauchen oder Alkoholkonsum aufgehört hatten.
"Die Safe-Passage-Studie liefert wichtige neue Informationen über die Rolle der doppelten Exposition gegenüber Nikotin und Alkohol während der Schwangerschaft als Risikofaktoren für SIDS", betonte die Co-Erstautorin Dr. Hannah C. Kinney, MD, vom Boston Children's Hospital und der Harvard School of Medicine. "Unsere Ergebnisse stützen die aktuelle Empfehlung […] der Weltgesundheitsorganisation, dass Frauen während der Schwangerschaft keinen Alkohol trinken und nicht rauchen sollten, und unterstreichen die Bedeutung der Doppelexposition, die das größte Risiko für Säuglingssterblichkeit darstellt."

Quelle: medicalXpress, EclinicalMedicine (Lancet)