In Österreich beginnt die RSV-Saison in der Regel im November und dauert bis etwa April. RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus) ist einer der häufigsten Erreger von Atemwegsinfekten im Säuglings- und Kleinkindalter. Besonders bei den Jüngsten kann die Erkrankung schwer verlaufen. „Mit einer einzigen Impfung lässt sich das Risiko einer schweren RSV-Erkrankung deutlich senken – und das kostenfrei“, betont Prim. Univ. Prof. Dr. Reinhold Kerbl, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ).
Das Virus wird vor allem durch Tröpfcheninfektion über die Schleimhäute von Nase, Mund oder Augen weitergegeben. Auch Schmierinfektionen über Hände oder Gegenstände spielen eine Rolle. Von der Ansteckung bis zum Krankheitsausbruch vergehen meist 2 bis 8 Tage.
Wann erhalten in der „Infektsaison“ geborene Kinder den Schutz?
Babys, die zwischen Oktober und März geboren werden, erhalten Nirsevimab (Beyfortus®) in der Regel direkt nach der Geburt – möglichst innerhalb der ersten Lebenswoche in der Geburtsklinik.
Nur wenn die Mutter mindestens 14 Tage vor der Geburt eine RSV-Impfung erhalten hat, ist keine zusätzliche Gabe nötig.
Für Risikokinder (z. B. Frühgeborene, Kinder mit Herzfehlern, Immundefekten oder bestimmten Lungenerkrankungen), die vor dem 1. April 2025 geboren wurden, kann auch in der kommenden Saison eine weitere Dosis sinnvoll sein. Diese ist ebenfalls kostenfrei.
Woran Eltern eine schwerere RSV-Infektion erkennen
Häufig beginnt eine RSV-Infektion mit Symptomen wie Schnupfen, Husten, Halsschmerzen oder Fieber – ähnlich wie ein gewöhnlicher Erkältungsinfekt.
Bei kleinen Kindern kann sich jedoch eine Bronchiolitis, also eine Entzündung der kleinsten Atemwege, entwickeln. „Typische Warnzeichen sind eine schnellere Atmung, sichtbare Einziehungen unter den Rippen, geblähte Nasenflügel oder pfeifende Atemgeräusche“, erklärt Prim. Univ. Prof. Dr. Reinhold Kerbl, der die Kinder- und Jugendabteilung am LKH Hochsteiermark in Leoben leitet.
Werden Haut oder Lippen bläulich, ist das ein Hinweis auf Sauerstoffmangel – dann sollten Eltern sofort ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Kinder, die im Säuglingsalter eine schwere RSV-Infektion hatten, zeigen laut Studien später häufiger Atemwegsprobleme oder asthmatische Beschwerden.
RSV – eine häufige Ursache für Krankenhausaufenthalte
Etwa 1–2 % aller reifgeborenen Säuglinge müssen in Österreich aufgrund einer RSV-Infektion im Krankenhaus behandelt werden.
Eine Auswertung von Spitalsdaten aus Südösterreich (ARNI-Studie, 2015–2022) ergab, dass rund jedes fünfte Kind unter fünf Jahren, das wegen einer Atemwegserkrankung stationär behandelt wurde, an RSV erkrankt war.
Eine weitere österreichische Untersuchung zeigte: RSV-Infektionen verlaufen deutlich schwerer als COVID-19 bei Kindern (0 bis 12 Jahre). Während 55% der jungen RSV-Patienten eine Sauerstofftherapie benötigten, waren es bei SARS-CoV-2 nur 9,5%.
Warum sich kleine Kinder leichter anstecken
Kinder unter fünf Jahren haben ein rund dreieinhalbfach höheres Risiko, sich in ihrem Haushalt mit RSV zu infizieren, als ältere Personen. Das liegt vermutlich daran, dass sie eine geringere Virusdosis für eine Infektion benötigen und engen Körperkontakt zu anderen Familienmitgliedern haben.
Eine Ansteckung ist bereits vor dem Auftreten der ersten Symptome möglich. In der Regel sind Erkrankte 3–8 Tage ansteckend, bei Frühgeborenen oder immungeschwächten Kindern kann die Virusabgabe auch deutlich länger dauern.
RSV-Prophylaxe – auch ein Schutz vor Überlastung der Kinderspitäler
Jahr für Jahr kommt es in den Wintermonaten durch gehäufte Atemwegsinfektionen zu Spitzenbelastungen an den Kinder- und Jugendabteilungen. Durch die RSV-Prophylaxe fallen viele stationäre Aufnahmen und damit die Spitzenbelastung weg. „In Österreich können so im Winter etwa 600 bis 1000 Hospitalisierungen vermieden werden“, betont Univ. Prof. Dr. Reinhold Kerbl.
Quellen:
- Brey AV, Pengg F,·Frischer T, Zacharasiewicz A. RSV versus SARS-CoV-2 bei Kindern. Vergleich stationärer Verläufe. Wien Med Wochenschr 2025; Epub ahead of print.
- Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMASGPK); Impfplan Österreich 2025/2026, Version 1.1vom 10.10.2025.
- Caserta M, Jones A. RSV: When It's More Than Just a Cold. AAP, 19.08.2025.
- Ehlmaier P, Voitl P, Riepl A, Lischka L, Voitl JJM, Langer K, Kuzio U, Mühl-Riegler A, Mühl B, Diesner-Treiber SC. Long Term Sequelae of Mild RSV Infections in Healthy Children Aged 0-3 Years in the Primary Care Setting - A Prospective Two Year Follow Up Observational Study. J Med Virol. 2025 Jun;97(6):e70441.
- Otomaru H, Sornillo JBT, Kamigaki T, Bado SLP, Okamoto M, Saito-Obata M, Inobaya MT, Segubre-Mercado E, Alday PP, Saito M, Tallo VL, Quiambao BP, Oshitani H, Cook AR. Risk of Transmission and Viral Shedding From the Time of Infection for Respiratory Syncytial Virus in Households. Am J Epidemiol. 2021 Dec 1;190(12):2536-2543.
- Sever Yildiz G, Berger A, Strenger V,·Dornbusch HJ,·Zacharasiewicz A. Resch B, Zwiauer K, Kerbl R, Paulke-Korinek M. RSV-Prophylaxe in der Herbst- Winter-Saison 2025/26 durch passive Immunisierung von Neugeborenen und Säuglingen mit Nirsevimab. Empfehlung der Österreichischen Sever Yildiz G, Resch E, Strenger V, Eber E, Resch B. Evaluating the Economic and Epidemiological Impact of RSV Hospitalizations in Southern Austria [Southern Austria Respiratory Syncytial Virus INpatient Investigation (ARNI Study)]. Influenza Other Respir Viruses. 2024 Nov;18(11):e70046.
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