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Auch gelegentlicher Cannabiskonsum schadet Jugendlichen

Konsumieren Teenager gelegentlich Cannabis, ist dies nicht harmlos. Davor warnen amerikanische Expertinnen und Experten in einer Veröffentlichung in der Fachzeitschrift JAMA, in der sie die Daten von über 68.000 Jugendlichen zu diesem Thema auswerteten.

Hanfpflanze - Cannabis sativa (© emer - Fotolia.com)

Hanfpflanze - Cannabis sativa (© emer - Fotolia.com)

Jugendliche, die Cannabis konsumieren, leiden zwei- bis dreimal häufiger unter Depressionen und denken über Selbstmord nach als diejenigen, die es nicht konsumieren. Und bei abhängigen Teenagern, die trotz gesundheitlicher und sozialer Probleme nicht mit dem Cannabiskonsum aufhören können, sind diese Risiken viermal höher. Gelegentlicher Cannabiskonsum ist in der Untersuchung definiert als Cannabiskonsum irgendwann in den letzten 12 Monaten, ohne dass die Nutzer Sucht-Kriterien erfüllen. Cannabis ist nach Alkohol und Nikotin das weltweit am weitesten verbreitete Suchtmittel.

Für die amerikanische Studie wurden Informationen von mehr als 68.000 Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren, die im Rahmen der National Survey on Drug Use and Health erhoben wurden, untersucht.
Der Gebrauch der Droge war auch mit anderen Problemen verbunden, darunter verlangsamtes Denken, Konzentrationsschwierigkeiten, Schulschwänzen, schlechte Schulleistungen, Konflikte mit der Polizei, Schlägereien und Aggressionen. Jugendliche mit einer Abhängigkeit hatten am häufigsten solche Schwierigkeiten. „Heranwachsende glauben, dass Cannabis sicher und harmlos ist – das ist faktisch falsch“, betonte der Hauptautor der Studie, Dr. Ryan Sultan, Assistenzprofessor für klinische Psychiatrie an der Columbia University in New York.

Dr. Sultan erklärte, er sei überrascht, dass selbst Freizeitkonsumenten ein viel höheres Risiko für psychische Probleme hätten. „Wir denken normalerweise, dass dies kein besorgniserregendes Verhalten ist.“ „Je mehr Jugendliche Cannabis konsumieren, desto negativer wirkt es sich auf ihr Denken aus. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit von Depressionen und das Auftauchen von Suizidgedanken“, verdeutlichte Dr. Sultan. „Es ist ein Teufelskreis […].“

Dr. Sultan riet Eltern dazu, mit ihren Kindern über Drogen, Depressionen und Angstzustände zu sprechen. Die Adoleszenz ist eine kritische Phase für die Entwicklung des Gehirns, und das Endocannabinoid-System spielt eine wichtige Rolle dabei. Es ist beteiligt an der Regulierung des Appetits, des Schmerzes und der Stimmung, und es tritt in Wechselwirkung mit Cannabinoiden.

In Österreich sind die Substanz THC und Cannabispflanzen mit einem THC-Gehalt von mehr als 0,3 % strafrechtlich verboten (der Erwerb, der Besitz, die Erzeugung, die Beförderung, die Ein- und Ausfuhr, das Anbieten, die Überlassung, das Verschaffen oder der Anbau zum Zwecke des „Suchtgiftmissbrauchs“). Werden Jugendliche im Zusammenhang mit Cannabis (THC) angezeigt, kommt es meist zu einem Gespräch mit einer Amtsärztin/einem Amtsarzt oder zu einer Einladung in einer Beratungsstelle. Dort wird über das weitere Vorgehen entschieden (z.B. Therapie, regelmäßiger Besuch einer Beratungsstelle, Probezeit). Bei Konsum in der Schule wird ein schulinterner Verfahrensablauf der Einschaltung der Polizei vorgezogen.

Quellen: MDedge, JAMA, praevention.at