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Auch geringe Mengen Alkohol in der Schwangerschaft beeinträchtigen Gehirnentwicklung des Babys

Eine australische Studie belegt, dass schon geringe Mengen Alkohol während der Schwangerschaft sich negativ auf die Gehirnentwicklung des Kinds auswirken können. Betroffene Kinder haben demnach später mehr psychologische und Verhaltensprobleme als Gleichaltrige. Sie können unter Angststörungen, Depressionen und Aufmerksamkeitsproblemen leiden.

Demnach gibt es keinen sicheren geringen Alkoholkonsum während der gesamten Schwangerschaft. Ohne Risiko bleibt nur der völlige Verzicht auf Alkohol. Das Gehirn des Ungeborenen reagiert in den ersten drei Monaten besonders empfindlich auf Alkohol. Denn im ersten Trimenon – im ersten Drittel der Schwangerschaft - entwickelt sich der Embryo besonders schnell.

Die Fetale Alkoholspektrumstörung (FASD: Fetal alcohol spectrum disorder) ist die häufigste von Geburt an bestehende chronische Erkrankung. Für Österreich liegen keine Zahlen vor. Schätzungen gehen von rund 1.500 FASD-betroffene Babys im Jahr aus. Die Ausprägungen können sehr unterschiedlich sein. Um soziales Verhalten, Aufmerksamkeit und Selbstregulierung, Sprachentwicklung und Schulfähigkeit bei betroffenen Kindern fördern zu können, sollte FASD bereits in der frühen Kindheit erkannt und behandelt werden. Dies ist nicht immer einfach. Manche Kinder haben äußerliche Merkmale wie kurze Lidspalten, schmale Oberlippen und eine kaum entwickelte Vertiefung bzw. Rinne zwischen Oberlippe und Nase (Philtrum). Bei anderen Betroffenen sind körperliche Merkmale wenig oder gar nicht ausgeprägt. Weitere Störungen umfassen Wachstumsstörungen und Störungen des Zentralen Nervensystems (ZNS). FASD-Kinder haben meist Schwierigkeiten, sich etwas zu merken und sich zu konzentrieren.

Je mehr Alkohol das Kind in der Schwangerschaft mitbekommt, desto schwerer sind i.d.R. die Störungen. Doch auch schon kleine Mengen beeinflussen die Entwicklung negativ. So zeigten sich schon Auswirkungen, auch wenn Kinder in einer sehr frühen Phase der Schwangerschaft nur „geringen“ Mengen Alkohol ausgesetzt waren (ca. 16 Getränke in den ersten sechs bis sieben Wochen) und die Mutter danach keinen Alkohol mehr zu sich nahm. Problematisch sei, dass viele Frauen in diesem frühen Stadium nicht wissen, dass sie schwanger sind, geben die Autoren zu bedenken. Die Daten zeigen jedenfalls, dass auch ein geringer Alkoholkonsum während der Schwangerschaft nicht sicher ist, lautet das Fazit der Autoren.

Zudem scheint eine vorgeburtliche Alkoholexposition ein wichtiger Einflussfaktor zu sein, wenn es um den späteren Alkoholkonsum des Heranwachsenden geht. Längsschnittstudien beim Menschen belegen, dass der Alkoholkonsum von Müttern während der Schwangerschaft das Risiko erhöht, dass betroffene Jugendliche und junge Erwachsene dann später selbst zu Alkohol konsumieren.

Quellen: Pediatrics, Front Behav Neurosci, AWMF, Am J Psychiatry, medicalXpress, Pädiatrie, FASD-Netzwerk.at