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Bildschirmzeit von Jugendlichen ist während der Pandemie stark angestiegen

Einer amerikanischen Umfrage zufolge haben Jugendliche während der Pandemie durchschnittlich mehr als 7 Stunden pro Tag vor einem Bildschirm verbracht – doppelt so viel wie vorhergesagt. Die Ergebnisse wurden in „JAMA Pediatrics“ veröffentlicht. Übermäßige Bildschirmnutzung bei Jugendlichen erhöht vermutlich die gesundheitlichen und seelischen Risiken.

© fotandy - Fotolia.com

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Amerikanische Forscher werteten die Daten aus einer Umfrage unter 5.412 Jugendlichen vorwiegend im Alter von 12 bis 13 Jahren (Spanne von 10 bis 14 Jahren) im Mai 2020 aus. „Die COVID-19-Pandemie und die nachfolgenden Einschränkungen, wie Ausgangssperren, Online-Lernen und soziale Distanzierung haben zu einer zunehmenden Abhängigkeit von digitalen Medien bzw. Bildschirmmedien für fast alle Aspekte des Lebens von Jugendlichen (z. B. Unterhaltung, Kontakte, Schule und Bildung) geführt“, schrieben die Experten.

Die Studienteilnehmer gaben selbst an, wie viele Stunden sie täglich mit Spielen, SMS-Schreiben und Lesen, mit sozialen Medien, Video-Chats, Surfen im Internet und mit dem Ansehen oder Streamen von Filmen, Videos oder Fernsehsendungen verbrachten. Stunden, die für schulbezogene Arbeiten aufgewendet wurden, wurden in der Studie nicht berücksichtigt.

Die Teilnehmer berichteten von einer durchschnittlichen täglichen Bildschirmnutzung von 7,7 Stunden – die meiste Zeit verwendeten die Heranwachsenden mit Spielen oder dem Ansehen oder Streamen von Filmen, Videos oder Fernsehsendungen. Vor der Pandemie waren es bei denselben Jugendlichen schätzungsweise 3,8 Stunden pro Tag – zu der Zeit waren sie allerdings jünger, was grundsätzlich auch mit weniger Bildschirmnutzung verbunden sein kann. 

Die Wissenschaftler beurteilten die Teilnehmer auch hinsichtlich ihrer psychischen Gesundheit und ihrer Belastbarkeit und stellten fest, dass eine schlechtere psychische Gesundheit und ein stärker wahrgenommener Stress mit mehr Zeit vor dem Bildschirm verbunden waren, während mehr soziale Unterstützung und Bewältigungsstrategien insgesamt mit einer geringeren Zeit vor einem Bildschirm verbunden waren.

„Selbst wenn Beschränkungen aufgehoben würden, deuten Studien darauf hin, dass die Bildschirmnutzung möglicherweise weiterhin erhöht bleiben könnte“, warnten die Autoren. Obwohl Bildschirmmedien auch hilfreich sind, um soziale Kontakte zu fördern bzw. aufrecht zu erhalten, waren andere Bewältigungsstrategien und soziale Unterstützung in dieser Stichprobe mit einer geringeren Nutzung von Bildschirmmedien verbunden. Jugendliche, die unter Stress und schlechter psychischer Gesundheit leiden, könnten mithilfe der Medien auch vor negativen Gefühlen und Stress flüchten.
Da Heranwachsende am PC oft zeitgleich mehrere Dinge machen, könnte die berechnete Summe eine Überschätzung sein, geben die Autoren zu bedenken.

Österreich im internationalen Vergleich

Im internationalen Vergleich schneidet hier Österreich noch relativ gut ab, so das Ergebnis der Veröffentlichung „Kinder und Medien in der Covid-19-Krise. Österreich im internationalen Vergleich“. Denn Kinder (9-13 Jahre) nutzten laut eigenen Angaben Medien in der Krise seltener als in anderen Ländern zur Stimmungsregulierung. Sie waren insgesamt weniger besorgt, gingen öfter in die Natur und trieben häufiger Sport. Den Kontakt zu anderen hielten österreichische Heranwachsende wie ihre Altersgenossen aus anderen Ländern mit Videochat, Telefonieren, WhatsApp oder gemeinsamen Computerspielen aufrecht. Das wichtigste Medium während des ersten Lockdowns war das Handy. Neben dem Handy, WhatsApp und Büchern nahmen TikTok, Snapchat und Amazon Prime eine wichtige Rolle in der Freizeit ein. Etwas weniger galt dies für Netflix, Nintendo und Comics.

Quellen: Healio, JAMA Pediatrics, Medienimpulse