Bluthochdruck hat sich bei Kindern weltweit verdoppelt – Risiko für frühe Folgeerkrankungen steigt

Daten aus 96 Studien mit mehr als 443.000 Kindern und Jugendlichen aus 21 Ländern zeigen, dass sich der Anteil der unter 19-Jährigen mit Bluthochdruck (Hypertonie) zwischen 2000 und 2020 nahezu verdoppelt hat: von 3,2% auf 6,2%. Parallel dazu ist weltweit auch die Zahl übergewichtiger Kinder gestiegen – ein zentraler Risikofaktor für Bluthochdruck im jungen Alter.

Fast 19% der übergewichtigen Kinder und Jugendlichen leiden an Hypertonie – und damit rund achtmal häufiger als normalgewichtige Gleichaltrige, so die aktuelle in „The Lancet Child & Adolescent Health“ veröffentlichte Übersichtsarbeit.

„Bluthochdruck ist in jungen Jahren häufiger, als lange angenommen wurde. Unentdeckt kann er früh zu Veränderungen der Gefäße wie Verdickungen der Gefäßwand, verringerter Elastizität oder erhöhter Steifigkeit sowie zu Herz-Kreislauf-Problemen führen“, erklärt ao. Univ-Prof. Dr. Martin Köstenberger, der die Arbeitsgruppe Kinderkardiologie der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) leitet. Besonders deutlich zeigt sich der Anstieg des Blutdrucks bei Jugendlichen – und hier vor allem bei männlichen Jugendlichen.

Fast ein Drittel der Drittklässler in Österreich ist übergewichtig – und damit stärker gefährdet

Nach der WHO-Kategorisierung sind in Österreich rund 30% der Kinder in der dritten Klasse der Volksschule übergewichtig oder adipös (COSI-Studie 2023). Dies erhöht ihr Risiko für die Entstehung eines Bluthochdrucks deutlich.

Die erste routinemäßige Blutdruckmessung beim Kind findet im Rahmen des Eltern-Kind-Passes bei der 8. Untersuchung zwischen dem 34. und 38. Lebensmonat statt.

„Für Kinder gelten andere Blutdruckwerte als für Erwachsene. Die Grenzwerte hängen vom Alter, Geschlecht und der Körpergröße ab. So liegen die Normwerte bei größeren Kindern höher, bei kleineren niedriger. Erst ab etwa 16 Jahren können die für Erwachsene definierten Grenzwerte herangezogen werden. Eltern, die zu Hause messen möchten, sollten sich zuvor von ihrer Kinder- und Jugendärztin bzw. ihrem Kinder- und Jugendarzt beraten lassen – vor allem, was die passende Manschettengröße und die richtige Messmethode betrifft. In der Praxis stehen dafür spezielle Geräte zur Verfügung“, ergänzt ao. Univ-Prof. Dr. Köstenberger, der auch stellvertretender Leiter der Klinischen Abteilung für Pädiatrische Kardiologie am LKH-Univ. Klinikum Graz ist.

In den meisten Fällen verursacht Bluthochdruck keine Beschwerden. Hinweise können jedoch Kopfschmerzen, Sehstörungen oder häufiges Nasenbluten sein. In der Leitlinie „Arterielle Hypertonie im Kindes- und Jugendalter“ finden sich auf den Seiten 58 bis 64 die alters-, größen- und geschlechtsspezifischen Perzentilenwerte. Die P50 (P: Perzentile) bezeichnet dabei den Wert, den rund die Hälfte aller Kinder derselben Größe und desselben Geschlechts erreichen.

Therapie: Lebensstil steht im Vordergrund

Stellt die Kinder- und Jugendärztin bzw. der Kinder- und Jugendarzt einen Bluthochdruck fest, sollte zunächst mit nicht-medikamentösen Maßnahmen begonnen werden – also einer Anpassung der Ernährung und der Empfehlung für mehr Bewegung, sofern keine organische Ursache vorliegt. Erst wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen, können blutdrucksenkende Medikamente in Erwägung gezogen werden.

Quellen: 

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Dies ist eine Pressemeldung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.at. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des ÖGKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.