„Immer mehr Studien deuten darauf hin, dass sich anhand einiger Voraussetzungen in der Kindheit gut voraussagen lässt, ob jemand als Erwachsener zu Bluthochdruck neigt. Deshalb ist diese Lebensphase so wichtig, um der Entwicklung zukünftiger Hypertonie und dem Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Herzinfarkt und Schlaganfall im späteren Leben vorzubeugen“, erklärt Ao.Univ.-Prof. Dr.med.univ.Daniela Baumgartner von der Arbeitsgruppe Kinderkardiologie der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Kinder und Jugendliche mit Bluthochdruck und Übergewicht können bereits Veränderungen an den Gefäßen zeigen, wie eine geringere Elastizität der Arterien.
In den letzten 30 Jahren hat sich der Anteil der Menschen weltweit, die unter Bluthochdruck leiden, verdoppelt. Mehrere Faktoren in der Kindheit beeinflussen dabei das spätere Bluthochdruckrisiko. So spielen genetische Anlagen, ein geringes Geburtsgewicht und Schwangerschaftsdiabetes der Mutter eine Rolle. So haben ehemalige Frühgeborene beispielsweise schon im Vorschulalter oft höhere systolische Blutdruckwerte als termingeborene Kinder. Bei den regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen beim Kinder- und Jugendarzt überprüft der Pädiater den Blutdruck. Entwickeln bereits kleine Kinder Bluthochdruck, hat dies häufig organische Ursachen, wie z.B. eine Nierenerkrankung. Aber bei Kindern ab 6 Jahren spielen veränderbare Lebensstilfaktoren wie Übergewicht eine immer größere Rolle.
Ungesunder Lebensstil: Bewegungsmangel, schlechte Ernährung und Übergewicht
Übergewicht, ein hoher Blutzuckerspiegel, hohe Cholesterinwerte (Blutfette), eine salzreiche Ernährung, Rauchen oder Exposition gegenüber Passivrauch gelten als Risikofaktoren für Bluthochdruck. Unter Heranwachsenden mit normalem Gewicht sind etwa 1,4 % von Bluthochdruck betroffen, unter Heranwachsenden mit Übergewicht etwa 7% und unter Heranwachsenden mit starkem Übergewicht etwa ein Viertel (25%). Eine südafrikanische Untersuchung legt nahe, dass insbesondere eine schnelle Gewichtszunahme in der frühen Kindheit bis zum zweiten Geburtstag, von zwei bis fünf Jahren und im Jugendalter das Risiko für Bluthochdruck im Erwachsenenalter erhöht.
„Kinder mit Übergewicht sollten versuchen, ihr Gewicht zu halten und Jugendliche eine langsame beständige Abnahme anstreben. Dies erreichen Heranwachsende durch Änderungen ihres Ernährungs- und Bewegungsverhaltens. Mit der Unterstützung der Familie und/oder mithilfe von strukturierten Programmen und Schulungen oder mit einer Rehabilitation kann ein langfristiger Erfolg gelingen. Der Kinder- und Jugendarzt hilft betroffenen Familien, einen geeigneten Weg zu finden. Nur in seltenen Fällen sind Medikamente erforderlich oder ein operativer Eingriff in Form einer Magenverkleinerung, um ein gesundes Gewicht zu erreichen“, so Ao.Univ.-Prof. Dr.med.univ. Baumgartner, erste stellvertretende Leiterin der Klinischen Abteilung für Pädiatrische Kardiologie der Medizinischen Universität Graz.
Mediterrane Ernährung und täglich eine Stunde Bewegung
Es hat sich als gesundheitsförderlich erwiesen, eine mediterrane Ernährung zu befolgen, d.h., reichlich Früchte, Gemüse, Vollkornprodukte zu verzehren und fettarme Milcherzeugnisse zu bevorzugen. Fleisch, Wurst, gesüßte Getränke, stark Zuckerhaltiges, Produkte mit einem hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren oder viel Salz, wie z.B. Fertiggerichte, sind nicht zu empfehlen.
Bewegung kann den Blutdruck ebenso positiv beeinflussen. Täglich sollten sich Heranwachsende etwa eine Stunde mäßig bis stark bewegen. Ausdauersportarten, wie z.B. Laufen, Schwimmen, Radfahren, eignen sich sehr gut dafür.
„Sitzende Tätigkeiten wie Fernsehen und Computerspielen begünstigen Bluthochdruck, während Lesen dagegen nicht diesen Effekt hat“, ergänzt Ao.Univ.-Prof. Dr.med.univ. Baumgartner.
Ausreichend Schlaf kann zu einem gesunden Blutdruck beitragen. Schlafmangel und Schlafstörungen z.B. durch Schnarchen mit Atemaussetzern (Schlafapnoe) können die Blutdruckwerte steigen lassen.
Quellen: European Society of Cardiology, Front Pediatr., Monatsschr Kinderheilkd, Eur J Pediatr., Paediatr. Paedolog, Eur Heart J., J Hypertens., Thorac Cardiovasc Surg, Hypertension
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