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Borreliose und COVID-19 können ähnliche unspezifische Krankheitszeichen aufweisen

Sowohl eine Borreliose als auch COVID-19 können sich mit sehr vielfältigen unspezifischen Krankheitszeichen äußern, wie Müdigkeit, Übelkeit, Kopfschmerzen und Muskelschmerzen. Bei diesen Beschwerden sollte nicht nur an COVID-19 gedacht werden, sondern auch an eine andere Viruserkrankung (z.B. im Winter an Influenza) oder eine Borreliose. Sowohl Borreliose als auch COVID-19 sind sogenannte Multisystemerkrankungen, die viele Organe befallen können (u.a. Haut, zentrales Nervensystem, Herz).

© Smileus - Fotolia.com

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"Typisch für COVID-19 ist der Husten und für eine Borreliose die Wanderröte – beide Symptome sind aber nicht immer vorhanden“ beschreibt Prim. Univ.-Prof. Dr. Reinhold Kerbl, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) und Vorstand der Abteilung für Kinder und Jugendliche am Landeskrankenhaus Hochsteiermark in Leoben. Und ergänzt: „Die Wanderröte oder das Erythema (chronicum) migrans kann sich wenige Tage bis über einen Monat nach dem infektiösen Zeckenstich entwickeln, welcher oft auch unbemerkt bleibt. Ein runder roter Fleck um den Stich – oder auch an anderer Stelle – breitet sich immer mehr aus und verblasst innen, sodass eine Ringform entsteht. Diese Läsion erreicht meist mindestens fünf Zentimeter Durchmesser. In einem späteren Stadium bildet sich u.a. ein schmerzloser bläulich-roter Knoten z.B. am Ohrläppchen, an der Ohrmuschel oder am Hodensack. Bei COVID-19 können selten – sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen – juckende, masernähnliche Ausschläge oder Hautrötungen die Erkrankung begleiten.“
In Anbetracht der derzeitigen Covid-19-Erkrankungszahlen bei Kindern ist eine Borreliose wesentlich wahrscheinlicher als Hautveränderungen durch Covid-19. In Österreich ist etwa ein Drittel aller Zecken mit Borrelien infiziert, und schätzungsweise 1% der Gestochenen erkrankt nach einem Zeckenstich an Borreliose.

Wenn sich Kinder im Freien aufgehalten haben, sollten Eltern deren Körper sorgfältig nach Zecken absuchen. Bei Kindern ist der Kopf eine beliebte Stichstelle für Zecken. An feuchte Körperstellen mit dünner Haut, wie unter den Achselhöhlen, in den Kniekehlen und im Leistenbereich, heften sich die Spinnentiere ebenso gerne an. „Je länger sich eine Zecke festgesaugt hat, desto höher ist das Risiko, dass sie Keime weitergegeben hat. Deshalb sollte eine Zecke möglichst bald mit einer geeigneten Pinzette so nah wie möglich an der Haut gefasst und herausgezogen werden. Es empfiehlt sich, die Stelle anschließend zu desinfizieren. Steckt die Zecke an einer empfindlichen Körperregion bzw. kann die Zecke selbst nicht entfernt werden, sollten Eltern mit ihrem Kind zum Kinder- und Jugendarzt. Beobachten Eltern nach einiger Zeit eine Veränderung der Haut bzw. eine Wanderröte, sollten sie unbedingt in die Praxis“, rät Professor Kerbl.

Eine rechtzeitige Behandlung von Borreliose mit Antibiotika ist wichtig, um Komplikationen wie eine Gesichtslähmung (die sich bei Kindern bei Befall des Nervensystems entwickeln kann), Gelenksentzündungen oder Herzprobleme zu verhindern. Gegen Borreliose gibt es – im Gegensatz zur ebenfalls durch Zecken übertragenen FSME (Frühsommermeningoencephalitis) keine Schutzimpfung. Eine Infektion mit Borrelien hinterlässt auch keine bleibende Immunität, man kann sich also erneut infizieren. Jährlich erkranken in Österreich 25.000 bis 70.000 Menschen an Borreliose - am häufigsten im Frühjahr und Frühsommer.

Quellen: Österreichische Ärztezeitung, BASGK, Healthline, AGES

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Dies ist eine Pressemeldung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.at. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des ÖGKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.