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Chinesische Forscher: Coronavirus-Infektion beginnt bei einigen Kindern möglicherweise mit Magen-Darm-Beschwerden – und nicht mit Husten

Wenn ein Kind unter Übelkeit und Durchfall leidet und zusätzlich Fieber entwickelt oder wenn bekannt ist, dass es möglicherweise Kontakt mit einem COVID-19-Infizierten hatte, sollten Eltern auch an eine Coronavirus-Infektion denken. Darauf verweist eine aktuelle chinesische Studie, die in „Frontiers in Pediatrics“ veröffentlicht wurde.

© dalaprod - Fotolia.com

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Die Forschungsarbeit legt auch nahe, dass die Magen-Darm-Beschwerden, unter denen einige Kinder zuerst litten, auf einen möglichen Infektionsweg über den Verdauungstrakt hindeuten, da bestimmte Zellrezeptoren, auf die das Coronavirus in der Lunge abzielt, auch im Darm gefunden werden können.
"Die meisten Kinder sind nur geringfügig von COVID-19 betroffen und die wenigen schweren Fälle weisen häufig Vorerkrankungen auf. Es ist leicht, COVID-19 bei Minderjährigen im Frühstadium zu übersehen, wenn ein Kind keine Atemwegsprobleme, sondern andere Krankheitszeichen zeigt", verdeutlichte der Autor dieser Studie, Dr. Wenbin Li, der in der pädiatrischen Abteilung des Tongji-Krankenhauses in Wuhan, China, arbeitet. "Basierend auf unseren Erfahrungen im Umgang mit COVID-19 sollten in Regionen, in denen dieses Virus epidemisch ist, Kinder, die von Beschwerden im Verdauungstrakt betroffen sind, insbesondere mit Fieber und/oder einer Vorgeschichte, in der sie COVID-19 ausgesetzt waren, im Verdacht stehen, mit diesem Virus infiziert zu sein."

In ihrer Studie beschreiben Li und seine Kollegen die klinischen Merkmale von Kindern, die ins Krankenhaus eingeliefert wurden und keine Atemwegsbeschwerden hatten, bei denen aber anschließend eine Lungenentzündung und COVID-19 diagnostiziert wurde. "Diese Kinder kamen aufgrund anderer Probleme in die Notaufnahme, zum Beispiel hatte einer einen Nierenstein, ein anderer hatte ein Kopftrauma erlitten. Alle hatten eine Lungenentzündung, die vor oder kurz nach der Aufnahme durch einen Brustkorb-CT (Thorax-CT) bestätigt wurde, und bei ihnen wurde im Nachhinein dann auch COVID-19 bestätigt.

Während ihre anfänglichen Symptome möglicherweise nicht mit COVID-19 in Zusammenhang standen oder ihre COVID-19-Symptome vor ihrer Einlieferung anfänglich mild oder relativ unauffällig blieben, wiesen 4 von 5 Fällen als erstes Anzeichen für eine COVID-19-Erkrankung Magen-Darm-Beschwerden auf. "Durch das Bekanntmachen dieser Fälle hofft Li, dass Ärzte bei Patienten mit ähnlichen Symptomen evtl. schnell COVID-19 diagnostizieren und sie isolieren können. Dies könne eine frühzeitige Behandlung unterstützen und die Weiterverbreitung verringern.

Die Forscher nehmen an, dass die gastrointestinalen Symptome bei Kindern, die auch bei wenigen erwachsenen Patienten festgestellt wurden, mit einem zusätzlichen potenziellen Infektionsweg in Verbindung stehen. Möglicherweise würde COVID-19 nicht nur über die Atemwege in Form von feinen Tröpfchen in der Luft, sondern auch fäkal-oral – über minimale Stuhlspuren - übertragen.
Li räumt ein, dass weitere Untersuchungen erforderlich sind, um ihre Ergebnisse, die auf der Beobachtung nur weniger Kinder (5 Kinder im Alter zwischen zwei Monaten und fünfeinhalb Jahren) beruhen, zu bestätigen.

Quelle: EurekAlert! Frontiers in Pediatrics