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Chronische Erkrankung in der Kindheit erhöht Risiko für psychische Begleiterkrankung

Kinder mit einer schweren chronischen Erkrankung sind oft zusätzlich von einer psychiatrischen Begleiterkrankung betroffen. Darauf verweist eine aktuelle Veröffentlichung in „Pädiatrie“. Assoc.-Prof. PD Dr. Claudia Klier, Erstautorin des Beitrags, die auch Mitglied der AG Psychosomatik bei der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) ist ,verdeutlicht: „Zu diesen Begleiterkrankungen gehören u.a. das sogenannte Zappelphilipp-Syndrom bzw. die Aufmerksamkeits-Hyperaktivitätsstörung (ADHS), Autismus, Angsterkrankungen und Depressionen. Diese sogenannten Komorbiditäten sollten ebenso behandelt werden, da sie ohne Therapie oft die chronische körperliche Erkrankung negativ beeinflussen können.

Jugendliche mit Diabetes können Essstörungen entwickeln (© korchagin - Fotolia.com)

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So zeigen etwa ein Drittel der Kinder mit Zuckererkrankung auch psychische Störungen wie Essstörungen. Dies kann zu einer schlechten Einhaltung des Therapieplans und zu schwerwiegenden Entgleisungen des Zuckerstoffwechsels führen.“ Neben einem erhöhten Risiko für Essstörungen sind zuckerkranke Kinder auch mehr als gesunde Kinder gefährdet, eine Depression oder Angststörung zu entwickeln. Und mehr als jeder zehnte an Diabetes erkrankte Jugendliche erhält auch die Diagnose ADHS.

„Oft fallen diese Kinder nur auf, weil die Behandlung nicht so erfolgreich ist, wie sie sein sollte, und/oder diese Kinder und Jugendlichen sich wenig kooperationsbereit zeigen. Die meisten chronischen Krankheiten erfordern Disziplin, um einen stark strukturierten Therapieplan einzuhalten. Kinder mit ADHS sind beispielsweise meist zu unruhig, vergesslich, um sich an das Blutzuckermanagement bei Diabetes zu halten“, berichtet Assoc.-Prof. PD Dr. Klier. „Dies kann eine medikamentöse oder andere Therapie des ADHS verhindern helfen.“

Als weitere Beispiele für chronische Erkrankungen mit Begleiterkrankungen nennen die Autoren Assoc.-Prof. PD Dr. Claudia Klier und Dr. med. Gabriele Berger von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Medizinische Universität Wien, u.a. noch Trisomie 21. Etwa 36% der betroffenen Kinder zeigen ebenso Anzeichen von ADHS und 42% autistische Störungen. Etwa 30-50% der Kinder mit Epilepsie weisen ebenso eine psychiatrische oder neurologische Komorbidität auf. Bei 65% der Kinder mit angeborenen Herzfehlern liegen psychiatrische Auffälligkeiten vor. „Neben der körperlichen Gesundheit sollten Eltern immer auch auf die Psyche ihres Kindes achten, wenn bei ihm eine chronische Erkrankung festgestellt wurde, und über veränderte Verhaltensweisen mit dem Kinder- und Jugendarzt sprechen“, rät Assoc.-Prof. PD Dr. Klier.

Internationale Studien bestätigen dieses Problem. So machten schwedische, polnische und amerikanische Forscher aktuell in JAMA Pediatrics darauf aufmerksam, dass bei Kindern mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (z.B. Morbus Crohn und Colitis ulcerosa) vor allem im ersten Jahr, aber auch noch fünf bis neun Jahre nach der Feststellung der Krankheit ein erhöhtes Risiko – im Vergleich zu gesunden Gleichaltrigen - für Stimmungsschwankungen, Angstzustände, Persönlichkeitsstörungen und Essstörungen bis hin zum Selbstmord besteht.

Quellen: Pädiatrie, JAMA Pediatr., HealthDay

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Dies ist eine Pressemeldung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.at. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des ÖGKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.