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Computerspielsucht: Wenn „Gaming“ lebensbestimmend wird

Computerspielsucht oder Gaming Disorder wird mittlerweile als eine relativ „neue“ Erkrankung von Experten anerkannt. Heranwachsende, für die Computerspiele lebensbestimmend werden, sodass sie u.a. Schule, Freunde, Essen, Schlaf, Körperpflege und bisherige Hobbys vernachlässigen, gelten als abhängig.

© fotandy - Fotolia.com

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In den Industrienationen sind schätzungsweise 1-5% der Menschen davon betroffen.
In einer aktuellen Veröffentlichung der Monatsschrift Kinderheilkunde zählt Ao.Univ.Prof. Dr. Norbert Popow, der Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde sowie Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie ist, die Kriterien auf, die eine Gaming Disorder beschreiben. Als süchtig gilt dabei ein Patient, auf den mindestens fünf der neun Kriterien zutreffen:

  • Übermäßige Beschäftigung mit Computerspielen
  • Entzugserscheinungen, wenn nicht gespielt werden kann
  • Toleranzentwicklung: Betroffene wollen immer mehr Zeit damit verbringen
  • Interessensverlust: nichts anderes interessiert Betroffene mehr; frühere Hobbys haben z.B. keinen Anreiz mehr
  • Kontrollverlust: Verzicht und Aufhören gelingt nicht (Rückfälle)
  • Weiterspielen trotz negativer Folgen (z.B. Verlust von Freunden)
  • Täuschen von Familienangehörigen u.a. über den tatsächlichen Umfang des Spielens
  • Spielen als Mittel gegen negative Gefühle
  • Gefährdung von sozialen Kontakten, Ausbildung usw. durch das übermäßige Spielen

Falls Eltern Anzeichen für oben genanntes Verhalten bei ihrem Kind bemerken, sollten sie mit dem Kinder- und Jugendarzt darüber sprechen. In leichten Fällen kann es evtl. helfen, das Interesse an spielunabhängigen Dingen wie Sport wieder zu fördern. Verhaltenstherapie hat sich bei Kindern und Jugendlichen mit einer beginnenden und bereits ausgeprägten Spielsucht bewährt. In einigen Fällen, wenn z.B. noch andere psychische Erkrankungen (Depression, Angststörung, ADHS) vorliegen, kann eine medikamentöse Therapie sinnvoll sein.

Prävention beginnt bereits im Kleinkindalter

Ao.Univ.Prof. Dr. Popow zufolge sollten Eltern schon im Kleinkindalter darauf achten, dass Kinder sinnvolle Alternativen zum Medienkonsum angeboten bekommen. Das Vorbild der Eltern hat ebenso einen großen Einfluss. Eltern sollten selbst kontrolliert mit Medien umgehen und Kindern klare Regeln für deren Gebrauch vorgeben.

Quelle: Monatsschrift Kinderheilkunde