Zu den entzündlichen Darmerkrankungen (CED) gehören Morbus Crohn (CD), Colitis ulcerosa (UC) und nicht klassifizierte entzündliche Darmerkrankungen (IBD-U). Etwa 20% der Betroffenen erhalten ihre Diagnose in den ersten beiden Lebensjahrzehnten. Bei Morbus Crohn dauert es der Studie zufolge durchschnittlich etwa 4,1 Monate und bei Colitis ulcerosa 2,4 Monate, bis die Krankheit erkannt wird. Insgesamt nimmt die Zahl der Patienten und Patientinnen mit entzündlichen Darmerkrankungen weltweit zu – insbesondere bei Heranwachsenden.
Bei den Erkrankungen können abwechselnd Phasen mit "hoher Entzündungsaktivität" und starken Beschwerden und "Ruhephasen" auftreten, in denen die Patienten weitgehend beschwerdefrei leben können. Da die Symptome, wie gelegentlichen Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit, fehlender Gewichtszunahme und fehlendes Wachstum, auch auf vielen andere Krankheiten beruhen können, ist die Diagnose schwer zu stellen.
Videokapselendoskopie und Bauchschmerzen in der Nacht beschleunigen Diagnose
Für ihre Suche nach Gründen für die verspätete Diagnose von entzündlichen Darmerkrankungen werteten Experten und Expertinnen Daten aus dem deutsch-österreichischen Patientenregister CEDATA-GPGE für Kinder und Jugendliche mit entzündlichen Darmerkrankungen im Zeitraum Jänner 2014 bis Dezember 2018 aus. Demnach führten Bauchschmerzen in der Nacht oder eine Videokapselendoskopie zu einer früheren Erkennung der Erkrankung. Dabei wird eine Kapsel geschluckt, die mit einer winzigen Kamera ausgestattet ist. Auf dem Weg durch Magen, Dünndarm und Dickdarm nimmt diese Bilder auf und sendet sie an einen Datenrekorder für die ärztliche Beurteilung. Diese Aufnahmen werden später von einem Arzt durchgesehen und nach krankhaften Veränderungen untersucht.
Der Untersuchung zufolge gibt es deutliche Unterschiede im Zeitraum von den ersten Symptomen bis zur Diagnose bei Colitis ulcerosa (UC) und Morbus Crohn (CD). Dieser Befund steht im Einklang mit anderen Studien, die ebenso zu dem Schluss kommen, dass Morbus Crohn mit einer längeren Diagnoseverzögerung verbunden ist. Blut im Stuhl als typisches Anzeichen der Colitis ulcerosa beschleunigt die Diagnose, während die für Morbus Crohn typische Wachstumsverzögerung viele andere Ursachen haben kann.
Etwa 3 von 1.000 Menschen erkranken an einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung (CED).
Quelle: Scientific Reports, Ordensklinikum Linz