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Diabetes: Was in der Schule zu beachten ist

Bald beginnt für viele Kinder die Schule. Kinder mit einer Zuckererkrankung (Diabetes) haben dann noch mehr Herausforderungen zu bewältigen als gesunde Kinder. Frau OÄ Assoz.Prof. PD. Dr. Sabine Hofer, Vorstandsmitglied Österreichische Diabetes Gesellschaft (ÖDG), gibt Tipps, wie Eltern, Lehrer und Schüler die Zuckerkrankheit erfolgreich „managen“.

© rkris - Fotolia.com

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Für Kinder mit Diabetes ist der Besuch einer Gemeinschaftseinrichtung eine besondere Herausforderung. „Eine Zuckererkrankung erfordert, dass Erkrankte u.a. ihren Blutzucker täglich bis zu etwa 10-mal messen, ihre Nahrungsaufnahme genau berechnen und dem Körper mehrmals täglich Insulin zuführen müssen. Der meist anspruchsvolle Therapieplan muss in den Schulalltag integriert werden. Damit dies gelingen kann, müssen Eltern, Lehrer und Kinder eng zusammenarbeiten und gut kommunizieren.

Bei Abweichungen vom Routineablauf, wie z.B. bei Prüfungen, Stundenplanänderungen oder Schulausflügen, kann das System durcheinanderkommen, Schüler wie Lehrer müssen hier für Notfälle gewappnet sein“, erklärt OÄ Assoz.Prof. PD. Dr. Sabine Hofer, die an der Universitätsklinik für Pädiatrie 1 in Innsbruck den Spezialbereich „Diabetologie“ leitet und Erstautorin des aktuellen Positionspapiers „Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes an Österreichs Schulen“ ist.

Die Österreichische Diabetes Gesellschaft (ÖDG), bei der Professor Hofer Vorstandsmitglied ist, die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) und die Arbeitsgruppe für pädiatrische Endokrinologie und Diabetes Österreich (APEDÖ) haben in diesem Positionspapier hilfreiche Tipps zusammengefasst, wie Eltern, Lehrer und auch betroffene Schüler die Zuckerkrankheit erfolgreich „managen“. Eine entscheidende Forderung des Papiers lautet: „Die Diabetesbehandlung muss sich an den gesundheitlichen Bedürfnissen des Kindes orientieren, die Schule ist aufgefordert, die Bedürfnisse chronisch kranker Kinder wahrzunehmen!“

Individuellen Therapie- und Notfallplan festhalten

Für Schüler, die an Diabetes leiden, gelten bestimmte Ausnahmen, um ihre Gesundheit nicht zu gefährden und die Einhaltung des Therapieplans zu gewähren. Kindern mit Diabetes sollte es beispielsweise erlaubt sein, während des Unterrichts ihren Blutzucker zu messen, Insulingaben vorzunehmen, bei Bedarf Nahrung zu sich zu nehmen und jederzeit die Toilette aufzusuchen. Lehrer sollten für krankheitsbedingte Fehlzeiten, wie regelmäßige Arztbesuche, Verständnis zeigen. „Ein individueller Therapieplan, den Eltern, Kind, Klassenlehrer, Schulärzte bzw. Pflegepersonen gemeinsam erstellen, dokumentiert, welche Tätigkeiten, zu welchen Uhrzeiten und in welcher Unterrichtssituation erforderlich sind, wie z.B. Blutzuckermessung vor und nach dem Turnunterricht. Auch für Sonder- und Notfälle sollte ein Behandlungsplan bzw. Notfallplan inklusive den Kontaktdaten wichtiger Ansprechpartner schriftlich vorliegen und entsprechende Notfallmedikamente in der Schule vorrätig sein“, beschreibt Professor Hofer, Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde sowie Fachärztin für pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie, die empfohlenen Vorsorgemaßnahmen.

Mit der Reform des Bildungsgesetzes 2017 gehört die Übernahme von einfachen ärztlichen Tätigkeiten durch Lehrpersonen zur Dienstpflicht, die Unterstützungsleistung ist somit rechtlich abgesichert. Dazu gehört z.B., wenn Lehrer Kindern mit Diabetes bei medizinischen Tätigkeiten helfen oder wenn sie ihnen im Notfall eine Glukagon-Spritze verabreichen. Für (Klassen-)Lehrer, in deren Klasse sich ein Diabetiker befindet, ist - wie bereits für Eltern und Kinder mit Diabetes - ebenso eine Schulung vorgesehen. Derzeit arbeiten die ÖGD und die ÖGKJ an einer landesweit einheitlichen Schulung für Lehrpersonal.

Folgende Punkte sollten demnach für Schüler mit Diabetes im Vorfeld geklärt sein:

  • Wie soll bei akut erniedrigten Glukosewerten (akute Hypoglykämie), bei einer Blutzuckerentgleisung (akute Hyperglykämie) und bei einer gefährlichen Stoffwechselentgleisung (stundenlang andauernde Hyperglykämie) vorgegangen werden? (Notfallplan)
  •  Wann und in welchem Umfang/welcher Dosis sollte die Insulinapplikation erfolgen? (Therapieplan)
  • Wodurch wird die Berechnung der Broteinheiten (BE) erleichtert, z.B. Angaben von BE beim Schulessen und bei mitgebrachtem Pausenbrot? (Therapieplan)
  • Welche Hilfsmittel sind für die Glukosemessung (Messung des Blutzuckers) und  dokumentation erlaubt (z.B. Smartphone und App)? (Therapieplan)
  • Wie kann die Teilnahme am Schulsport, an der Schulsportwoche und anderen besonderen schulischen Aktivitäten (Klassenausflüge) ermöglicht werden, ohne dass ein gesundheitliches Risiko für den Schüler besteht? (Therapieplan)

In Österreich sind aktuell etwa 1.600 schulpflichtige Kinder an Diabetes mellitus erkrankt, wobei die Anzahl der Neuerkrankungen pro Jahr zunimmt.

Quellen: Gemeinsames Positionspapier der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG), der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) und der Arbeitsgruppe für pädiatrische Endokrinologie und Diabetes Österreich (APEDÖ), Wien Klin Wochenschr
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Dies ist eine Pressemeldung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.at. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des ÖGKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.