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Diabetes: Wechsel in die Erwachsenenmedizin rechtzeitig mit Kinder- und Jugendarzt planen

Heranwachsende, die an Diabetes leiden, sollten rechtzeitig mit ihrem betreuenden Kinder- und Jugendarzt planen, wie sie am besten ihre Therapie bei einem Facharzt für Innere Medizin fortsetzen, um eine durchgehende Behandlung zu gewährleisten und Krankheitsverschlechterungen zu vermeiden.

© rkris - Fotolia.com

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Die Österreichische Diabetes Gesellschaft (ÖGD) warnt davor, dass manche Jugendliche mit Diabetes sogar für einige Jahre ohne richtige Versorgung bleiben, weil keine organisierte „Transition“ von der Kinder- in die Erwachsenenmedizin erfolgt ist. Untersuchungen sprechen von durchschnittlich zwei bis fünf Jahren dauernden Betreuungslücken. Betroffene suchen meist erst wieder bei gesundheitlichen Problemen einen Arzt auf.

Der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖGD) zufolge werden über 80% der Kinder mit Diabetes Typ I in spezialisierten pädiatrischen Zentren versorgt, bei den jungen Erwachsenen sind es nur noch 40%, die in entsprechenden Zentren für erwachsene Diabetiker behandelt werden. Bis zu 10% der jungen Diabetes-Patienten wisse gar nicht, ob und wo sie weiter betreut werden, so Assoz. Prof. PD OA Dr. Sabine Hofer, Kinderärztin an der Medizinischen Universität in Innsbruck und Vorstandsmitglied der ÖGD in einem in der Fachzeitschrift „Pädiatrie & Pädologie“ veröffentlichten Interview. Dafür ist eine frühzeitige Planung und die Zusammenarbeit von pädiatrischen und internistischen Zentren erforderlich, warnte Univ. Prof. Dr. Alexandra Kautzky-Willer von der MedUni Wien, die ebenso befragt wurde. Pädiater können junge Diabetes-Patienten auf den Übergang vorbereiten und sie begleiten. Dies erfordert jedoch Zeit und Planung. Der Pädiater sucht mit dem Heranwachsenden eine geeignete Einrichtung aus, die die Betreuung fortsetzt. Im Rahmen von einer sogenannten Transitions-Sprechstunde kommen alle Parteien zusammen, d.h. der Patient, der betreuende Pädiater und Mediziner aus dem Zentrum für Erwachsene. In der Übergangszeit können auch beide Mediziner den Patienten Sprechstunden anbieten.

Teenager stehen vor vielen Herausforderungen. Dabei tritt die Gesundheit meist in den Hintergrund. Gerade Heranwachsende neigen dazu, die Blutzuckerkontrolle zu vernachlässigen und schlechtere Blutzuckerwerte zu entwickeln. Das kann längerfristig ihr Gefäßsystem schädigen und Folgeerkrankungen beschleunigen. In vielen anderen Ländern ist diese Problematik bekannt. So warnt eine kanadische Studie davor, dass eine Lücke in der Diabetesversorgung von mehr als 12 Monaten und keine Besuche beim Arzt während des Übergangsalters mit einem erhöhten Risiko für Ketoazidose (schwerwiegende Stoffwechselentgleisung, die Koma verursachen kann) oder Tod verbunden sind. Die amerikanischen Kinder- und Jugendärzte machten bereits 2011 in einer Veröffentlichung auf der Notwendigkeit der Vorbereitung einer geregelten Transition im frühen Teenageralter aufmerksam.
In Österreich sind rund 3.500 Kinder und Jugendliche an Typ-1-Diabetes erkrankt.

Quelle: Pädiatrie & Pädologie, BMJ open Diabetes Research & Care, Diabetic Medicine, Pediatrics