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Einseitige Lähmungserscheinungen auch bei Kindern mögliches Warnzeichen für einen Schlaganfall

Ein Schlaganfall ist bei Kindern sehr selten. Doch ist er wie bei Erwachsenen ein Notfall, der rasch behandelt werden sollte.

© Deminos - Fotolia.com

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„Häufige Warnzeichen sind plötzliche halbseitige Lähmungen, z.B. im Gesicht bzw. von Arm und Bein auf einer Körperhälfte, Muskelschwäche, Geh- oder Sprachstörungen. Bei Säuglingen und Kleinkindern können Krampfanfälle und bei Schulkindern plötzliche sehr starke Kopfschmerzen weitere mögliche Symptome sein“, beschreibt Priv.-Doz. Dr. Matthias Baumann, Leitung der Arbeitsgruppe Neuropädiatrie der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) und Mitautor in einer Veröffentlichung zu diesem Thema in der Fachzeitschrift „Pädiatrie & Pädologie“ (Der pädiatrische Schlaganfall: Time is brain). Eine rasche Diagnose, z.B. mithilfe eines MRTs ist wichtig, um umgehend die entsprechende Therapie einleiten zu können und Folgeschäden zu vermeiden. Bei Kindern liegt - im Gegensatz zu Erwachsenen, die diese Beschwerden zeigen - in vielen Fällen kein Schlaganfall vor. Dennoch sollten Eltern über die Möglichkeit informiert sein, um rasch handeln zu können.

Infektionen können bei Risikokindern Gefahr erhöhen

Die Ursachen für Schlaganfälle im Kindesalter unterscheiden sich von denen bei Erwachsenen. Bei Letzteren erhöhen Bluthochdruck, Rauchen, Vorhofflimmern und eine Zuckererkrankung das Risiko. Bei Kindern beeinflussen andere Faktoren, wie bestimmte Herzfehler, Herzrhythmusstörungen oder Gefäßfehlbildungen, ob das Kind einen Schlaganfall erleidet. Infektionen der oberen Luftwege, eine akute Mittelohrentzündung oder Infektionen mit Borrelien, Herpes-Viren, Ringelröteln oder Windpocken, können dann beispielsweise die Gefahr erhöhen. Sie können entzündliche Gefäßreaktionen hervorrufen und Schwellungen an der Gefäßwand auslösen, die in der Folge zu Durchblutungsstörungen führen. Bei 10-20% der Fälle bleibt die Ursache für den Schlaganfall jedoch unbekannt. “Glücklicherweise erholen sich Kinder i.d.R. besser als Erwachsene, denn das kindliche Gehirn befindet sich noch in der Entwicklung, die neuronalen Schaltkreise haben sich noch nicht vollständig ausgebildet, sodass das sich neuen Schaltkreise und Verknüpfungen leichter bilden können“, so Priv.-Doz. Dr. Baumann, der der Abteilung Neuropädiatrie und Entwicklungsneurologie am Department für Kinder- und Jugendheilkunde an der Medizinischen Universität Innsbruck vorsteht.

Statistisch gesehen sind 1 bis 8 Kinder unter 100.000 Kindern jährlich von einem Schlaganfall betroffen. Dieser gehört weltweit zu den 10 häufigsten Todesursachen im Kindesalter. Die meisten Fälle treten in dieser Lebensphase bei Säuglingen und Vorschulkindern sowie bei Jugendlichen auf. 

Quellen: Neurology, Paediatr. Paedolog., Eur J Pediatr., Stroke
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Dies ist eine Pressemeldung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.at. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des ÖGKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.