Verdauungsprobleme in den ersten Lebensmonaten eines Babys beruhen u.a. darauf, dass verschiedene Funktionen des Verdauungsapparats – sei es das Immunsystem oder Enzymaktivitäten betreffend – noch ‚ausreifen‘ müssen,“, erklärt a.o. Univ.-Prof. Dr. Almuthe Christine Hauer, die die Arbeitsgruppe Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) leitet. Eine aktuelle schwedische Studie mit 122 gesunden Säuglingen bestätigt im Wesentlichen die Ergebnisse anderer umfangreicher Studien. Sie zeigte, dass fast die Hälfte der Babys im Verlauf von einem Jahr (42%) unter Koliken, Schwierigkeiten, Stuhl abzusetzen, und Verstopfung litten. Babys im Alter von zwei Wochen haben demnach durchschnittlich fünfmal täglich Stuhlgang (kann aber auch weniger sein), während Kinder mit einem Jahr durchschnittlich etwa zweimal pro Tag „groß müssen“. Bei gesunden älteren Babys ist aber auch nur einmal pro Woche nicht bedenklich.
Stillen kann das Risiko für Verstopfung im ersten Lebensjahr verringern
Die in der Muttermilch enthaltenen Antikörper und Enzyme bieten dem Magen-Darm-Trakt des Babys einen gewissen Schutz und unterstützen die Verdauung, sodass gestillte Säuglinge weniger anfälliger für Magen-Darm-Probleme sind. Ihr Stuhl ist meist sehr dünn oder sogar wässrig und besitzt eine gelb-orange Farbe. Babys, die ausschließlich mit dem Fläschchen gefüttert wurden, hatten der schwedischen Untersuchung zufolge im Alter von 2 Wochen häufiger harten oder sehr harten Stuhl als ausschließlich gestillte Säuglinge. „Wenn die Verstopfung bereits kurz nach der Geburt auftritt, Eltern unsicher sind, das Kind Bauchschmerzen oder einen stark geblähten Bauch oder eine Gedeihstörung zeigt, sollten sie mit ihm zu ihrer Kinder- und Jugendärztin bzw. zu ihrem Kinder- und Jugendarzt gehen. Sie bzw. er kann organische Ursachen des Stuhlproblems ausschließen, ebenso wie evtl. zugrunde liegende Allergien oder Unverträglichkeiten. Zusätzlich können evtl. Medikamente zum Weichmachen des Stuhls verschrieben und Ernährungstipps gegeben werden. Wichtig ist, dass Kinder keine Angst vor einer schmerzhaften Entleerung entwickeln, weshalb in der Regel keine Zäpfchen oder Miniklistiere angewendet werden sollten, auch keine Einläufe – sogenannte Klysmen. Insbesondere phosphathaltige Klysmen können bei Säuglingen und Kleinkindern zu bedrohlichen Komplikationen führen, und so ist das gesamte Thema „Miniklistier – Einlauf“ in jedem Fall mit der Pädiaterin/dem Pädiater zu besprechen, betont a.o.Univ.-Prof. Dr. Almuthe Christine Hauer. Die Expertin implementierte die Ausbildungsstätte der Österreichischen Ärztekammer und das von der Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung „GPGE“ zertifizierte Weiterbildungszentrum für Pädiatrische Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährung an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der Med Uni Graz. Seit 1998 ist sie Mitglied der wissenschaftlichen Fachgesellschaft „European Society for Paediatric Gastroenterology, Hepatology and Nutrition“ (ESPGHAN).
In sehr seltenen Fällen kann ein Morbus Hirschsprung – eine angeborene Anomalie des Darms - die Stuhlentleerung erschweren. Eine Zöliakie bzw. Glutenunverträglichkeit macht sich u.U. bereits einige Monate, nachdem das Kind begonnen hat, Vollkornbrei, Brot oder Zwieback zu essen, in Form von Durchfällen, aber auch Verstopfung bemerkbar.
Quellen: Acta Paediatr., Paediatr. Paedolog. (1, 2)
Broschüren
- ÖGKJ: Mein Baby isst gesund
- DGKJ: Mein Kind hat Verstopfung
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