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Familien mit Neugeborenen, Säuglingen und Kleinkindern sollten auf Reptilien als Haustiere verzichten

Salmonelleninfektionen können unter anderem durch kontaminierte Lebensmittel übertragen werden. Weniger bekannt ist, dass auch Tiere, wie Reptilien und Amphibien, die Krankheitserreger übertragen können. In Haushalten mit einem Säugling sollten Reptilien keinesfalls frei umherlaufen dürfen, so lautet der Rat der AGES (Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit). Mit einem Reptil und einem Kind bis zu einem Jahr unter einem Dach müssen Eltern sehr streng auf Hygiene achten.

Reptilien wie Schildkröten, Wasseragamen, Bartagamen, Schlangen, Leguane, Chamäleons, Geckos, Skinks können Salmonellen übertragen (© cagan - Fotolia.com)

Reptilien wie Schildkröten, Wasseragamen, Bartagamen, Schlangen, Leguane, Chamäleons, Geckos, Skinks können Salmonellen übertragen (© cagan - Fotolia.com)

Etwa 6% der Fälle von Salmonellenerkrankungen beim Menschen lassen sich auf einen direkten oder indirekten Kontakt mit Reptilien zurückführen. 90% der Reptilien sind Salmonellenträger. Sie müssen dabei selbst keine Krankheitszeichen zeigen. Insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern können sie zu heftigen Durchfallerkrankungen führen. „Eine Ansteckung erfolgt direkt über körperlichen Kontakt, aber auch indirekt über Salmonellen-Erreger auf Flächen und in Staubpartikeln. Nicht nur kleinste Kotmengen, sondern ebenso Hautreste und Speichel Tröpfchen können die Keime enthalten. Tückisch ist, dass das Tier selbst gar nicht mehr im Haus sein muss, aber sich die Erreger noch in winzigen Hautpartikeln oder in nicht erkennbaren Ausscheidungsresten verbergen“, warnt OA Dr. Jörn Schönlaub, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde und Leiter der Notfallambulanz des Departments für Kinder- und Jugendheilkunde am Universitätsklinikum Innsbruck.

Er berichtete mit seinem Kollegen auf der 60. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft der Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) in Wien (6. bis 8.10.2022) über ein Neugeborenes, das mit einer Salmonelleninfektion ins Krankhaus musste. Den Ursprung konnten die Ärzte zunächst nicht ermitteln, bis sie erfuhren, dass die Familie einen Bartagamen besessen hatte. Dieser war jedoch bereits eine Woche vor der Geburt des Kindes verstorben. In diesem Fall fand vermutlich eine Ansteckung über verunreinigte Oberflächen statt. Nach einer mehrwöchigen Antibiotikabehandlung durfte das Kind wieder nachhause.

Starker Durchfall führt bei kleinen Kindern zu gefährlichem Flüssigkeitsverlust

Anzeichen einer Salmonelleninfektion sind Durchfall, Bauchschmerzen, Erbrechen und Fieber. Aufgrund des hohen Flüssigkeitsverlusts kann sie bei kleinen Kindern u.a. schwer verlaufen und eine Einweisung ins Spital erforderlich machen. In seltenen Fällen können Salmonellen eine Blutvergiftung, Hirnhaut-, Knochen- oder Gelenkentzündung verursachen. Bei Neugeborenen und Säuglingen besteht ein erhöhtes Risiko, dass aus einer Darminfektion eine lebensgefährliche Blutvergiftung wird. Darüber hinaus ist eine mögliche Resistenz gegen Antibiotika bei bestimmten Salmonellenstämmen, die bei Haustier-Reptilien gefunden wurden, ein Problem.

„Salmonellen können gut in der Umwelt überleben, da sie auf unterschiedlichen Oberflächen haften wie z.B. auf Edelstahl oder Kunststoff. Die Erreger wurden z.B. im Staubsaugerbeutel oder im Waschbecken gefunden. Die Bakterien wachsen auch bei niederen Temperaturen und können auch durch Einfrieren nicht abgetötet werden“, erklärt OA Dr. Jörn Schönlaub. Problematisch wird die Behandlung, wenn die Salmonellen Resistenzen gegen Antibiotika entwickeln.

Europa führender Reptilienimporteur

In den letzten Jahren hat die Beliebtheit von exotischen Reptilien als Haustiere in europäischen Haushalten zugenommen. Europa ist mittlerweile der führende Reptilienimporteur. Reptilien wie Schildkröten, Wasseragamen, Schlangen, Leguane, Chamäleons, Geckos, Skinks und Amphibien wie Frösche, Molche, Unken, Salamander gehören zu möglichen Salmonellenüberträgern. Amphibien leben meist in der Nähe von Wasser und besitzen im Gegensatz zu Reptilien keine Hornschuppen.
Die AGES empfiehlt, dass Personen mit erhöhtem Infektionsrisiko wie Kinder unter 5 Jahren, Patienten mit einer geschwächten Immunabwehr und ältere Menschen den direkten Kontakt mit Reptilien grundsätzlich meiden sollten.

Quellen: Monatsschr Kinderheilkd, Infect Ecol Epidemiol., Front Vet Sci., Biology (Basel), AGES, Vet Sci.
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Dies ist eine Pressemeldung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.at. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des ÖGKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.