Kinderaerzte-im-Netz.at

Ihre Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Fieber: Im ‚Po‘ sind die Messwerte besonders genau

Die Diskussion, wo und wie Fieber bei Kindern gemessen werden soll, wird – u.a. in Elternforen – sehr breit geführt. Besonders genaue Messwerte erhalten Eltern, wenn sie die Temperatur ihres Kindes im ‚Po‘, d.h. im After (rektal) messen. Nach dieser Messmethode liefert v.a. noch die Infrarotmessung mittels Ohrthermometer relativ verlässliche Werte. Dies bestätigt auch eine dänische Studie.

© Ermolaev Alexandr - Fotolia.com

© Ermolaev Alexandr - Fotolia.com

„Bei Säuglingen im ersten Lebenshalbjahr empfiehlt sich aber nach wie vor die Temperaturmessung im After. Denn bei kleineren Babys sind die Gehörgänge noch recht eng“, erklärt Prim. Univ.-Prof. Dr. Reinhold Kerbl, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) und Vorstand der Abteilung für Kinder und Jugendliche am Landeskrankenhaus Hochsteiermark in Leoben. Beim Ohrthermometer kann es zudem zu Messfehlern kommen, wenn die Messung z.B. versehentlich schräg zum Trommelfell erfolgt. Auch viel „Ohrenschmalz“ (Cerumen) kann die Messung beeinträchtigen. Schläfenthermometer sind den dänischen Forschern zufolge wenig verlässlich und zeigen Abweichungen zwischen -1,2°C und +1,5°C. Das Ohrthermometer erreichte demgegenüber bei Kindern zwischen einem halben Jahr und fünf Jahren eine Genauigkeit von über 90%.

Die Definition für „Fieber“ ist nicht ganz einheitlich. Kerbl empfiehlt, ab 37,5° von „(leicht) erhöhter Temperatur“ und ab 38° von „Fieber“ zu sprechen. Etwa ab 39,5°C kann man von „hohem Fieber“ sprechen. „Zur rektalen Bestimmung des Fiebers mit einem digitalen Fieberthermometer sollten Eltern die Spitze mit weißer Vaseline oder etwas Ähnlichem bestreichen, damit diese leichter in den After gleitet. Vater oder Mutter können das Kind dafür bäuchlings auf den Schoß legen. Auch in Rückenlage auf einer festen Unterlage mit hochgezogenen Beinen lässt sich das Thermometer gut einführen. Sobald Eltern einen Widerstand spüren (spätestens jedoch bei 1,3 cm bei Kindern unter einem halben Jahr und 2,5 cm bei älteren Kindern) sollten Eltern stoppen. Kleine Kinder dürfen nicht alleine mit dem Thermometer gelassen werden. „Die Eltern sollen das Thermometer halten, bis das Signal einer erfolgreichen Messung ertönt“, so Prim. Univ.-Prof. Dr. Kerbl. Vor und nach dem Gebrauch empfiehlt es sich, das Thermometer mit Seife und Wasser oder mit einem alkoholischen Desinfektionsmittel zu reinigen.

Fieberndes Kind: Mit telefonischer Voranmeldung zum Kinder- und Jugendarzt

Eltern sollten mit Säuglingen, die jünger als drei Monate sind, bereits ab einer Körpertemperatur von 38°C unbedingt den Kinder- und Jugendarzt kontaktieren. Dazu raten Kinder- und Jugendärzte auch bei älteren Kindern, die mehr als 39°C Fieber haben. Und auch Kinder, die länger als drei Tage fiebrig sind oder Krankheitszeichen wie Durchfall, Erbrechen oder einen Hautausschlag entwickeln, sollen zum Kinderarzt. Entscheidend ist auch der Allgemeinzustand. „Wenn ein Kind nicht mehr spielen, essen und trinken mag, ist eine Arztvorstellung unumgänglich“, so Kerbl. Auch in der Zeit der Coronapandemie steht der Kinder- und Jugendarzt uneingeschränkt zur Verfügung. Zur Kontaktvermeidung sollte aber unbedingt eine telefonische Voranmeldung erfolgen. Die in den Ordinationen gesetzten Schutzmaßnahmen garantieren, dass dort keine erhöhte Ansteckungsgefahr besteht. „Fieber kann viele Ursachen haben, bei den derzeit sehr hohen Fallzahlen kann durchaus auch eine Covid-19-Infektion der Grund dafür sein. Ob ein „Corona-Test“ sinnvoll ist, entscheidet der Kinder- und Jugendarzt in Abhängigkeit von den Symptomen und dem Ansteckungsrisiko, dem das Kind ausgesetzt war“, ergänzt Prim. Univ.-Prof. Dr. Kerbl.

Nach derzeitigem Kenntnisstand haben Kinder, die sich mit dem Coronavirus angesteckt haben, sehr oft gar keine Beschwerden. Von zehn infizierten Kindern bekommen nur etwa fünf bis sieben Fieber. Zu diesem Ergebnis kommt die Universitätsklinik für Kinderheilkunde in Bern (Inselspital), die Daten zu Kindern und Jugendlichen mit einer Covid-19-Erkrankung gesammelt hat. Die Zahlen der AGES (Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH) in den letzten Wochen weisen darauf hin, dass das eigene Zuhause jener Ort ist, wo sich die meisten Kinder anstecken.

Quellen:


_______________
Dies ist eine Pressemeldung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.at. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des ÖGKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.