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Frühchen können auch langfristig von Känguru-Methode profitieren

Direkter Hautkontakt mit den Eltern wirkt sich auch langfristig positiv auf frühgeborene Kinder aus. Zu diesem Schluss kommt eine kolumbianische Studie.

Da in Kolumbien aus finanziellen Gründen Brutkästen (Inkubatoren) oft nicht zur Verfügung stehen, legen die Ärzte in vielen Fällen die Frühchen auf die Brust der Mutter und bedecken sie mit Tüchern, so dass sie über die Haut gewärmt werden.

Es zeigte sich, dass diese Methode mit einigen Vorteilen verbunden ist. So werden Babys z.B. anscheinend durch den hörbaren Herzschlag der Mutter beruhigt und haben weniger Probleme beim Stillen. Bereits in den Neunzigerjahren hatten kolumbianische Forscher nachgewiesen, dass die Känguru-Methode die Mutter-Kind-Bindung stärkt, sich positiv auf die neuronale Entwicklung und das Stillen auswirkt. Nun befassten sich kolumbianische und kanadische Wissenschaftler mit den Langzeitauswirkungen der Känguru-Methode bei diesen Frühgeborenen. 264 Frühgeborene, bei denen die Känguru-Methode angewandt worden war, wurden etwa 20 Jahre nach ihrer Geburt erneut mit verschiedenen Tests untersucht und mit Gleichaltrigen verglichen, die bei ihrer Geburt über einen Inkubator versorgt worden waren.

Das Ergebnis: Junge Erwachsene der Känguru-Gruppe waren weniger aggressiv, impulsiv und hyperaktiv und beruflich erfolgreicher als Mitglieder der Inkubator-Gruppe. Bei Untersuchungen mithilfe von bildgebenden Verfahren konnten das Team erkennen, dass der Nucleus caudatus im Gehirn bei den Mitgliedern der Känguru-Gruppe größer war. Diese Gehirnregion ist wichtig für komplexe Bewegungsabläufe. Auch die Streberate war bei den jungen Erwachsenen der Känguru-Gruppe um 4,2% geringer (3,5% gegenüber 7,7%).

Die Wissenschaftler vermuten, dass durch den engen Kontakt die Hirnreifung gefördert werde. Darüber hinaus wirkt sich die Methode auch günstig auf die familiäre Bindung aus. Die Studienautoren wünschen deshalb, dass möglichst vielen Frühgeborenen nach der Intensivversorgung ein enger Körperkontakt zu den Eltern ermöglicht wird.

Quellen. Springermedizin,
Pediatrics