Eine Infektion mit dem Falvivirus kann sich auch im gesamten Nervensystem ausbreiten und somit auch im Gehirn. Die von Zecken befallenen Wirtstiere (z.B. Ziegen) können das Virus durch ihre Milch verbreiten. Im Rahm, in Butter und in Rohmilchkäse kann das FSME-Virus zwei Monate biologisch aktiv bleiben, selbst bei 4°C Kälte überlebt das Virus zwei Tage.
In Europa ist Österreich eines der am stärksten mit dem Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus (FSME) durchseuchten Länder. Hohe Durchimpfungsraten konnten aber die Infektionsraten deutlich senken. 2016 wurden laut dem Zentrum für Virologie der Medizinischen Universität Wien 95 Fälle registriert. Darunter befanden sich vier Kinder bis sechs Jahre – ein Kind war sogar nur 8 Monate alt. Besonders viele Patienten gab es Oberösterreich, Tirol und der Steiermark. Die meisten Infektionen erfolgten in den Sommermonaten.
Neben FSME können Zecken auch Borreliose auslösen. Borreliose wird durch Bakterien im Speichel der Zecke übertragen und als Multisystemerkrankung bezeichnet, da u.a. Haut, Zentrales Nervensystem, Gelenke und das Herz betroffen sein können.
Nach Ausflügen ins Grüne Kinder nach Zecken absuchen
Haben sich Kinder draußen im Gras, im Unterholz, in Parks oder auf dem Spielplatz aufgehalten, sollten Eltern sie nach Zecken absuchen. Werden sie fündig, sollten sie das Spinnentier rasch entfernen.
Läuft das Tier auf der Haut, hilft ein Klebeband, es einzufangen. Hat die Zecke sich bereits festgesaugt, sollten Eltern sie mit einer feinen, spitz zulaufenden L-förmigen oder gebogenen medizinischen Pinzette bzw. speziellen Zeckenpinzette so nah wie möglich an der Haut fassen und sie dann mit gleichmäßigem Zug langsam entgegen der Stichrichtung herausziehen. Bei Kindern setzen sich Zecken oft am Kopf fest, insbesondere am Haaransatz.
Ungünstig ist es, den ‚Blutsack’ zu drücken, denn dies kann eine Übertragung von infektiösem Speichel und Darminhalt der Zecke auf das Kind beschleunigen. Über den Verdauungstrakt des Parasiten können FSME- (oder Borreliose-Erreger ins Blut des Gestochenen gelangen. Bleibt ein Rest der Zecke in der Haut stecken, sollte dieser ebenso mit einer sauberen Pinzette oder sterilisierten Nadel entfernt werden. Das Befeuchten der Haut kann dabei hilfreich sein. Gelingt dies nicht, sollten Eltern mit ihrem Kind frühzeitig zum Kinder- und Jugendarzt. Denn befinden sich in dem Teilstück noch Speicheldrüsen, besteht weiterhin Infektionsgefahr. Um einer Borreliose und/oder FSME vorzubeugen, sollten Eltern den Blutsauber möglichst rasch und komplett rausziehen (am besten innerhalb von Stunden). Nur gegen FSME gibt es auch eine Impfung. Ist die Zecke erfolgreich beseitigt, sollten die Stichstelle, das Werkzeug und auch die Hände desinfiziert werden.
Idealerweise sollten sich Eltern den Tag, an dem die Zecke bemerkt wurde, notieren und die ungefähre Verweildauer des Tiers auf seinem Opfer. Tritt später an der Stichstelle oder in der Nähe eine rote Färbung auf, oder bekommt das Kind Fieber, Kopfschmerzen und leidet unter grippeähnlichen Symptomen, sollten Eltern mit ihrem Kind zum Kinder- und Jugendarzt und ihm von dem Zeckenbefall berichten. Mit zeitlicher Verzögerung können ebenso Gelenkbeschwerden und Nervenlähmungen, wie z.B. eine halbseitige Gesichtslähmung, als Folge einer Infektion mit Borreliose-Erregern auftreten. Kinder und ältere Menschen erkranken häufiger an Borreliose als andere Altersgruppen.
Quellen: Zentrum für Virologie der Medizinischen Universität Wien, Nervenarzt, Wiener medizinische Wochenschrift