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Gestillte Kinder: Bestimmte Darmbakterien verbessern Reaktion des Kindes auf Impfstoffe

Gestillte Kinder weisen vermehrt bestimmte Darmbakterien auf, die die Impfreaktion bei ihnen im Alter von bis zu zwei Jahren verbessern können.

© Dmitry Lobanov - Fotolia.com

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Laut einer einzigartigen Studie des Agricultural Research Service (ARS) wurde bei gestillten Kindern im Alter von bis zu zwei Jahren festgestellt, dass sie höhere Konzentrationen eines bestimmten Darmbakteriums aufwiesen. Diese Darmbakterien verbesserten anscheinend die Reaktion auf Impfungen. Säuglinge in der Studie, die alle von Geburt an bis mindestens 15 Wochen gestillt wurden, entwickelten eine gesunde Darmflora, die u.a. reichlich Bakterien der Gattung Bifidobacterium enthielt.
Es ist bekannt, dass Muttermilch spezielle Kohlenhydrate enthält, die das Wachstum von Bifidobacterium fördern. Stillen, von dem seit langem bekannt ist, dass es gut für die Gesundheit von Säuglingen ist, fördert u.a. auch das Wachstum von nützlichen Darmbakterien wie Bifidobacterium beim Baby.

Säuglinge mit den höchsten Anteil an diesen Bakterien, die vor dem Alter von 15 Wochen geimpft wurden, zeigten verbesserte Reaktionen auf verschiedene Immunisierungen (Tuberkulose, Polio [oral], Tetanus und Hepatitis B - in Österreich werden die Tuberkuloseschutzimpfung BCG und orale Polioimmunisierung nicht mehr angewendet), die zwischen 42 und 107% stärker waren als bei Säuglingen mit den niedrigsten Bifidobacterium-Spiegeln. Und die verbesserte Reaktion hielt an, bis die Säuglinge etwa zwei Jahre alt waren - zu Studienende.

Darmflora mit Bifidobacterium verbessern anscheinend Immunisierungerfolg
"Wir wissen, dass die Reaktionen des Einzelnen auf Impfungen sehr unterschiedlich sind und dass der Schutz zwischen den Menschen sehr unterschiedlich ist. Wir wissen jedoch nicht genau, warum", sagte Charles B. Stephensen, Forschungsleiter der Immunity and Disease Prevention Research Unit am ARS Western Regional Human Nutrition Center in Davis, Kalifornien, und Co-Leiter der Studie. "Dies könnte sich als einer der Faktoren herausstellen, der das Ausmaß und die Dauer einer guten Impfreaktion beeinflusst, obwohl wir im Moment nur eine Korrelation hergestellt haben und nicht Ursache und Wirkung."

Die anfängliche Reaktion von Antikörper erzeugenden Plasmazellen und T-Zellen, die für das Immungedächtnis nach einer Impfung sorgen, war bei Säuglingen am stärksten, die besonders viel Bakterien der Bifidobacterium-Gattung im Darm hatten.

6 Wochen nach der Geburt war das Bifidobacterium longum subspecies infantis bei gestillten Säuglingen das mit Abstand das am häufigsten vorkommende Bakterium und das am häufigsten vorkommende Mitglied der Gattung Bifidobacterium, gefolgt von Bifidobacterium breve und Bifidobacterium biifdum.

Alle Säuglinge in der Studie wurden von Geburt an bis zu mindestens 15 Wochen gestillt, und etwas mehr als die Hälfte wurde bis zum Alter von zwei Jahren weiter gestillt. Diese Beobachtungsstudie fand in Dhaka, Bangladesch, bei Säuglingen statt, die bereits an einer anderen Studie teilgenommen hatten, in der die Wirkung der Vitamin-A-Supplementierung untersucht wurde, die mit Mitteln der Weltgesundheitsorganisation durchgeführt wurde.

"Das vielleicht überraschendste Ergebnis war, wie lange die verstärkte Impfimmunität anhielt. Selbst nach vier Monaten zeigten die Babys noch mindestens weitere 20 Monate eine erhöhte Impfimmunität", so Stephensen.

Der Säuglingsdarm ist zunächst fast steril und bildet in der Regel in den ersten sechs Wochen eine „Basis-Darmflora“. Gleichzeitig entwickelt sich das Immunsystem des Kindes immer noch und lernt, unter anderem durch den Kontakt mit Mikroorganismen, auf eine neue, nicht sterile Umgebung zu reagieren. Die Darmflora, einschließlich Bifidobacterium, scheint an dieser Aufgabe beteiligt zu sein.

Quellen: medicalXpress, Agricultural Research Service (ARS)