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Grippeimpfung nicht vergessen

Familien sollten nun an die Grippeimpfung (Influenza-Impfung) denken. In der Saison 2022/2023 ist sie wieder im kostenfreien Kinderimpfprogramm enthalten.

© Picture-Factory - Fotolia.com

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„Der ideale Zeitpunkt für die jährliche Influenza-Impfung ist üblicherweise bis etwa Mitte November, um für eine Grippewelle im Dezember oder im Jänner geschützt zu sein. Wer noch nicht geimpft ist, sollte dies jetzt nachholen“, empfiehlt Priv.-Doz. Dr. Hans Jürgen Dornbusch, Leiter des Referates Impfkommission der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Dieses Jahr könnte die Grippewelle stärker ausfallen, wenn sie ähnlich wie auf der Südhalbkugel in Australien verläuft.

Im Herbst und Winter könnten Österreich sowohl eine weitere Corona-Welle als auch eine starke Grippe-Saison bevorstehen. „In den letzten Jahren blieb die Zahl der Grippekranken relativ niedrig. Hygienemaßnahmen wie Masketragen, Händewaschen, Schließungen von Gemeinschaftseinrichtungen, Homeoffice und Abstandhalten hatten dafür gesorgt. Doch mit gelockerten Maßnahmen, nachlassender Konsequenz in der Bevölkerung könnte sich dies ändern. Zudem herrscht unter den Menschen aufgrund der wenigen Grippefälle in den letzten zwei Jahren eine geringere Immunität“, gibt Priv.-Doz. Dr. Hans Jürgen Dornbusch zu bedenken. Zumindest war es so in Australien. Dort kam die Influenza früher als üblich und war ungewöhnlich stark.

Grippe auf der Südhalbkugel lässt Tendenzen für Nordhalbkugel vermuten

Da Australien in der südlichen Hemisphäre liegt, herrscht von Juni bis August Winter. Die Grippesaisonen dort deuten an, was in der nördlichen Hemisphäre passieren kann. Und in diesem Winter hat Australien eine der schlimmsten Grippesaisonen seit fünf Jahren hinter sich. Die labor-bestätigten Grippe-Fälle waren ein Vielfaches höher als der Durchschnitt. Die Anzahl der Influenzapatienten und  patientinnen erreichte ihren Höhepunkt etwa zwei Monate früher als üblich. 2021 gab es keine Todesfälle aufgrund einer Grippeerkrankung, 2022 starben 305 Menschen gesichert in der Folge einer Grippe. Am meisten betroffen waren in der Grippesaison 2022 in Australien Kinder im Alter von 5 bis 9 Jahren, gefolgt von Kindern unter 5 Jahren und Personen im Alter von 10 bis 19 Jahren. 2021 waren es demgegenüber Erwachsene im Alter von 85 Jahren und älter und diejenigen im Alter von 60-69 Jahren, die am häufigsten erkrankten, gefolgt von Kindern unter 5 Jahren. Kindern im Alter von 5 bis 14 Jahren erkrankten dem australischem Gesundheitsministerium zufolge im vergangenen Jahr im Vergleich zu anderen Altersgruppen besonders selten.

Ähnliche Verbreitung wie COVID-19

Grippeviren verbreiten sich überwiegend durch Tröpfcheninfektion, insbesondere durch Partikel, die beim Husten oder Niesen entstehen und über geringe Distanz auf die Schleimhäute der Atemwege von Kontaktpersonen gelangen. Aber auch Aerosole, die länger in der Raumluft schweben, können eine Infektion verursachen. Seltener ist eine Ansteckung durch Schmierinfektion, wenn z.B. minimale Spuren von virushaltigem Nasensekret mit Hand-Mund-/Hand-Nasen-Kontakt z.B. durch Händeschütteln von einem Menschen auf den anderen gelangen.

Kleine Kinder sind besonders gefährdet

Säuglinge und Kleinkinder sind neben Schwangeren, chronisch Kranken und älteren Menschen ab 60 Jahren besonders gefährdet, schwere Grippeverläufe zu erleiden. Kinder und ältere Personen machen mehr als 60% aller Einweisungen ins Spital aufgrund einer Grippeerkrankung aus und ein Großteil (ca. 90%) der influenzabedingen Todesfälle betreffen Kinder und Ältere.

„Die Impfung von Heranwachsenden schützt aber auch andere gefährdete Personen, da Kinder besonders für die Influenzavirus-Verbreitung verantwortlich sind. Sie übertragen Grippeviren aufgrund ihrer Anfälligkeit und ihrer engen Kontakte mit anderen, wie Eltern, Geschwistern, Kindergarten- oder Schulkindern, auf viele Menschen. Sie scheiden das Grippevirus zudem länger als Erwachsene aus“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Hans Jürgen Dornbusch.

Für Kinder ab dem vollendenten 6. Lebensmonat bis zum vollendeten 24. Lebensmonat (v.a. in Gemeinschaftseinrichtungen) und für Kinder mit Kontraindikationen gegen den Lebendimpfstoff gibt es einen inaktivierten, tetravalenten (Vierkomponenten-) Impfstoff. Erhalten Kinder bis zum vollendeten 9. Lebensjahr zum ersten Mal eine Grippeimpfung, sollten 2 Impfungen im Abstand von mindestens 4 Wochen gegeben werden. Für Kinder ab dem vollendeten 24. Lebensmonat bis zum vollendeten 15. Lebensjahr steht der intranasale, tetravalente Lebendimpfstoff, d.h. ein Impfnasenspray mit vier Erregerkomponenten, zur Verfügung.

Kinder vom vollendeten 6. Lebensmonat bis zum vollendeten 15. Lebensjahr (bis einen Tag vor dem 15. Geburtstag) erhalten die Impfung in allen Bundesländern kostenfrei. Nur in Wien haben auch Jugendliche über 15 Jahre bis zur Volljährigkeit Anspruch auf eine kostenlose Impfung.

Quellen: Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (1, 2, 3), Prevention, Medscape, Australian Influenza Surveillance Report (1, 2), Springermedizin.at
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Dies ist eine Pressemeldung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.at. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des ÖGKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.