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Hat mein Kind ein „gesundes“ Gewicht und eine „normale“ Körpergröße?

Insbesondere in der Säuglingszeit kann eine ungenügende Gewichtszunahme und ein verzögertes Größenwachstum auf eine mangelhafte Aufnahme von wichtigen Nährstoffen hinweisen. Bei älteren Kindern spielen bei der Größe und beim Gewicht sehr viele Faktoren eine Rolle, wie z.B. Größe der Eltern oder Herkunft.

 „Bei den Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen misst und wiegt der/die Kinder- und Jugendarzt/Kinder- und Jugendärztin das Kind regelmäßig, um zu sicher zu stellen, dass eine gesunde Entwicklung vorliegt. Deshalb sollten Eltern sich bei Bedenken immer zuerst an ihren/ihre Kinder- und Jugendarzt/Kinder- und Jugendärztin wenden. Er/sie weiß, wie sich das Kind bisher entwickelt hat, und kann die Sorgen der Eltern richtig einordnen. So haben Kinder mit bestimmten gesundheitlichen Problemen, wie z.B. Trisomie 21, andere Wachstums- und Gewichtskurven als Kinder ohne Down-Syndrom. Wollen Eltern aber interessehalber überprüfen, wo sich das Gewicht und die Größe ihres Kindes im Vergleich zu anderen befindet, können sie dies unter wachstum.at kostenfrei erfahren. Das Programm wurde in Kooperation mit der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ), der Arbeitsgruppe Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie (APEDÖ) und der Medizinischen Universität Wien erstellt“, empfiehlt Univ. Prof.in Dr.in Gabriele Häusler, Leiterin der Ambulanz für Pädiatrische Endokrinologie und Osteologie und des Endokrinen Labors der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der Medizinischen Universität Wien. Aufgrund der umfangreichen Programmfunktionen für die Dokumentation des Langzeitverlaufs von Größe, Gewicht und von anderen Körpermessdaten eignet sich die Software von waschstum.at. auch für den Gebrauch in Ordinationen.

SDS gleich „Null“ und 50. Perzentile entsprechen dem „österreichischen Durchschnitt“

Unter Messdaten sehen Eltern eine Tabelle, die die Daten im Vergleich zu gleichaltrigen Kindern einordnet. Ob ein Kind ein altersentsprechendes Normalgewicht (oder auch „Standardgröße“) und eine im Vergleich zu österreichischen Gleichaltrigen durchschnittlich Körpergröße aufweist, gibt der SDS-Wert (Standard Deviation Score) an. Ein Wert von „0“ bedeutet „durchschnittlich“, negative Werte weisen auf unterdurchschnittliche Maße hin (z.B. geringeres Gewicht als der Durchschnitt der österreichischen Kinder, -2 starkes Untergewicht) und positive Werte auf überdurchschnittliche Zahlen (z.B. größer als der Durchschnitt der österreichischen Kinder, +2 überdurchschnittlich groß).

Die Perzentilenkurven informieren ebenso, ob das Kind in Bezug auf seine Körpergröße größer oder kleiner (oder in Bezug auf das Gewicht schwerer oder leichter) als seine Altersgenossen ist. Die fette Kurve in der Mitte (Median) entspricht der 50. Perzentile, d.h. diese Entwicklung z.B. der Körpergröße durchlaufen „durchschnittliche“ österreichische Kinder und 50% der Mädchen bzw. Jungen sind größer bzw. 50% der Mädchen bzw. Jungen sind kleiner als das gemessene Kind. Die Körpergröße an der 3.Perzentile oder auch darunter ist eine rein statistische Aussage zur Definition des Kleinwuchses und keine Diagnose - in den meisten Fällen handelt es sich um Normvarianten.
Ein Höhenwachstum auf dieser Linie besagt, dass nur 3% der Mädchen bzw. Jungen kleiner als das untersuchte Kind sind. Die 97er-Perzentile stellt den Grenzbereich zum Hochwuchs dar. Denn bei einem Wachstum unter dieser Linie sind 97% der gleichaltrigen Mädchen bzw. Jungen kleiner als das untersuchte Kind.

Verhältnis von Größe zu Gewicht ist bei Kindern altersabhängig

Der BMI (Body-Mass-Index) gibt den Anteil des Fettanteils im Vergleich zur fettfreien Körpermasse an. Er errechnet sich aus Körpergröße und -gewicht. Bei Kindern verändert sich im Laufe ihres Heranwachsens das Verhältnis von Größe zu Gewicht stärker als bei Erwachsenen. So ist der BMI bei Babys im Mittel etwas höher als bei Vorschulkindern und wächst mit dem Schuleintritt wieder an.

Regelmäßige Gewichts- und Größenkontrolle wichtig im Kampf gegen Übergewicht

In Österreich sind etwa 250.000 Kinder und Jugendliche übergewichtig oder stark übergewichtig. Die COVID-19-Pandemie hat diese Entwicklung noch begünstigt. „Die Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen sind wichtige Mittel, um eine Entwicklung in die falsche Richtung frühzeitig zu erkennen und dem rechtzeitig entgegenwirken zu können. Kinder mit Übergewicht entwickeln oft zusätzlich psychische, orthopädische und Stoffwechselprobleme, wie z.B. Zuckererkrankung. Darüber hinaus schaden zu viele Pfunde dem Herz-Kreislaufsystem. Ein zu hoher BMI in der Kindheit gehört zu den frühen Faktoren, die das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko im Erwachsenenalter erhöhen“, ergänzt Univ. Prof.in Dr.in Häusler, die auch Mitglied der ÖGKJ-Arbeitsgruppe Endokrinologie und Diabetologie ist, mit Bezug auf eine aktuelle umfangreiche Studie. Die Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen reichen bis zum Alter von 5 Jahren des Kindes. Bei Schulkindern erfassen Schulärztinnen und -ärzte neben anderen gesundheitlichen Daten regelmäßig das Gewicht und die Größe bis zum letzten Pflichtschuljahr. Um Vorsorge, Erkennung und Therapie sowie Nachsorge von Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen zu verbessern, hat die ÖGKJ mit anderen wissenschaftlichen Fachgesellschaften und Organisationen ganz aktuell nun ein nationales Konzept entwickelt.

Quellen: Paediatr. Paedolog. (1, 2), N Engl J Med.
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Dies ist eine Pressemeldung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.at. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des ÖGKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.