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Hodenhochstand: Frühe Diagnose entscheidend – keine Mutter-Kind-Pass-Untersuchung versäumen

Die Gesundheit und das Wohlbefinden in den ersten Lebensjahren legen entscheidende Weichen für das spätere Leben. Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen bis zum Alter von 2 Jahren sind deshalb besonders wichtig. Die Corona-Pandemie darf kein Grund sein, diese nicht wahrzunehmen. Der Kinder- und Jugendarzt kann bei diesen Untersuchungen beurteilen, ob sich das Kind seinem Alter entsprechend entwickelt, früh Störungen erkennen und rechtzeitig entgegenwirken, wie z.B. beim Hodenhochstand.

„Ein Hodenhochstand, ein Maldescensus testis, d.h. eine Hodenfehllage im Leistenkanal oder in der Bauchhöhle, sollte idealerweise vor dem ersten Geburtstag behandelt werden. Die oder der falsch positionierte Hoden kann zwar während der ersten sechs Lebensmonate noch spontan in den Hodensack wandern, aber später ist die Wahrscheinlichkeit gering. Erfolgt die therapeutische Korrektur der Fehllage später, droht eine verminderte Zeugungsfähigkeit und erhöht sich das längerfristige Risiko für Hodenkrebs“, warnt Prim. Univ.-Doz. Dr. Josef Oswald, der Leiter der Abteilung für Kinderurologie am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz ist. Diese Abteilung wurde 1992 als einzige derartige Abteilung Österreichs gegründet, seit 2019 ist es das nationale Referenzzentrum für seltene kinderurologische Erkrankungen.

Bei etwa 1% der Buben wandert ein Hoden oder wandern beide Hoden nicht mehr in den Hodensack. Frühgeborene haben ein hohes Risiko für einen Hodenhochstand. Wird die Position erst im Kleinkindesalter oder später korrigiert, haben Betroffene im Vergleich zur Normalbevölkerung eine deutlich verminderte Fruchtbarkeit sowie ein erhöhtes Risiko für Hodentumore.

Behandlung erfolgt idealerweise vor dem 1. Geburtstag

Die Keimzellen eines im Leistenkanal verbleibenden Hodens nehmen schon früh durch die Körpertemperatur Schaden. Denn sie benötigen eine Temperatur zwischen 32 bis 37 Grad - deshalb befinden sich die Hoden auch außerhalb des Körpers. Für das Kind selbst ist ein Hodenhochstand nicht schmerzhaft. „Der geschulte Blick des Kinder- und Jugendarztes und das Abtasten des Hodens reichen in der Regel aus, um zu beurteilen, ob der Hoden richtig liegt. Eine Ultraschalluntersuchung kann den Verdacht eines Hochstands bestätigen und außerdem durch die Möglichkeit der Größen- bzw. Volumenmessung das Wachstum des Hodens evaluieren“, erklärt Prim. Univ.-Doz. Dr. Oswald, der ein europäisch zertifizierter Facharzt für Kinderurologie ist (FEAPU: Fellow of the European Academy of Paediatric Urology). Eine operative Behandlung (Orchidopexie) ist dann in der Regel sinnvoll, diese wird, wenn nötig auch beidseitig, immer als tagesklinischer Eingriff durchgeführt. Eine Hormontherapie (durch einen Nasenspray) wird in bestimmten Fällen z.B. bei beidseitigem oder sehr hoch gelegenem Leistenhoden im 1. Lebensjahr empfohlen. Für alle Behandlungen gilt, dass sie am besten vor dem ersten Geburtstag abgeschlossen sein sollten.

„Jungen, bei denen ein Hodenhochstand behandelt wurde, haben nur noch ein sehr geringfügig erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Infertilität oder eines Hodentumors. Sie sollten deshalb vorsorglich ab dem 15. Lebensjahr regelmäßig ihren Hoden untersuchen und bei einer Vergrößerung oder Änderung Gewebes einen Arzt aufsuchen“, rät Prim. Univ.-Doz. Dr. Josef Oswald.

Quellen: MMW - Fortschritte der Medizin, springermedizin.at, Aktuelle Urologie, springermedizin.de, Urologe
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