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Impfen im Vorschulalter: Verhaltensweisen meiden, die Furcht steigern können

Eltern können das Ausmaß von Stress und Schmerzen, die ein Vorschulkind während einer Impfung empfindet, stark beeinflussen. Falsche Aussagen, wie dass es „ok“ sei, oder Kritik verstärken die Angst im Laufe der Zeit nur.

© Picture-Factory - Fotolia.com

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Zu dieser Überzeugung kommen kanadische Forscher aufgrund einer umfangreichen Untersuchung, die sich mit den Interaktionen zwischen Eltern und Kindern während Impfungen beschäftigte.

Professor Rebecca Pillai Riddell von der Faculty of Health, und Mitautorin, verfolgte über ein Jahrzehnt lang die Kinder der OUCH(Opportunities to Understand Childhood Hurt-)Kohorte. Für die Studie werteten die Forscher die Daten von 548 Kinder aus, die während der Säuglings- und / oder Vorschulimpfungen beobachtet wurden. In der Studie wurden nur Säuglinge aufgenommen, die keine Entwicklungsverzögerungen oder Beeinträchtigungen zeigten, unter keinen chronischen Erkrankungen litten, niemals auf einer neonatalen Intensivstation behandelt werden mussten und nicht früher als drei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin geboren wurden.

Die von Dr. Lauren Campbell geleitete Studie konzentrierte sich auf Kinder, die während der Vorschulimpfungen am meisten Schmerzen zeigten. Ziel war es, herauszufinden, was die Kinder verband, die die größten Schmerzen empfanden und die Impfungen am schlechtesten bewältigten. Die Experten beobachteten Kinder mit ihren Eltern mehrmals bei Impfungen in ihrer Kindheit. Dabei bewerteten sie verschiedene Verhaltensweisen, die auf Schmerz hindeuteten, wie Gesichtsaktivität (Grimassen), Beinaktivität (Zappeln mit den Beinen), Weinen und Unfähigkeit, sich trösten zu lassen, um das Ausmaß der Schmerzen bei Kindern zu messen. Die Experten erfassten auch, was Kinder und Eltern taten, um den Schmerz zu lindern.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Fähigkeit eines Vorschulkindes, beängstigende Situationen zu bewältigen, ein wirksames Mittel zur Linderung von Schmerzen ist. Kinder benötigen jedoch auch ihre Eltern, die sie während eines Impftermins unterstützen.

"Wenn Kinder Angst vor einer Spritze hatten, steigerte dies das Schmerzempfinden", berichtete Prof. Dr. Pillai Riddell. Die Daten bestätigten, dass es wichtig ist, Verhaltensweisen zu fördern, mit denen ein Kind sich selbst beruhigen kann, wie z.B. tief durchzuatmen. Ablenkungen wie das Herausziehen eines Smartphones oder das Besprechen von Plänen, was Eltern mit dem Kind nach dem Termin tun werden, verbesserten die Reaktion der Kinder auf die Spritze.

Keine falschen Beschwichtigungen

Pillai Riddell betonte, dass es besonders wichtig sei, dass Eltern negative oder belastende Verhaltensweisen vermieden. Kindern zu sagen, dass es ok sei, und immer zu wiederholen, dass ihnen nichts passieren werde, verängstige Kinder eher. Denn Eltern sagten dies i.d.R. nur, wenn etwas Bedrohliches bevorstehe. Eltern sollten ihr Kind auch nicht kritisieren, wenn es z.B. weint: "Starke Mädchen weinen nicht", "große Jungs tun das nicht" seien wenig hilfreiche Aussagen. Eltern sollten sich auch nicht bei ihrem Kind dafür entschuldigen, dass es geimpft werden müsse, so Pillai Riddell weiter: "Diese Verhaltensweisen beunruhigen Kinder und erhöhen Schmerz und Leid."

Experten weisen auch darauf hin, dass das Verhalten der Eltern während der Impfung nicht nur für die Schmerzbewältigung eines Kindes bei den Kinderimpfungen entscheidend sei, sondern auch Auswirkungen auf seine Reaktionen in der Zukunft haben könne. "Menschen, die in jungen Jahren negativ auf Ärzte reagieren, tendieren dazu, später im Leben Präventionsangebote zu meiden. Wer mit fünf Jahren Angst vor Spritzen hat, kann darunter auch noch später noch leiden."

Quelle: ScienceDaily, York University’s OUCH Cohort, Pain