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Infektion mit RS-Viren trifft kleine Kinder aus Raucherhaushalten besonders schwer

Kleine Kinder sind bei einer Infektion mit RS-Viren besonders gefährdet, Komplikationen wie Lungenentzündung zu entwickeln. Wiener Experten konnten nun nachweisen, dass Passivrauch diese Gefahr für kleine Kinder noch weiter erhöht.

Eine Infektion mit RS-Viren (Abkürzung von Respiratorische Synzytial-Virus oder englisch respiratory syncytial virus) beginnt mit Symptomen, die einer Erkältung ähneln. Die Erreger sind eine der häufigsten Ursachen für Bronchiolitis (Entzündung der kleinsten, knorpellosen Bronchien) und Lungenentzündung bei Kindern unter 1 Jahr. Viele Säuglinge müssen deshalb im Spital behandelt werden. Besonders in der kälteren Jahreszeit treten Infektionen auf.

Während eines Zeitraums von zwei RSV-Saisons zwischen 2015 und 2017 analysierten die Wiener Forscher die Daten von 185 Kindern im Alter von durchschnittlich dreieinhalb Monaten, um zu ergründen, ob die Rauchexposition Einfluss auf die Schwere der RSV-Infektion hatte. Die Experten teilten die Kinder in drei Gruppen ein: 1. Kinder ohne vorhergehender Rauchexposition, 2. Kinder mit geringer Rauchexposition und 3. Kinder mit starker Rauchexposition. Die Rauchexposition ermittelten Forscher mithilfe der Cotinin-Werte im Urin der Kinder. Cotinin ist ein Abbauprodukt von Nikotin, das mit der Menge des passiv eingeatmeten Rauchs, aber auch mit der Menge des über die Haut aufgenommenen Nikotins ansteigt. Zusätzlich sollten die Eltern Auskunft darüber geben, ob und in welchem Ausmaß Kinder Passivrauch ausgesetzt waren, Die Schwere der Erkrankung der unteren Atemwege bewerteten die Wissenschaftler mithilfe der Sauerstoffsättigung des Bluts.
Es zeigte sich, dass Kinder aus einem Raucherhaushalt bzw. die vor kurzem Rauch ausgesetzt waren, eine geringere Sauerstoffsättigung aufwiesen und schwerer erkrankten. Diejenigen Patienten, die sich in der Gruppe der Kinder mit besonders starker Rauchexposition befanden, mussten in der Regel bei der Einlieferung in das Spital Sauerstoff erhalten. Weder die Wohnungsgröße noch das Geburtsgewicht, noch vorbestehende Allergien, familiäre Lungenerkrankungen oder Asthma in der Familienanamnese, Frühgeburtlichkeit, Anzahl der Geschwister oder Rauchen während der Schwangerschaft wirkten sich im Vergleich dazu auf die Sauerstoffsättigung bzw. die Schwere der Erkrankung ähnlich aus.
Soweit sie wissen, habe ihre Studie zum ersten Mal objektiv messbar gezeigt, dass bei Kindern, die aufgrund einer RSV-Infektion stationär behandelt werden müssen, eine vorangegangene Passivrauchexposition mit einer geringeren Sauerstoffsättigung und einem schlechteren gesundheitlichen Gesamtzustand bei der Klinikeinweisung verbunden seien, fassen die Autoren zusammen. Der Kontakt mit Zigarettenrauch ist objektiv messbar durch Cotinin, der Hauptmetabolit (Hauptstoffwechselprodukt) des wichtigsten Schadstoffs im Tabakrauch ist:. Nikotin. Zwar gebe es verschiedene Studien, die subjektiv nachgewiesen haben, dass Nikotin-Exposition einen negativen Einfluss auf das klinische Ergebnis einer RSV-Bronchiolitis und andere Atemwegserkrankungen hat, aber bei ihnen fehlten objektive Messungen der Nikotinbelastung bei Kindern, ergänzen die Wiener Mediziner. Denn Fragebogendaten zum Rauchverhalten können fehlerhaft sein, da sie auf subjektiven Angaben beruhen und von der Bereitschaft der Patienten/Betreuer abhängen, zu antworten, so die Autoren. In ihrer Studie hätte es eine kleine Anzahl von Eltern/Betreuer gegeben, die sich weigerten, Angaben zur Passivrauchexposition ihres Kindes zu machen. Deren Kinder zeigten meist einen erhöhten Cotininspiegel im Urin. Ohne diese Messung wären die Expositionszahlen geringer als in der Realität ausgefallen.

Quelle:
Infection and Immunity