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Kinder mit ADHS probieren früher als andere Heranwachsende Alkohol

Eine aktuelle Studie im „Journal of Child Psychology and Psychiatry“ ergab, dass Kinder mit Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) in einem jüngeren Alter Alkohol und andere Suchtmittel probieren als diejenigen ohne ADHS. Experten beobachteten zudem, dass ADHS-Patienten häufiger bis ins Erwachsenenalter regelmäßig Marihuana und Zigaretten konsumierten.

© Joshua Resnick - Fotolia.com

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Diese umfangreiche amerikanische Studie unter der Leitung von Forschern der School of Medicine an der Universität von Pittsburgh ergab auch, dass Kinder, bei denen ADHS diagnostiziert wurde, im Kindes- und Jugendalter schneller süchtig wurden als Gleichaltrige.

"In früheren Studien zu Kinder mit ADHS und ihrem Risiko für Substanzkonsum in der Adoleszenz und im Erwachsenenalter gab es Inkonsistenzen", erklärte Brooke Molina, Ph. D., Professorin für Psychiatrie, Psychologie und Pädiatrie an der Pitt School of Medicine sowie Hauptautorin der Studie. "In dieser Studie wurde der Substanzkonsum und  missbrauch von Kindern mit und ohne ADHS über einen langen Zeitraum genau untersucht. Dabei wurde berücksichtigt, dass das Experimentieren mit bestimmten Substanzen wie Alkohol und Zigaretten mit Beginn der Oberstufe typisch ist."

Die Autoren bestätigten einen Befund für die ADHS-Gruppe, der auch meist für die Allgemeinbevölkerung gilt: Demnach kann der frühe Konsum von Suchtmitteln meist Substanzmissbrauch im Erwachsener vorhersagen. Es wurde jedoch festgestellt, dass mehr Kinder mit ADHS als gesunde Gleichaltrige früh zu Suchtmittel griffen. So tranken ADHS-Patienten etwa häufig Alkohol, noch bevor sie 15 Jahre alt wurden.

"Wir waren nicht überrascht, eine hohe Anzahl von täglichen Zigarettenrauchern unter den ADHS-Patienten zu finden, aber wir waren erstaunt, dass so viele Kinder mit ADHS später als Erwachsene wöchentlich Marihuana zu konsumierten - etwa ein Drittel der ADHS-Gruppe", fügte Molina hinzu.
Die Studie fand keine höheren Raten von Alkoholexzessen bzw. Rauschtrinken bei jungen Erwachsenen mit ADHS. Das Team warnte jedoch, dass der Alkoholkonsum zu einem größeren Gesamtbild gehört.
"Die Menge des Alkoholkonsums mussten die Teilnehmer in einem Fragebogen, bei dem das Durchschnittsalter aller Teilnehmer 25 Jahre betrug, selbst angegeben", sagte Molina. "Binge-Trinken ist sehr häufig im frühen Erwachsenenalter, aber angesichts unserer Erkenntnisse von Kindern mit ADHS, die in jüngeren Jahren anfangen zu trinken, ist es wichtig, diese Forschung fortzusetzen, damit wir wissen, wie viele junge Trinker mit ADHS anhaltende ernsthafte Probleme mit dem Trinken haben, wenn sie älter werden."

Die Forscher verfolgten 579 Kinder, bei denen ADHS diagnostiziert wurde, und bewerteten sie in regelmäßigen Abständen über einen Zeitraum von 16 Jahren von der Kindheit bis zum frühen Erwachsenenalter. Diese Studie untersuchte die Kinder in sechs Gesundheitszentren in den Vereinigten Staaten und in Kanada und umfasste Teilnehmer verschiedener Herkunft, unterschiedlichen Geschlechts, mit unterschiedlichem Bildungsniveau und Familieneinkommen.

Die Autoren empfehlen, dass Kindern mit ADHS früh routinemäßig darauf hin untersucht werden sollten, ob Substanzmissbrauch, einschließlich Rauchen, vorliegt und ob frühzeitig Maßnahmen ergriffen werden sollten. Kinder- und Jugendärzte sind die ersten Ansprechpartner und sie sollten mit Heranwachsenden früh über Substanzkonsum sprechen, lautet der Rat von Molina. "Wenn diese Kinder behandelt werden, müssen wir anfangen, ihr potenzielles Risiko für den Substanzkonsum schon in jungen Jahren zu überwachen und nicht nur mit Medikamenten, sondern unter Berücksichtigung der Vielzahl von Faktoren, die ihr Risiko erhöhen, Nikotin-süchtig zu werden und anderes Suchtverhalten zu entwickeln Störungen."

Molina fügte hinzu, dass die Verwendung von Marihuana in Anbetracht der zunehmenden Verfügbarkeit von Cannabis besonders problematisch sei und dass das Risiko und die Konsequenzen für Kinder mit ADHS weiter untersucht werden müssten.

Quelle: News Medical.Net, UPMC/University of Pittsburgh Schools oft he Health Sciences, Journal of Child Psychology and Psychiatry