„Zwar bleibt Skifahren die unfallträchtigste Wintersportart, aber bei Rodelunfällen sind Kinder besonders oft betroffen. Über ein Drittel der verletzten Schlittenfahrer sind unter 15 Jahre alt. Gefährlich sind insbesondere die Kopfverletzungen. Schwere Kopfverletzungen können sich der Universität Graz zufolge bereits ab 10 km/h ereignen“, mahnt Dr. Holger Förster, Mitglied im Vorstand der ÖGKJ sowie ein Leiter der ÖGKJ-Arbeitsgruppe Jugendmedizin und Sportmedizin, mit Bezug auf die Grazer Studie. Französische Forscher beobachteten, dass während des Lockdowns und bei geschlossenen Wintersportgebieten die Schlittenunfälle mit Kindern im Winter 2020/2021 sogar vier- bis fünfmal so hoch waren wie in den vorangegangen drei Saisonen. In Kanada hat das Montreal Children's Hospital ähnliche Erfahrungen gemacht und berichtet, dass dieser Trend auch in diesem Winter anhalte. Ein Großteil (67%) der Verletzungen ereigne sich demnach bei Zusammenstößen mit Hindernissen.
Über 2.200 Menschen erleiden jährlich in Österreich einen Rodelunfall, wobei sich durchschnittlich zwei Personen so schlimm verletzen, das sie sterben. „Helme können das Verletzungsrisiko deutlich verringern. Das gilt sowohl für einen Zusammenstoß mit einem seitlich nahenden Hindernis als auch für einen Frontalzusammenstoß. Idealerweise trägt ein Rodler noch einen Rückenschutz, um Wirbelsäulenverletzungen vorzubeugen“, rät Dr. Förster, der auch Fachgruppenobmann der Kinder- und Jugendärzte in Salzburg ist. Eine deutsche Auswertung aller Notaufnahmebesuche einer Klinik (Unfallklinik Murnau) in den Wintern 2016–2019 wies darauf hin, dass beim Schlittenfahren eine auffallend hohe Anzahl von Wirbelsäulenverletzungen zu beobachten sei.
„Fahren Eltern mit ihrem Kind zusammen auf einem Schlitten, sollte das Kind hinten sitzen. Denn ein vorne sitzendes Kind wird bei Kontakt mit einem Hindernis, wie z.B. einem Baum, zwischen diesem und dem Erwachsenen eingeklemmt“, warnt niedergelassener Pädiater in Salzburg, in Anlehnung an die Ergebnisse der Crashtests der Universität Graz. Vereiste und z.T. steile Waldwege sind als Schlittenbahn besonders unfallträchtig und nicht für Kinder geeignet. Eltern sollten einen Schlittenberg vorab auf Vereisung und Gefahrenstellen bzw. mögliche Hindernisse hin begutachten und darauf achten, dass am Ende des Bergs eine genügend flache Fläche zum Bremsen vorhanden ist.
Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) rechnet in dieser Saison in Österreich mit mindesten 25.000 Verletzten durch verschiedene Wintersportunfälle mit ein bis zwei Verletzten pro 100 Win-tersportlern. Für Minderjährige bis zum vollendeten 15. Lebensjahr gilt eine Wintersport-Helmpflicht in Salzburg, Oberösterreich, Steiermark, Niederösterreich, Kärnten, Burgenland und Wien. Rodler sind darin eingeschlossen.
Quellen: Acta Paediatr. (1, 2), Clin J Sport Med., Unfallchirurg, TU Graz, KFV (1, 2), Montreal Children's Hospital, ÖTK
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