Kurzsichtigkeit nimmt in Österreich stark zu

Eine Untersuchung belegt die Zunahme der Kurzsichtigkeit (Myopie) unter jungen Menschen bei Bundesheerrekruten. Demnach ist der Anteil der kurzsichtigen jungen Männer seit 1983 auf ein Viertel gestiegen.

Ein Team um den Medizinstatistiker und Epidemiologen Thomas Waldhör von der Abteilung für Epidemiologie des Zentrums für Public Health der MedUni Wien konnte in einer Langzeitstudie das Ansteigen der Myopie-Fälle (Kurzsichtigkeit) bei österreichischen Bundesheerrekruten nachweisen. Dafür wurden Daten von rund 1,5 Millionen stellungspflichtigen jungen Männern analysiert. Die Studie ist im British „Journal of Ophthalmology“ erschienen.

Waren im Jahr 1983 noch 13,8% der Bundesheerrekrutenkurzsichtig, so betraf dies 2017 bereits 24,4%. Für diese langfristige Beobachtungsstudie wertete das Team von Thomas Waldhör die Daten von insgesamt rund 1,5 Millionen jungen Männern aus, die zwischen 1965 und 1999 geboren wurden. Dabei handelt es sich um sogenannte „Real-World-Daten“, die als Ergänzung zu kontrollierten klinischen Studien eine bessere Abbildung reeller Verhältnisse ermöglichen, da die teilnehmenden Personen üblicherweise nicht vorselektioniert werden und die wirkliche Lebenswelt besser repräsentieren können. Die Datenanalyse zeigte außerdem, dass die Prävalenz auch bei jungen Männern mit einem niedrigeren Bildungsniveau deutlich zugenommen hat. Lag der Anteil jener mit einer Myopie 1983 noch bei 11,4%, so waren es 2017 bereits 21,7%. Bei den Rekruten mit einem höheren Bildungsniveauhatten1983 noch 24,5% eine Myopie, und 2017 waren es 29,6%. Die Differenz der beiden Gruppen wurde somit geringer. Schließlich zeigten die Resultate noch, dass die Prävalenz bei untergewichtigen Männern und höherer Ruhepulsrate höher war als bei normalgewichtigen. „Dieses Ergebnis könnte auf einen Zusammenhang zwischen körperlicher Fitness und Myopie bei jungen Männern hinweisen“, so Waldhör. Als Ursachen für das allgemeine Ansteigen der Kurzsichtigkeit werden vor allem Nah-Feld-Tätigkeiten, also Aktivitäten in unmittelbarer Augennähe, wie Lesen oder das häufige Schauen auf kleine Displays vermutet. Die verringerte Differenz zwischen den Bildungsgruppen lässt sich wahrscheinlich mit der vermehrten Verwendung von bildschirmbasierten Tätigkeiten in allen Bildungsgruppen erklären. Junge Menschen, die sich viel im Freien aufhalten und Sport betreiben, zeigen dagegen weniger oft Myopien als jene, die selten Outdoor-Aktivitäten betreiben. Der kausale Zusammenhang ist medizinisch noch nicht geklärt, aber es gibt Hinweise auf den Einfluss von Lichtstärke, der Art des Lichtes und Lichtintensität auf das Auge.

Quelle: Pressemeldung der Universität Wien, Journal of Ophthalmology